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Winterstrom-Lösung von Axpo: Windenergie als perfekte Ergänzung zur Solarenergie

Die Schweizer Energieproduzentin setzt auf intelligente Technologie-Kombination -- 65 Prozent der Windstrom-Produktion fallen in die kritischen Wintermonate
12.06.2025 13:28
Lesezeit: 5 min
Winterstrom-Lösung von Axpo: Windenergie als perfekte Ergänzung zur Solarenergie
(Bildquelle: dpa)

Die Schweizer Energieversorgung steht vor einer fundamentalen Herausforderung: Während im Sommer durch Solarenergie zunehmend Strom im Überfluss vorhanden ist, droht in den Wintermonaten eine kritische Versorgungslücke. Axpo, die führende Energieproduzentin der Schweiz, hat eine strategische Lösung für dieses Problem identifiziert: die intelligente Kombination von Wind- und Solarenergie als komplementäre Technologien.

Das Winterstrom-Problem der Schweiz

Die Schweiz produziert derzeit etwa elf Prozent ihres jährlichen Stromverbrauchs durch Solaranlagen. Im Winter ist dieser Anteil jedoch deutlich geringer, da die Sonneneinstrahlung schwächer ist und die Tage kürzer sind. Gleichzeitig steigt in der kalten Jahreszeit der Energiebedarf durch Heizung und Beleuchtung erheblich an.

Diese saisonale Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage führt dazu, dass die Schweiz im Winter stark auf Stromimporte angewiesen ist. Eine problematische Abhängigkeit, die durch den geplanten Ausstieg aus der Kernenergie und den steigenden Strombedarf durch Elektromobilität und Wärmepumpen noch verschärft wird.

Axpo hat in ihrer Analyse eine bemerkenswerte Erkenntnis gewonnen: Windenergie produziert genau dann am meisten, wenn andere erneuerbare Energiequellen schwächeln. Rund 65 Prozent der jährlichen Windstrom-Produktion fallen in die Wintermonate – eine ideale Ergänzung zum sommerstarken Solarstrom.

Windenergie: Der unterschätzte Winterstrom-Lieferant

Die strategische Bedeutung der Windenergie für die Schweizer Winterversorgung wird durch wissenschaftliche Daten untermauert. Windenergieanlagen zeigen eine hohe saisonale Verfügbarkeit, die sich optimal mit den Bedürfnissen des Schweizer Stromsystems deckt.

"65 Prozent der Stromproduktion einer Windenergieanlage fallen in den Winter – genau dann, wenn wir sie am dringendsten brauchen", erklärt Cédric Aubert, Leiter Wind Schweiz bei Axpo. Diese zeitliche Verteilung ergibt sich aus den meteorologischen Bedingungen: Im Winter steigen sowohl die durchschnittliche Windstärke als auch die Luftdichte aufgrund der kälteren Temperaturen.

Die komplementäre Produktion von Wind- und Solarenergie zeigt sich nicht nur saisonal, sondern auch im Tagesverlauf. Während Solaranlagen tagsüber und im Sommer am produktivsten sind, liefert Windenergie oft nachts und im Winter mehr Strom. Diese Kombination sorgt für eine ausgewogene und zuverlässige Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen.

Axpos strategische Vision für den Energiemix

Die Energieversorgerin verfolgt eine klare Strategie zur Optimierung des Schweizer Energiemix. Durch die gezielte Kombination verschiedener erneuerbarer Technologien will Axpo ein ausgewogenes und stabiles Versorgungssystem schaffen.

"Windenergie ist für die Schweiz kein Nice-to-have, sondern ein zentraler Baustein für eine verlässliche, klimafreundliche Stromversorgung – gerade im Winter", betont Christoph Brand, CEO von Axpo. "Wir dürfen dieses Potenzial nicht länger ungenutzt lassen, zumal Windenergie eine perfekte Ergänzung zu bestehenden Technologien darstellt."

Die Schweiz verfügt über eine ausgezeichnete Ausgangslage für einen funktionierenden Technologiemix. Wind- und Solarenergie sowie Wasserkraft ergänzen sich optimal: Wenn der Wind genügend weht und die Sonne scheint, muss weniger Wasser turbiniert werden oder kann sogar wieder in die Höhe gepumpt werden.

