Kriegsmetalle Antimon und Wolfram: Der unterschätzte Motor des Rüstungsbooms
Mit dem globalen Wettrüsten rückt ein bislang übersehener Faktor in den Fokus: die Rohstoffe, die moderne Waffen erst möglich machen. Antimon und Wolfram – strategische Metalle mit militärischer Schlüsselbedeutung – erleben eine Nachfragewelle. Während Investoren Rüstungsfirmen längst als Gewinner erkannt haben, bietet der Blick auf deren Zulieferer eine neue Perspektive.
China kontrolliert den Markt: 87 Prozent des weltweiten Antimons stammen laut Bloomberg aus China, Russland und Tadschikistan. Bei Wolfram liegt der Anteil Chinas bei 85 Prozent. Für westliche Staaten ein strategisches Problem – aber auch eine potenzielle Chance für Bergbauunternehmen außerhalb Asiens.
Antimon: Unverzichtbar und knapp
Antimon ist in der modernen Rüstungstechnologie allgegenwärtig: Abwehrraketen, Nachtsichtgeräte, Infrarotsensoren, Lasertechnik, Sprengstoffe und sogar Atomwaffen benötigen das Metall. Auch bei der Herstellung von Wolframstahl spielt es eine Rolle. Der Markt ist in Bewegung. In Australien hat Larvotto Resources eine neue Antimonmine eröffnet, die bis zu sieben Prozent der weltweiten Nachfrage decken könnte. Die Aktie des Unternehmens stieg innerhalb eines Jahres um über 500 Prozent. Auch Mandalay Resources aus Kanada profitiert von der Knappheit: Die Aktie legte 138 Prozent in zwölf Monaten zu.
Im Zentrum des Interesses steht jedoch United States Antimony (UAMY). Das Unternehmen betreibt die einzige nennenswerte Antimonhütte der USA und profitiert vom politischen Willen zur Rohstoffautarkie. Die Aktie schoss in den letzten zwölf Monaten um fast 700 Prozent nach oben. Trotz bislang negativer Jahresbilanzen stiegen Umsatz und Gewinn im ersten Quartal 2024 deutlich an – bei gleichzeitig geringer Verschuldung und hoher Liquidität.
Wolfram: Das Metall der nächsten Kriege
Wolfram ist für gepanzerte Fahrzeuge, Raketen und Munition unverzichtbar. Es ist das härteste bekannte Metall und daher für die Zerstörungskraft moderner Waffensysteme essenziell. Almonty Industries, mit Sitz in Kanada und Projekten in Spanien, Portugal und Südkorea, verfolgt ehrgeizige Pläne: Der Konzern will in drei Jahren sieben Prozent des Weltmarkts außerhalb Chinas kontrollieren. Allein 2024 stieg der Aktienkurs um 207 Prozent. Trotz hoher Schulden und wachsender Verluste rechnen Analysten mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 45 Prozent – weit über dem Branchendurchschnitt.
Ein strategisches Signal setzte der Abschluss mehrerer Lieferverträge: Almonty wird monatlich 40 Tonnen Wolframoxid an US-Rüstungsunternehmen liefern – verarbeitet durch den israelischen Partner Metal Tech ausschließlich für amerikanische Militärprogramme.
Deutschlands strategische Schwäche ist die Rohstoffsicherung
Für Deutschland stellt die Abhängigkeit von China bei strategischen Metallen ein unterschätztes Risiko dar. Zwar wächst auch hierzulande die Nachfrage nach Antimon und Wolfram durch die Aufrüstung der Bundeswehr, doch nennenswerte eigene Förderkapazitäten fehlen. Genehmigungsprozesse für neue Minen dauern Jahre, Umweltauflagen bremsen zusätzliche Explorationen aus.
Der deutsche Markt ist daher auf Importe angewiesen – insbesondere in Krisenzeiten ein potenzieller Schwachpunkt. Das Thema Rohstoffsicherheit gewinnt daher in Berlin an Gewicht. Politische Diskussionen über eine europäische Rohstoffstrategie und staatliche Beteiligungen an kritischen Lieferketten nehmen zu. Für Investoren aus Deutschland könnten ausländische Produzenten zur Absicherung strategischer Interessen eine interessante Rolle spielen.