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Drohnenhersteller Helsing: Deutschlands wertvollstes Start-up erhält 600 Millionen Euro von Investoren

Der Drohnenhersteller Helsing sorgt für Schlagzeilen: Mit einer Milliardenbewertung steigt das Rüstungsunternehmen zum wertvollsten deutschen Start-up auf. Doch wie verändern autonome Drohnen, KI-Systeme und massive Investitionen den militärischen Markt – und welche Rolle spielt Europa dabei?
17.06.2025 12:27
Aktualisiert: 17.06.2025 12:27
Lesezeit: 3 min
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Drohnenhersteller Helsing: Rekordbewertung nach Serie-D-Finanzierungsrunde

Der auf KI-Technologie spezialisierte Drohnenhersteller Helsing hat in einer neuen Serie-D-Finanzierungsrunde 600 Millionen Euro eingesammelt. Das Münchener Rüstungsunternehmen wird nun mit 12 Milliarden Euro bewertet und ist damit das wertvollste deutsche Start-up. Insgesamt hat Helsing seit seiner Gründung im Jahr 2021 nun 1,37 Milliarden Euro an Investorengeldern erhalten.

Angeführt wurde die aktuelle Kapitalrunde von Prima Materia, der Beteiligungsfirma des Spotify-Gründers Daniel Ek. Auch bestehende Investoren wie Lightspeed Ventures, Accel, Plural, General Catalyst und der schwedische Rüstungskonzern Saab sowie neue Geldgeber wie BDT & MSD Partners beteiligten sich erneut. „Europa stärkt seine Verteidigungskapazitäten als Reaktion auf die sich ändernden geopolitischen Herausforderungen rasch. Damit besteht ein dringender Bedarf an Investitionen in fortschrittliche Technologien, die die strategische Autonomie und Sicherheitsbereitschaft gewährleisten“, begründete Ek seine Entscheidung, weiter in den Drohnenhersteller Helsing zu investieren.

Militärische KI und Drohnen im Fokus

Helsing ist vor allem durch seine Drohnenmodelle bekannt geworden. Während das Modell HF-1 bereits in der Ukraine im Einsatz ist, setzt das Unternehmen zunehmend auf die Kamikaze-Drohne HX-2, die künftig ebenfalls im Ukraine-Krieg verwendet werden soll. Die Bundeswehr prüft derzeit den Einsatz dieser neuen Drohnengeneration.

Das Hauptprodukt von Drohnenhersteller Helsing sei laut Mitgründer Niklas Köhler „die Intelligenz, die auf der Drohne sitzt“. Gemeint ist die eigens entwickelte KI-Technologie, die die autonomen Funktionen der Drohnensysteme steuert. Helsing ist in der Lage, bestehende Waffensysteme mit seiner KI-Software zu modernisieren – ob bei Panzern, Kampfflugzeugen oder U-Booten.

In einem Test ließ der schwedische Rüstungskonzern Saab ein Kampfflugzeug vom Typ Gripen E von der KI-Software "Centaur" aus dem Hause Helsing autonom steuern. In simulierten Luftkämpfen trat der Jet gegen einen von einem Piloten geflogenen Flieger an – ein klarer Sieger wurde dabei nicht festgestellt. Dennoch gilt das als Beleg dafür, dass künstliche Intelligenz in der militärischen Luftfahrt zunehmend eine Schlüsselrolle einnimmt.

Unterwasser-Drohnen zum Schutz kritischer Infrastruktur

Neben fliegenden Drohnen setzt Drohnenhersteller Helsing auch auf maritime Systeme. Jüngst präsentierte das Start-up eine Unterwasserdrohne zur Aufklärung und zum Schutz kritischer Infrastruktur wie Pipelines und Datenkabel. Diese könne bis zu drei Monate lang patrouillieren und unter Wasser nach Bedrohungen suchen.

Begleitet wird die Unterwasserdrohne von der Softwareplattform Lura. Diese ermöglicht eine dauerhafte Unterwasserüberwachung und kann Geräusche von Schiffen und U-Booten „mit bisher unerreichter Empfindlichkeit und Genauigkeit klassifizieren und lokalisieren“, so das Unternehmen. Damit reagiert Helsing auf die wachsenden Anforderungen westlicher Staaten, ihre maritime Infrastruktur besser gegen Sabotage und Spionage zu schützen.

Internationale Investoren setzen auf Helsing

Die Beteiligung von Daniel Ek über Prima Materia hat nicht nur symbolischen Wert – sie ist Ausdruck einer strategischen Neuausrichtung Europas im Bereich der Verteidigung. „Die Welt wird auf mehr Arten als je zuvor auf die Probe gestellt“, sagte Ek. Das habe den Zeitplan für die Finanzierung beschleunigt.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Bewertung des Unternehmens von rund fünf Milliarden Euro auf nun 12 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Damit verdrängt Drohnenhersteller Helsing das Softwareunternehmen Celonis von der Spitze der wertvollsten Start-ups in Deutschland. Spotify-Gründer Ek hatte bereits 2021 bei Helsing investiert. Mit der neuen Runde baut er seinen Anteil weiter aus und unterstreicht seine Überzeugung von der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Laut Financial Times wurde Helsing durch die aktuelle Bewertung in die Spitzengruppe der wertvollsten Start-ups Europas katapultiert.

Expansion durch Übernahme und neue Systeme

Nicht nur durch neue Technologien, auch durch Zukäufe will der Drohnenhersteller Helsing wachsen. Anfang Juni gab das Unternehmen die Übernahme des Flugzeugbauers Grob Aircraft bekannt. Mit dem Kauf will Helsing seine Hardwarekompetenz ausbauen – ein wichtiger Schritt, da reine Softwarelösungen in der Verteidigungsindustrie bislang schwer zu beschaffen sind. Der Zukauf bringt 275 zusätzliche Mitarbeiter.

Im Schulterschluss mit dem schwedischen Saab-Konzern will Helsing darüber hinaus den Eurofighter für die elektronische Kampfführung aufrüsten. Ziel ist es, westliche Kampfflugzeuge mit hochentwickelter KI-Technologie zu versehen und damit für moderne militärische Anforderungen fit zu machen.

Teil einer neuen Generation von Defense-Tech-Start-ups

Drohnenhersteller Helsing bildet zusammen mit dem Münchener Unternehmen Quantum Systems und dem Robotik-Start-up Arx Robotics eine neue Generation deutscher Defense-Tech-Firmen. Alle drei haben mittlerweile Aufträge von NATO-Staaten erhalten. Quantum Systems wurde erst kürzlich durch eine Finanzierungsrunde zum sogenannten Einhorn – einem Unternehmen mit einer Bewertung von über einer Milliarde Dollar. Während sich Helsing nun als wertvollstes deutsches Start-up etabliert hat, liegt das weltweit wertvollste Defense-Tech-Start-up in den USA: Anduril wird mit über 30 Milliarden Dollar bewertet und konnte im Juni 2,5 Milliarden Dollar an frischem Kapital einsammeln.

Mit seinem Fokus auf Drohnen, autonome Systeme und KI-Technologie hat sich Drohnenhersteller Helsing als Schlüsselfirma in Europas Verteidigungsstrategie positioniert – ein Aufstieg, der nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch zunehmend an Bedeutung gewinnt.

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Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

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