Panorama

Hitzewelle in Deutschland: Temperaturen bis 40 Grad und drohende Unwetter

Deutschland ächzt unter extremer Hitze, örtlich steigen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad. Experten warnen vor Unwettern, Waldbränden und Gesundheitsrisiken – und mahnen zur Vorsicht.
02.07.2025 10:06
Lesezeit: 4 min
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Hitzewelle heizt Deutschland bis auf 40 Grad auf

Mit Temperaturen von örtlich bis zu 40 Grad steht Deutschland der bislang heißeste Tag des Jahres bevor. Auch Unwetter sind wieder absehbar. Worauf sollte man bei dieser Hitze achten?

Deutschland steht mit Temperaturen von örtlich bis zu 40 Grad der bislang heißeste Tag des Jahres bevor. Teils wird sogar vor extremer Hitze gewarnt, ebenso müssen die Menschen mit Unwettern rechnen. Erst am Dienstag hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach eigenen Angaben die bislang höchste Temperatur dieses Jahres gemessen: 37,8 Grad wurden im bayerischen Kitzingen registriert, wie ein DWD-Sprecher auf Grundlage vorläufiger Messungen am Abend sagte.

Gibt es am Mittwoch einen neuen Hitzerekord?

Im Großteil des Landes werden am Mittwoch 34 bis 38 Grad erwartet, noch etwas heißer dürfte es im Süden werden. Auch der bisherige Jahreshöchstwert aus Kitzingen könnte dann überschritten werden, sagte ein DWD-Sprecher am Abend. Es werde voraussichtlich noch eine Spur heißer. "Dann wird der Höhepunkt erreicht, und es kann durchaus sein, dass wir lokal an die 40 Grad rankommen."

Der Allzeit-Hitzerekord für Deutschland wurde am 25. Juli 2019 gemessen und lag bei 41,2 Grad an den DWD-Wetterstationen Tönisvorst und Duisburg-Baerl (beides Nordrhein-Westfalen). Die Prognosen deuteten jedoch nicht darauf hin, dass der Allzeit-Hitzerekord am Mittwoch überschritten werde, sagte der DWD-Sprecher. "Davon gehen wir aktuell nicht aus."

Drohen wieder Unwetter?

Schon am Mittag sind im Süden erste, zum Teil sogar heftige Gewitter angekündigt. Unwetter sind dort nicht ausgeschlossen. Im Laufe des Nachmittags ziehen dann im Nordwesten und in Teilen des Nordens häufiger Gewitter mit Sturmböen auf. Vereinzelt gehören auch Starkregen, Hagel und Orkanböen dazu. Am Donnerstag entspannt sich die Lage dann etwas. Über der Mitte und im Nordosten soll es noch Niederschläge geben, die nachmittags bis in den Südosten ziehen. Lokal wird vor Unwetter vor allem durch Starkregen gewarnt.

Wie geht es in Richtung Wochenende weiter?

Nach dem Höhepunkt am Mittwoch nehmen die Temperaturen langsam wieder ab. Am Donnerstag werden im Südosten noch 29 bis 36 Grad erreicht. Im Nordwesten bleibt es mit 20 bis 25 Grad schon deutlich kühler. Der Freitag bringt mit meist 24 bis 27 Grad sanftere Temperaturen mit sich, die 30-Grad-Marke soll nur im Südwesten noch überschritten werden. Weiter kühlt es sich zum Wochenende nicht ab: Am Samstag stehen mit 25 bis 30 Grad sogar etwas höhere Werte an.

Wie hoch ist die Waldbrandgefahr?

Im Vergleich zum Vortag steigt das Risiko für Waldbrände am Mittwoch noch einmal an. In der Südosthälfte gibt der DWD für viele Regionen die höchste Gefahrenstufe aus. Das betrifft vor allem Brandenburg und Bayern, aber auch Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Auch im übrigen Land besteht fast überall eine hohe Waldbrandgefahr. Am Donnerstag soll das Risiko dann deutlich sinken.

