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Balkonkraftwerke: Eine Million Anlagen in Deutschland

Mini-Solaranlagen liegen im Trend: In nur zwölf Monaten hat sich ihre Zahl verdoppelt. Die Energiewende erreicht damit auch Mieter in deutschen Städten – mit Unterstützung der Politik. Neue Daten zeigen, welche Bundesländer vorn liegen und was Eigentümer wie Mieter jetzt beachten sollten.
11.06.2025 10:21
Lesezeit: 3 min
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Zahl der Balkonkraftwerke steigt auf eine Million

Die Zahl der Balkonkraftwerke in Deutschland hat sich innerhalb eines Jahres etwa verdoppelt und liegt aktuell bei rund einer Million. Das geht aus Daten des Marktstammdatenregisters und aus Schätzungen des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) hervor. "Wir gehen davon aus, dass das einmillionste Steckersolargerät bereits in Betrieb ist, weil noch Nachmeldungen bei der Bundesnetzagentur ausstehen", sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.

Kleine Anlagen, große Wirkung

Balkonkraftwerke – offiziell Steckersolargeräte genannt – sind kompakte Solaranlagen. Häufig werden sie an Balkonen montiert – daher der Name –, das ist aber nicht zwingend. Ihre Anschlussleistung ist auf 800 Watt begrenzt. Bei Sonnenschein speisen sie ihre Energie über eine Steckdose in das heimische Netz des Besitzers ein, der dadurch weniger Strom von seinem Versorger beziehen muss.

Diese Ersparnis ist der finanzielle Ertrag der Anlage. Erzeugt sie mehr, als man selbst verbraucht, wird der Überschuss ohne Vergütung ins Netz eingespeist. Geräte mit eigenem Stromspeicher gelten laut BSW nicht als Steckersolargeräte – für sie gelten leicht abweichende Regeln.

"Die Anschaffung eines Balkonkraftwerks kann sich nach zweieinhalb bis fünf Jahren amortisiert haben", hieß es vor rund einem Monat in einer Analyse des Vergleichsportals Verivox. Am ertragreichsten sei es, wenn der Balkon nach Süden zeigt, die Module leicht geneigt montiert sind und kein Schatten auf die Solarmodule fällt.

Zahlen und Aussichten

Das Marktstammdatenregister wies – Stand Dienstag – 975.583 Anlagen als in Betrieb aus. Weitere rund 20.000 sind vorübergehend oder endgültig stillgelegt. Die Zahlen des Registers hinken der tatsächlichen Zahl der Balkonkraftwerke typischerweise etwas hinterher. Darauf weist auch die Bundesnetzagentur hin.

Grund dafür ist zum einen die einmonatige Nachmeldefrist, zum anderen werden manche Anlagen trotz Meldepflicht schlicht nie registriert. Die halbe Million war Anfang Juni 2024 überschritten worden – also vor ziemlich genau einem Jahr.

In einer Verivox-Umfrage, die nach Unternehmensangaben repräsentativ ist, gaben neun Prozent der 1.007 Befragten an, sie hätten bereits ein Balkonkraftwerk. Siebzehn Prozent planen, eines anzuschaffen. Rund einundzwanzig Prozent haben keinen Platz, für fünfzehn Prozent lohnt sich die Mini-Solaranlage nach eigener Einschätzung nicht. Neunzehn Prozent der Befragten wollen grundsätzlich kein Balkonkraftwerk.

Vereinfachung durch die Politik

Regelungen der alten Ampel-Koalition haben die Nutzung von Balkonkraftwerken deutlich erleichtert – unter anderem durch eine Erlaubnispflicht für Vermieter und Wohnungseigentümer, hieß es vom BSW. Die ursprüngliche Initialzündung für den Boom der Anlagen waren die stark gestiegenen Strompreise nach Beginn des Ukraine-Krieges.

Hoffnung auf die Innenstädte

"Nachdem Solardächer in Eigenheimsiedlungen längst Standard sind, wird der Solarboom auf Balkonien nun zunehmend auch das Bild der Innenstädte prägen", sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Körnig. "Immer breitere Bevölkerungsschichten profitieren von der solaren Energiewende."

Balkonkraftwerke ermöglichen es Menschen, direkt an der Energiewende teilzuhaben und davon zu profitieren. Ihr Anteil an der bundesweiten Stromerzeugung ist jedoch eher gering. Zusammengenommen erreichen die aktuell registrierten Anlagen eine maximale installierte Leistung von rund 0,9 Gigawatt. Alle Solaranlagen Deutschlands – also inklusive Dach-, Freiflächen- und sonstiger Anlagen – kommen auf mehr als das Hundertfache.

Die meisten Anlagen in NRW und Bayern

Die bundesweit meisten Balkonkraftwerke sind mit 194.077 in Nordrhein-Westfalen in Betrieb. Dahinter folgt Bayern mit 148.284 Eintragungen im Marktstammdatenregister. Auch hier gilt: Die tatsächlichen Zahlen dürften etwas höher liegen – Nordrhein-Westfalen hat die Grenze von 200.000 vermutlich bereits überschritten. Im Kampf um Platz drei liegt Niedersachsen mit 127.879 eingetragenen Anlagen derzeit knapp vor Baden-Württemberg mit 127.665.

Dahinter folgen Hessen mit 73.898, Rheinland-Pfalz (58.085), Sachsen (54.415), Schleswig-Holstein (41.106) und Brandenburg mit 34.157 Anlagen. In Sachsen-Anhalt sind es 26.576, in Thüringen 25.706 und in Mecklenburg-Vorpommern 20.838. Berlin kommt auf 18.445, gefolgt vom Saarland mit 12.130. Die wenigsten Anlagen finden sich in Hamburg mit 7.202 und Bremen mit 5.118. Die Dichte ist dabei gerade in Stadtstaaten geringer – unter anderem, weil dort weniger Menschen über geeignete Orte zur Installation verfügen.

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