Technische Synergien im Stromnetz

Die Integration von Windenergie in das bestehende Schweizer Stromsystem bietet erhebliche technische Vorteile. Windenergie ist zwar nicht steuerbar, aber gut vorhersehbar – sogar stundenweise. An den Strommärkten wird Energie im Viertelstundentakt gehandelt, und Windstrom kann effizient genutzt werden.

Axpo kann Windenergie optimal in ein breites Portfolio integrieren, das Wind-, Solar-, Wasser- und Kernenergie umfasst, um den Bedarf jederzeit zu decken. Die räumliche Verteilung der Windenergieanlagen über ein weites Gebiet führt zu einem ausgewogeneren Produktionsprofil und stabilisiert das Gesamtsystem.

Besonders vorteilhaft ist die Eigenschaft der Windenergie, zur Stabilisierung der Stauseen beizutragen. In der Zeit, in der Windenergie produziert, entleeren sich die Stauseen weniger rasch. Deshalb wird Windenergie künftig entscheidend für die Versorgungssicherheit sein, die wiederum für eine wettbewerbsfähige Schweiz unerlässlich ist.

Europäischer Vergleich zeigt enormes Aufholpotenzial

Ein Blick auf die europäischen Nachbarländer verdeutlicht das brachliegende Potenzial der Schweiz. Während Windenergie in Europa bereits 20 Prozent zur Stromproduktion beiträgt – in Deutschland waren es 2024 sogar über 30 Prozent –, liegt der Anteil in der Schweiz bei lediglich 0,3 Prozent.

Axpo schätzt das nutzbare Potenzial von Windkraft in der Schweiz auf 10 Terawattstunden, davon rund 5,9 Terawattstunden im Winter. Derzeit liegt die Windstromproduktion bei lediglich 0,2 Terawattstunden pro Jahr – ein enormes ungenutztes Potenzial.

Praktische Umsetzung der Komplementarität

Die praktische Umsetzung der Wind-Solar-Komplementarität zeigt sich bereits in den konkreten Projekten von Axpo. Die Energieversorgerin plant ihre Windparks strategisch so, dass sie optimal zur bestehenden Solarinfrastruktur passen.

Bei der Standortwahl berücksichtigt Axpo nicht nur die Windverhältnisse, sondern auch die Komplementarität zur regionalen Solarproduktion. In Gebieten mit hoher Solardichte können Windanlagen besonders wertvoll sein, da sie die lokale Energieversorgung auch in den Abend- und Nachtstunden sowie in den Wintermonaten sicherstellen.

Die geplanten Projekte am Flumserberg, Dreibündenstein und Tannenberg sind Beispiele für diese strategische Herangehensweise. Diese Standorte wurden nicht nur aufgrund ihrer Windverhältnisse ausgewählt, sondern auch wegen ihrer Fähigkeit, das regionale Energiesystem zu stabilisieren und die Importabhängigkeit zu reduzieren.

Wirtschaftliche Vorteile der Technologie-Kombination

Die Kombination von Wind- und Solarenergie bietet auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Während Solarstrom hauptsächlich tagsüber produziert wird, wenn die Strompreise oft niedriger sind, kann Windstrom auch in den Abend- und Nachtstunden erzeugt werden, wenn die Preise typischerweise höher sind.

"Je höher der durchschnittlich gelöste Strompreis einer Anlage, desto höher ist deren Wertigkeit", erklärt Axpo in ihrer Analyse. "Die Wertigkeit einer Windturbine ist tendenziell höher als die einer Photovoltaikanlage, denn eine Windturbine kann auch in der Nacht und bei bewölktem Wetter Strom erzeugen."

Diese höhere Wertigkeit macht Windenergie zu einer besonders attraktiven Investition für Energieversorger und trägt zur Wirtschaftlichkeit des gesamten erneuerbaren Energiesystems bei.

Systemstabilität durch Diversifikation

Ein weiterer entscheidender Vorteil der Wind-Solar-Kombination liegt in der erhöhten Systemstabilität. Durch die Diversifikation der Energiequellen wird das Risiko von Versorgungsengpässen erheblich reduziert.