Für die Waldbrandgefahr wird stets Trockenheit vorausgesetzt. Eine Hitzewelle kann mit heißen und trockenen Winden jedoch dazu beitragen, dass Brände innerhalb kürzester Zeit intensiver und größer werden und schwieriger zu bekämpfen sind. Zudem trocknet bei Hitze die Vegetation rascher aus, und Bodenfeuchte geht schneller verloren.

Wer ist bei Hitze besonders gefährdet?

Das Herz-Kreislauf-System ist bei Hitze stark gefordert. Menschen mit chronischen Vorerkrankungen in diesem Bereich sollten deshalb besonders achtsam sein. Mit steigendem Lebensalter verlangsamt sich die Regulierung der Körpertemperatur, und es gibt weniger Schweißdrüsen – die körpereigene Klimaanlage arbeitet also schlechter. Auch bei Babys und Kleinkindern ist Flüssigkeitsmangel ein Risiko und die Schweißproduktion geringer.

Senioren seien überproportional von hitzebedingten Todesfällen betroffen, teilt die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) mit. Sie hätten eine verminderte Temperaturregulation und verspürten Durst nicht so stark. Bei Hitze könne es zudem zu Wechselwirkungen von Medikamenten kommen, ferner hat diese Gruppe häufiger Vorerkrankungen und eine eingeschränkte Mobilität sowie kognitive Beeinträchtigungen.

In den Jahren 2023 und 2024 sind nach Schätzung des Umweltbundesamts und des Robert Koch-Instituts mutmaßlich jeweils etwa 3.000 Menschen hitzebedingt gestorben – vor allem Menschen über 75 Jahren mit Vorerkrankungen wie Demenz, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen.

Wie steht es um Schülerinnen und Schüler?

Mit Blick auf junge Menschen fordert der Lehrerverband auch mehr Engagement für Hitze-Maßnahmen an Schulen, wie Außenjalousien und Lüftungsanlagen. Die meisten Schulgebäude seien schlecht gegen die Hitze gerüstet, sagte der Präsident des Lehrerverbandes, Stefan Düll, der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Mittwoch). "Momentan bleiben den Schulleitungen oft nur die Notoptionen: kürzere Schulstunden und den Nachmittagsunterricht ausfallen lassen."

Worauf sollte man beim Schwimmen achten?

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt angesichts der aktuellen Hitze in Deutschland außerdem davor, ohne vorheriges Abkühlen ins Meer oder in den Badesee zu springen. Ansonsten könne es lebensgefährlich werden. Der plötzliche Sprung mit einem aufgeheizten Körper ins kalte Wasser könne zu einem lebensbedrohlichen Kälteschock und Kreislaufversagen führen. Das betrifft nicht nur ältere, sondern auch jüngere und auch gesunde Menschen.

Zudem sei es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu trinken, sich nicht zu lange der Sonne auszusetzen und auf Alkohol und andere Drogen beim Baden zu verzichten, sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Wir können nicht jeden Quadratmeter See, jeden Meter Flusslauf und jeden Kilometer unserer Küsten überwachen", so Vogt.

Wie sieht es in anderen europäischen Ländern aus?

Im Nachbarland Frankreich versetzt die Hitze das Land derzeit in einen Ausnahmezustand. Am Dienstag rief der Wetterdienst Météo France für große Teile des Landes Warnstufen aus. Auch in Italien hatte das Gesundheitsministerium für mehrere Städte die höchste Hitzewarnstufe ausgerufen – darunter Rom, Mailand, Bologna und Florenz.

In Spanien wurden in den vergangenen Tagen gleich mehrere Hitzerekorde aufgestellt. Am Samstag war in der südspanischen Stadt El Granado an der Grenze zu Portugal mit 46 Grad ein neuer nationaler Hitzerekord für einen Juni-Tag registriert worden. In der katalanischen Touristenmetropole Barcelona am Mittelmeer gab es am Montag einen lokalen Temperaturrekord von 37,6 Grad für einen Tag im Juni. Mit 38 Grad wurden zudem auch regional in Kärnten in Österreich neue Temperaturrekorde aufgestellt.

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