Israel zeigt: Krieg muss keine Inflation auslösen
Innerhalb von zwei Jahren hat Israel seine Militärausgaben massiv erhöht, das Haushaltsdefizit deutlich ausgeweitet und die Geldmenge stark erhöht. Doch die Inflation bleibt stabil. Daraus ergibt sich eine Lehre für alle, die sich weltweit vor kriegsbedingter Inflation fürchten, so die Wirtschaftspublikation Puls Biznesu.
Viele Experten befürchten nicht zu Unrecht, dass steigende Militärausgaben zu dauerhaft erhöhter Inflation führen. So warnte etwa EZB-Präsidentin Christine Lagarde kürzlich: „Höhere Verteidigungsausgaben in Sektoren mit begrenzten Produktionskapazitäten könnten inflationsfördernd wirken.“ Doch dieser Zusammenhang ist theoretisch nicht zwingend gegeben. Daher an dieser Stelle ein interessantes Fallbeispiel: das heutige Israel.
Israel ist in den Jahren 2023–2024 ein mustergültiges Beispiel für einen kriegsbedingten Nachfrageschock. Die Regierung erhöhte ihre Militärausgaben von 4,5 auf fast 9 Prozent des BIP. Ursprünglich war für dieses Jahr eine Reduktion vorgesehen – angesichts des neuen Krieges mit dem Iran ist davon jedoch kaum auszugehen. Das Haushaltsdefizit stieg von nahezu null auf über 8 Prozent des BIP. Gleichzeitig beschleunigte sich das Wachstum der Geldmenge von 1,5 % Mitte 2023 auf 12 % im Herbst 2024. Auch der massive Einzug von Arbeitskräften zum Militär reduzierte das Arbeitskräfteangebot deutlich.
Diese Kombination erinnert an den pandemischen Schock: Die Wirtschaft rutscht in die Rezession, während der Staat zusätzliche Kaufkraft einspeist. Das Ausmaß war etwa halb so groß wie während der Corona-Zeit – aber dennoch erheblich.
Und die Inflation?
Sie blieb im gesamten Kriegszeitraum bemerkenswert stabil. Mitte 2023 lag die Teuerung bei 3,3 %, Ende 2024 bei 3,2 % – aktuell bei 3,1 %. Und das, obwohl die Notenbank selbst ein „Nachfrageüberhang“ (excess demand) im Markt feststellte.
Der Fall ist nicht nur geopolitisch interessant, sondern erlaubt auch Einsichten über die Inflationsursachen in einer Volkswirtschaft mit massivem Defizit. Er bietet Anknüpfungspunkte für Länder mit ähnlichem Profil – etwa hohe Verteidigungsausgaben, Haushaltsdefizit und Fachkräftemangel. Es geht dabei nicht um einen Vergleich Israels mit anderen Staaten im Ganzen, sondern nur um makroökonomische Parallelen.
Der israelische Fall zeigt: Von den drei klassischen Inflationsfaktoren – Nachfrageschocks, Angebotsschocks und Inflationserwartungen – könnte Letzterer entscheidend sein. Obwohl sowohl Nachfrage als auch Produktionskapazitäten gestört waren, blieb die Inflation stabil. Der Grund: starkes Vertrauen in die Währung. Dieses Vertrauen wiederum basiert auf der Entschlossenheit von Regierung und Zentralbank, Preis- und Schuldenstabilität zu garantieren.
Die Regierung kommunizierte während des gesamten Kriegs klar, dass das Defizit nur temporär sei – und kündigte Sparmaßnahmen an: Steuererhöhungen, Ausgabenkürzungen, Haushaltsdisziplin. Nach Einschätzung der Zentralbank stärkte dies das Vertrauen der Investoren und senkte die Risikoprämien. Die Bank selbst betonte ihre Bereitschaft, Preisstabilität und Währungsstärke zu wahren. Der Schekel ist heute stärker als noch vor ein oder zwei Jahren.
Nicht zu vergessen:
Israel profitierte in den Jahren 2024–2025 auch von einem globalen Rückgang bei Energie- und Rohstoffpreisen – ein günstiger externer Faktor, der den Gesamteindruck beeinflusst.
Doch die zentrale Lehre bleibt: Die Bedeutung von Glaubwürdigkeit – sowohl der Notenbank als auch der Fiskalpolitik – lässt sich kaum überschätzen.