Da im Winter mehr Windenergie als Solarenergie zur Verfügung steht, ist für ein ausgeglichenes Jahresprofil ein grösserer Anteil an Windenergie erforderlich. Diese Erkenntnis fliesst direkt in die Planungen von Axpo ein, die entsprechend dimensionierte Windkapazitäten vorsehen.

Die Wetterabhängigkeit der erneuerbaren Energien kann durch die intelligente Kombination verschiedener Technologien sowie durch Energiespeicher und überregionale Stromnetze bewältigt werden. Diese Lösungen gleichen die Schwankungen der Energieproduktion aus und stellen ihre Integration in das Energiesystem sicher.

Beitrag zur Klimaneutralität

Die strategische Kombination von Wind- und Solarenergie leistet einen wesentlichen Beitrag zu den Schweizer Klimazielen. Beide Technologien sind nahezu CO2-frei und ermöglichen es, fossile Brennstoffe schrittweise zu ersetzen.

Ein Windpark produziert während seiner Lebensdauer 45-mal mehr Energie, als für seine Herstellung benötigt wird. Diese ausgezeichnete Energiebilanz macht Windenergie zu einer der nachhaltigsten Formen der Stromerzeugung.

Durch die Kombination mit Solarenergie kann die Schweiz ihre Abhängigkeit von fossilen Energieimporten erheblich reduzieren und gleichzeitig ihre Klimaziele erreichen. Die komplementäre Produktion beider Technologien stellt sicher, dass zu jeder Jahreszeit ausreichend erneuerbare Energie zur Verfügung steht.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Umsetzung der Wind-Solar-Strategie von Axpo steht vor verschiedenen Herausforderungen. Dazu gehören regulatorische Hürden, gesellschaftliche Akzeptanz und technische Integrationsanforderungen.

Die Abhängigkeit erneuerbarer Energien von wechselnden Wetterbedingungen erfordert verschiedene Strategien: überregionale und intelligente Stromnetze, flexible Marktmechanismen und Energiespeicher. Pumpspeicherkraftwerke, Batteriespeicher und die Herstellung von Wasserstoff sind zentrale Elemente zur Bewältigung von Schwankungen.

Axpo setzt auf eine umfassende Herangehensweise, die sowohl die technischen als auch die gesellschaftlichen Aspekte berücksichtigt. Durch transparente Kommunikation und die Einbindung lokaler Gemeinden will die Energieversorgerin die Akzeptanz für ihre Projekte fördern.

Zukunftsperspektive: Intelligente Energiesysteme

Die Vision von Axpo geht über die einfache Addition von Wind- und Solarkapazitäten hinaus. Das Unternehmen arbeitet an der Entwicklung intelligenter Energiesysteme, die verschiedene erneuerbare Technologien optimal miteinander verknüpfen.

Moderne Prognosesysteme ermöglichen es, Wind- und Solarproduktion präzise vorherzusagen und entsprechend zu planen. Smart-Grid-Technologien sorgen für eine optimale Verteilung der Energie, während Speichertechnologien die zeitliche Entkopplung von Produktion und Verbrauch ermöglichen.

"Diese saisonale Ergänzung ist entscheidend, um die Abhängigkeit von Importstrom zu reduzieren und zusammen mit der Wasserkraft das Stromsystem zu stabilisieren", fasst Axpo die strategische Bedeutung zusammen.

Der Schlüssel zur Energiesicherheit

Die strategische Kombination von Wind- und Solarenergie durch Axpo bietet eine praktikable Lösung für die Schweizer Winterstrom-Herausforderung. Durch die komplementäre Produktion beider Technologien kann eine zuverlässige, klimafreundliche und wirtschaftlich attraktive Energieversorgung gewährleistet werden.

Mit ihrer umfassenden Wind-Solar-Strategie positioniert sich Axpo als Wegbereiterin für ein modernes, nachhaltiges Energiesystem. Die geplanten Windparks sind nicht nur Infrastrukturprojekte, sondern strategische Bausteine für die Energiesicherheit der Schweiz.

Die Kombination von technologischer Innovation, wirtschaftlicher Vernunft und ökologischer Verantwortung macht Axpos Ansatz zu einem Modell für die erfolgreiche Energiewende. Windenergie als perfekte Ergänzung zur Solarenergie – das ist der Schlüssel zu einer sicheren, nachhaltigen Energiezukunft der Schweiz.


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