Technologie

Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech aus Skandinavien die letzte Rettung für Cherson – oder nur ein Vorgeschmack auf die geopolitische Kommerzialisierung der Katastrophe?
21.06.2025 17:14
Lesezeit: 2 min
Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
Notstand in Cherson: Die Bevölkerung ist ohne Wasserzugang. (Foto: dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire | Alex Chan) Foto: Alex Chan

Vertrag mit Kiew: 40 Anlagen für sauberes Trinkwasser

Das schwedische Unternehmen Wayout will gemeinsam mit Siemens und Alfa Laval die akute Wasserkrise in der südukrainischen Region Cherson bewältigen – ein Auftrag im Wert von rund 70 Millionen Euro. Geliefert werden sollen Mikrosysteme zur Wasseraufbereitung in einem Gebiet, das seit der Sprengung eines großen Staudamms vor zwei Jahren kein sauberes Wasser mehr hat. Das berichtet das Nachrichtenportal Dagens Industri.

Das schwedische Innovationsunternehmen Wayout hat zusammen mit seinen Industriepartnern Siemens und Alfa Laval ein Vertragswerk mit der ukrainischen Regierung unterzeichnet. Geliefert werden sollen 40 modulare Anlagen, die Wasser reinigen, mineralisieren und in plastikfreien Behältern abfüllen. Im Fokus steht die Region Cherson, wo das Grundwasser seit der Zerstörung eines Wasserkraftdamms im Sommer 2023 kontaminiert ist.

Notstand in Cherson: Bevölkerung ohne Wasserzugang

„In mehreren Dörfern gibt es kein kommunales Wasser. Im Winter kochen die Menschen Schnee auf, Wasser wird mit Lkw geliefert. Viele trinken ungeeignetes Wasser – das ist eine entsetzliche Situation“, sagt Ulf Stenerhag, Gründer von Wayout. Der Kontakt zur ukrainischen Regierung kam durch ein bilaterales Ministertreffen zwischen Schweden und der Ukraine zustande.

Finanzierung über Equitix und die Europäische Investitionsbank

Das Gesamtvolumen des Projekts beträgt rund 70 Millionen Euro. Laut Stenerhag ist das zur Ikea-Sphäre gehörende Investmenthaus Equitix bereit, als Finanzier einzusteigen.

Für die ersten zwei bis fünf Wasserreinigungsanlagen gebe es zudem Gespräche mit der Europäischen Investitionsbank (EIB), die eine Förderung bewilligen könnte. Die Förderanträge würden von der Ukraine gestellt, erklärt Stenerhag.

„In den am stärksten betroffenen Gebieten leben alte Menschen ohne Geld. Deshalb müssen wir verdammt schnell Wege finden, Subventionen bereitzustellen, damit sie Zugang zu sauberem Wasser bekommen“, sagt Stenerhag.

Politische Risiken: Versicherung und staatliche Garantien

Für die 40 vertraglich vereinbarten Anlagen übernimmt die EIB eine sogenannte politische Risikoversicherung. Darüber hinaus hofft man auf Garantien durch die schwedische Exportkreditagentur EKN, die kürzlich ihren Risikozeitraum verlängert hat.

„Bei Infrastrukturprojekten sind zweijährige Kreditversicherungen für die Kunden zu teuer. Jetzt, da sich die Regeln geändert haben, kann die EKN hoffentlich eine wichtige finanzielle Stütze werden“, erklärt er.

Erstlieferung im September – dann schrittweiser Ausbau

Die ersten zwei Einheiten sollen bis Mitte September geliefert werden. Weitere sollen in den nächsten Jahren schrittweise folgen. Siemens verantwortet die Automatisierung und Cloud-Anbindung der Systeme, Alfa Laval die Konstruktion und den Bau der Anlagen.

Dezentral, robust, schwer zerstörbar – das Systemdesign

„Sobald sie stehen, werden sie dort 30 Jahre und länger betrieben werden – moderner als viele europäische Wasserwerke“, sagt Stenerhag. Die Wasseraufbereitungsanlagen sind dezentral konzipiert und nicht größer als ein Container – was sie schwerer angreifbar macht. Sie benötigen zudem nur minimale Bedienung. „Wir schaffen einige lokale Arbeitsplätze, aber pro System reichen etwa zehn Personen“, so Stenerhag.

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