Politik

Welche Folgen hätte eine Donbass-Aufgabe für die Ukraine?

Der Donbass war einst das industrielle Herz der Ukraine, heute ist er ein Symbol für Zerstörung und geopolitische Kämpfe. Was würde ein Rückzug bedeuten – militärisch, wirtschaftlich und humanitär? Die Frage bleibt brisant und konfrontiert Kiew mit einer schwierigen Problemstellung.
18.08.2025 14:41
Lesezeit: 2 min
Welche Folgen hätte eine Donbass-Aufgabe für die Ukraine?
Ein ukrainischer Panzer, der bei russischen Angriffen in Toretsk zerstört wurde. Der Donbass ist mehr als ein geopolitisches Schlachtfeld (Foto: dpa). Foto: Peter Druk

Welche Folgen hätte eine Donbass-Aufgabe für die Ukraine?

Im Donbass pulsierte einst das industrielle Zentrum der Ukraine. Nach langen Kämpfen liegt ein Großteil der Region in Trümmern. Doch ein kompletter Abzug wäre ein gravierender Einschnitt. Für die Ukraine hätte die Donbass-Aufgabe tiefgreifende militärische, gesellschaftliche und ökonomische Konsequenzen. Nach dem US-russischen Gipfeltreffen in Alaska erhebt Moskau die Forderung, dass die Ukraine ihre Streitkräfte vollständig aus Donezk und Luhansk zurückzieht – als Gegenleistung für ein Einfrieren anderer Fronten. Auch Washington erhöht in dieser Richtung den Druck auf Kiew.

Militärisch: Verlust einer strategischen Linie

Eine Donbass-Aufgabe würde Russland kampflos Land verschaffen, das es weder 2022 noch 2014 erobern konnte. Zwar halten die ukrainischen Truppen im Verwaltungsgebiet Luhansk nur wenige Quadratkilometer. Doch im Raum Donezk befinden sich immerhin 7.600 von 26.500 Quadratkilometern weiterhin in ukrainischer Hand, rund ein Drittel.

Hier liegen Großstädte wie Slowjansk und Kramatorsk, die als Verteidigungsriegel dienen. Westlich davon erstreckt sich weites Steppenland, wodurch Russland bei einer Wiederaufnahme der Kämpfe ungehindert Richtung Charkiw oder Dnipropetrowsk vorstoßen könnte.

Humanitär: Hunderttausende betroffen oder vertrieben

Kramatorsk hatte vor dem Krieg 150.000 Einwohner, Slowjansk 106.000. Selbst wenn die Zahl gesunken ist, würden im Raum Donezk Hunderttausende ukrainische Bürger unter russische Herrschaft geraten – oder fliehen. Die Ukraine hält seit über dreieinhalb Jahren durch, weil sie ihre Bevölkerung nicht unter Moskauer Gewalt zurücklassen will.

Alle Berichte aus 2022 zurückeroberten Regionen zeigen, dass die Besatzung mit Verschleppungen, Morden und Folter einherging. Das traf sogar russischsprachige Ukrainer im Osten, die Moskau angeblich schützen will. Zudem wird Druck ausgeübt, die russische Staatsangehörigkeit anzunehmen. Sprache und Kultur der Ukraine werden zurückgedrängt.

Wirtschaftlich: Rohstoffe unter Kontrolle Moskaus

Vor 2014 lebten in der Industrieregion Donbass rund 6,5 Millionen Menschen. Mit Kohle und Eisen bildete sie das Herzstück der Schwerindustrie der Ukraine, obwohl viele Werke bereits veraltet waren. Zur Fußball-EM 2012 erhielt die Millionenstadt Donezk mit der modernen Donbass-Arena ein neues Stadion.

Doch als Donezk und weite Teile des Donbass 2014 unter russische Herrschaft gerieten, brach der Austausch mit dem von Kiew kontrollierten Land weitgehend ab. Durch die Kämpfe wurden zahlreiche Gruben aufgegeben und liefen voll Wasser. In diesem Sommer gab es in Donezk Probleme mit Trinkwasser, weil der Siwerskyj Donez-Donbass-Kanal an mehreren Stellen zerstört ist. Im Donbass befinden sich viele Rohstoffe, mit denen die Ukraine laut Abkommen eigentlich US-Unterstützung absichern wollte. Doch durch das Vorrücken russischer Truppen sind in den vergangenen Monaten weitere Lagerstätten für Kiew verloren gegangen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
14.11.2025

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Google investiert: 6,41 Milliarden Dollar für Deutschlands Cloud-Infrastruktur
14.11.2025

Google plant eine milliardenschwere Expansion seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland, um seine Rechenzentren auszubauen und die Präsenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash erschüttert Anleger: Bitcoin-Kurs und andere Kryptowährungen stürzen ab – die Gründe
14.11.2025

Der Kryptomarkt wankt: Der Bitcoin-Kurs ist am Freitag unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 US-Dollar gerutscht und...

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens Energy-Aktie: Rekordzahlen befeuern das Vertrauen in Siemens Energy
14.11.2025

Siemens Energy hat Anleger mit Rekordzahlen und einem starken Auftragseingang überrascht, die Siemens Energy-Aktie kletterte am Freitag...

DWN
Technologie
Technologie Streit um Verbrenner-Aus spitzt sich zu: Koalition sucht dringend nach gemeinsamer Linie
14.11.2025

Der ausbleibende E-Auto-Boom und zunehmender Druck aus der Industrie bringen das geplante EU-Verbrenner-Aus ab 2035 erneut ins Wanken....

DWN
Politik
Politik Alle 75 Minuten eine rassistische Straftat: Bundesregierung startet neuen Aktionsplan
14.11.2025

Die Bundesregierung will den Kampf gegen Rassismus neu aufstellen und modernisieren. Mit einer Auftaktsitzung von Ministeriumsvertretern...

DWN
Finanzen
Finanzen Klingbeil verteidigt Aktivrente: Steuerfreie Zusatzverdienste im Alter sollen Arbeitsmarkt stärken
14.11.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die geplante Aktivrente im Bundestag energisch verteidigt. Sie soll es älteren...