Finanzen

Siemens Energy-Aktie unter Druck trotz starker Quartalszahlen und Rekordaufträgen – der Grund ist einfach

Die Siemens Energy-Aktie steht trotz starker Auftragslage unter Druck. Zwei Analystenhäuser bewerten das Papier – mit deutlichen Unterschieden.
06.08.2025 10:27
Aktualisiert: 06.08.2025 10:27
Lesezeit: 3 min
Siemens Energy-Aktie unter Druck trotz starker Quartalszahlen und Rekordaufträgen – der Grund ist einfach
Die Siemens Energy-Aktie steht trotz starker Quartalszahlen unter Druck (Foto: dpa). Foto: Britta Pedersen

Siemens Energy-Aktie: Auftragsrekord bei Siemens Energy

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hat im dritten Geschäftsquartal ein beeindruckendes Wachstum seiner Auftragseingänge verzeichnet. Wie das Unternehmen mitteilte, stiegen die neuen Aufträge von 10,4 Milliarden auf 16,6 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis – also bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte – entspricht das einem Zuwachs von knapp 65 Prozent. Treibende Kraft hinter diesem Rekordergebnis war insbesondere die Windkrafttochter Siemens Gamesa, die von zwei milliardenschweren Großaufträgen in der Ostsee profitierte.

Auch das angeschlagene Geschäft mit Windkraftanlagen an Land scheint sich zu stabilisieren. Für das Nachfolgemodell der mit Qualitätsmängeln behafteten 5.X-Plattform wurden neue Vertriebsaktivitäten gestartet, was auf eine mittelfristige Erholung hoffen lässt.

Breites Wachstum in allen Sparten

Nicht nur das Windkraftsegment konnte zulegen. Auch andere Geschäftsbereiche trugen wesentlich zum starken Quartalsergebnis bei. Besonders das Geschäft mit Gaskraftwerken legte deutlich zu – etwa die Hälfte des Auftragseingangs von rund 6,2 Milliarden Euro stammt aus den USA. Darüber hinaus konnte der Bereich Netztechnologie fast ein Viertel mehr Neugeschäft einwerben.

Damit verfügt Siemens Energy derzeit über einen Rekordauftragsbestand von 136 Milliarden Euro – ein historischer Höchststand, der die solide Aufstellung des Konzerns unterstreicht und der Siemens Energy-Aktie Rückendeckung geben sollte.

Deutlicher Gewinnsprung, Siemens Energy-Aktie profitiert nur kurz

Auch finanziell läuft es gut für das Münchener Unternehmen. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um knapp eine Milliarde auf 9,75 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Sondereffekten konnte von 49 Millionen auf 497 Millionen Euro gesteigert werden – ein beachtlicher Anstieg, der die positive Geschäftsentwicklung unterstreicht. Gleichwohl hinterließen US-Zölle erste Spuren. Diese belasteten das Ergebnis mit 100 Millionen Euro. Trotzdem blieb unter dem Strich ein Nachsteuergewinn von 697 Millionen Euro. Dieser Gewinn ist nicht zuletzt der Abspaltung des Energiegeschäfts von Siemens Limited aus Indien zu verdanken.

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr wurde vom Konzern bekräftigt. Siemens Energy tendiert dabei nun zu den oberen Enden der Spannen: Das vergleichbare Umsatzwachstum soll zwischen 13 und 15 Prozent liegen, die bereinigte operative Marge zwischen 4,0 und 6,0 Prozent.

Siemens Energy-Aktie unter Druck – trotz positiver Zahlen

Trotz der erfreulichen Geschäftszahlen geriet die Siemens Energy-Aktie unter Druck. Grund dafür war eine skeptische Analystenbewertung der Schweizer Großbank UBS. Diese bestätigte ihre Verkaufsempfehlung ("Sell") mit einem Kursziel von 38 Euro. Analystin Supriya Subramanian würdigte zwar den "überraschend starken Auftragseingang", bezeichnete das Gesamtergebnis jedoch als "durchwachsen". Zudem betonte sie, dass der Marktkonsens bereits am oberen Ende des Margenausblicks liege.

Diese Einschätzung führte zu einer Kurskorrektur: Die Siemens Energy-Aktie verlor am Mittwoch rund 3,5 Prozent und notierte bei etwa 95 Euro. Zuvor war sie im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate noch um 2,7 Prozent auf 100,25 Euro gestiegen – in unmittelbarer Nähe zum Rekordhoch von 104,85 Euro aus der Vorwoche. Diese psychologisch wichtige Marke scheint nun wieder in die Ferne gerückt zu sein. Direkt nach Veröffentlichung der Bilanz hatte JPMorgan-Analyst Akash Gupta noch die starke Dynamik des Unternehmens gelobt, die sich fortgesetzt habe. Dass der Auftragseingang rund 18 Prozent über der durchschnittlichen Markterwartung liege, sei vor allem der starken Geschäftsentwicklung beim Windturbinenhersteller Siemens Gamesa zu verdanken.

Diese gegensätzlichen Einschätzungen zeigen, wie sensibel die Siemens Energy-Aktie aktuell auf externe Impulse reagiert. Dabei hatte sich das Papier im bisherigen Verlauf des Börsenjahres sehr positiv entwickelt. Seit Anfang Januar 2024 legte die Aktie um 100 Prozent zu. Seit dem Tiefpunkt zuvor beträgt das Plus sogar beachtliche 730 Prozent. Anleger nehmen zu diesem Zeitpunkt die Gewinne also sehr gerne mit – auch diese Tatsache drückt den Siemens Energy-Aktienkurs.

Wie geht es weiter mit der Siemens Energy-Aktie?

Angesichts der starken Zahlen stellt sich die Frage, ob die Siemens Energy-Aktie ihr Rekordniveau weiter ausbauen kann oder ob kurzfristige Gewinnmitnahmen dominieren. Ein Blick auf vergleichbare Fälle – etwa Alzchem – zeigt, dass selbst starke Ergebnisse zu Kurskorrekturen führen können, wenn Erwartungen bereits hoch sind. Analysten und Anleger beobachten die Entwicklung genau. Anleger, die bereits investiert sind, könnten nach Ansicht von Marktbeobachtern weiter an Bord bleiben. Ein möglicher Stoppkurs für vorsichtige Investoren wird bei 78,00 Euro gesehen.

Die jüngsten Geschäftszahlen von Siemens Energy unterstreichen die operative Stärke des Unternehmens. Rekordaufträge, ein hoher Auftragsbestand und ein deutlich verbesserter Gewinn sind klare Indikatoren für den erfolgreichen Kurs des Energietechnikspezialisten. Dennoch zeigt die Entwicklung der Siemens Energy-Aktie, dass an der Börse nicht nur harte Fakten zählen – auch Analystenmeinungen und Marktpsychologie spielen eine wichtige Rolle. Für Investoren bleibt die Siemens Energy-Aktie weiterhin ein spannender Titel. Die kommenden Quartale werden zeigen, ob der Konzern seine positive Entwicklung fortsetzen kann und ob die Börse dies mit weiteren Kursanstiegen belohnt.

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Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

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