Goldpreis aktuell kaum verändert
Der Goldpreis bewegt die Märkte erneut stark. Das gelbe Edelmetall profitiert von einer Mischung aus politischen Unsicherheiten, geldpolitischen Spekulationen und globalen Konjunktursorgen. Anleger richten ihren Blick dabei sowohl auf aktuelle Entwicklungen rund um die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) als auch auf die Prognosen führender Investmentbanken. Doch wie geht es mit der Gold-Preisentwicklung weiter – und was sollten Investoren jetzt beachten?
Am Donnerstagmorgen zeigte sich der Goldkurs stabil. Der meistgehandelte Future auf Gold (Dezember) fiel bis 8.00 Uhr (MESZ) leicht um 3,30 auf 3.445,30 US-Dollar pro Feinunze. Marktteilnehmer warteten gespannt auf neue US-Konjunkturdaten, die weitere Impulse liefern könnten. Besonders beachtet werden die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe, die laut einer Umfrage von Trading Economics von 235.000 auf 230.000 gesunken sein sollen. Darüber hinaus steht der PCE-Preisindex (Personal Consumption Expenditures) im Fokus. Dieses bevorzugte Inflationsmaß der Fed dürfte laut Analysten im Juli um 2,6 Prozent gestiegen sein – genauso wie im Juni. Das FedWatch Tool der CME Group taxiert die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im September auf über 87 Prozent. Damit bleibt die Erwartung an eine lockere Geldpolitik bestehen, was den Goldpreis stützt.
Konflikt zwischen Trump und der Fed befeuert den Goldpreis
Die jüngste Gold-Preisentwicklung ist eng verknüpft mit politischen Turbulenzen in den USA. US-Präsident Donald Trump hat überraschend die sofortige Entlassung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook angekündigt. Cook erklärte jedoch, sie werde gegen diesen Schritt vorgehen: "Der Präsident gab an, mich mit Gründen zu feuern, während rechtlich keine Gründe existieren – und er keine Vollmachten hat, dies zu tun."
Diese Auseinandersetzung sorgt für Unsicherheit an den Finanzmärkten. Investoren fürchten um die Unabhängigkeit der Fed. Analysten der Dekabank kommentierten: "Die Eskalation zwischen Trump und der Fed lassen ein Szenario an Wahrscheinlichkeit gewinnen, in dem die Fed zunehmend politisch dominiert wird." Sollte es so kommen, könnten zusätzliche Zinssenkungen die Folge sein. Dies wiederum würde den Goldkurs weiter stützen, da das Edelmetall keine laufenden Zinsen abwirft und in Zeiten niedriger Renditen attraktiver wird.
Goldpreis nahe am Rekordhoch
Bereits in den vergangenen Tagen legte der Goldpreis kräftig zu. In der Nacht zum Dienstag sprang der Preis in London um fast 40 US-Dollar auf rund 3.386 Dollar je Feinunze, bevor er sich am Morgen bei etwa 3.376 Dollar einpendelte – das entspricht rund 2.900 Euro. Mit diesen Bewegungen näherte sich der Goldpreis erneut dem Rekordhoch von 3.500 Dollar pro Unze, das im April erreicht wurde.
Zudem hatte Fed-Chef Jerome Powell mit einer Rede am Freitag die Märkte aufhorchen lassen. Er verwies auf die Schwäche des US-Arbeitsmarktes, was Spekulationen über eine Zinssenkung im September verstärkte. Für Anleger ein weiteres Signal, verstärkt auf das gelbe Edelmetall zu setzen.
Starke Prognosen für die Zukunft
Auch die langfristige Perspektive für die Gold-Preisentwicklung bleibt positiv. Die Investmentbank Goldman Sachs rechnet in einer aktuellen Studie damit, dass der Goldpreis bis Mitte 2026 die Marke von 4.000 US-Dollar erreichen könnte. Gründe sehen die Analysten vor allem im wachsenden Rezessionsrisiko in den USA und in der steigenden Nachfrage institutioneller Investoren über ETFs.
Citi zeigt sich ebenfalls optimistisch. Statt wie bisher von 3.300 US-Dollar auszugehen, rechnen die Analysten nun damit, dass der Goldkurs in den kommenden drei Monaten auf 3.500 US-Dollar klettern könnte. Begründet wird dies mit Sorgen um das US-Wachstum, zollbedingter Inflation und einem schwächeren Dollar, die zusammen den Goldpreis auf neue Höchststände treiben dürften.
Auch die Vermögensverwaltung Wisdomtree hat im Rahmen einer Modellrechnung verschiedene Szenarien für den Goldpreis erstellt. In mehreren Varianten sind dabei deutliche Wertsteigerungen möglich, was das Vertrauen vieler Anleger in das Edelmetall zusätzlich stärkt.
Goldpreis: Technische Korrekturen bleiben möglich
Trotz der starken Aufwärtsbewegung ist auch mit Rücksetzern zu rechnen. So gab der Goldpreis im frühen Mittwochshandel wegen eines stärkeren Dollars leicht nach. Marktbeobachter sprachen in diesem Zusammenhang von einer technischen Korrektur. Gleichzeitig begrenzten jedoch anhaltende Sorgen über die Fed-Unabhängigkeit den Abwärtsdruck.
Ein weiterer Faktor sind die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA. Der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter fiel mit minus 2,8 Prozent besser als erwartet aus. Dennoch dürfte dies an den Zinssenkungserwartungen wenig ändern. Anleger richten ihre Aufmerksamkeit deshalb verstärkt auf die kommenden Konjunkturindikatoren wie Arbeitsmarktdaten, BIP-Zahlen und den PCE-Preisindex. Diese könnten dem Goldkurs neue Impulse verleihen.
Wie sollten Anleger nun reagieren?
Für Investoren stellt sich die Frage: Wie weiter vorgehen? Klar ist, dass der Goldpreis aktuell stark von politischen Entwicklungen und geldpolitischen Erwartungen beeinflusst wird. Wer bereits investiert ist, sollte die Positionen halten und kurzfristige Rücksetzer als normale Schwankungen betrachten. Neueinsteiger könnten vorsichtig agieren und mögliche Rückgänge für den Aufbau von Positionen nutzen.
Da das gelbe Edelmetall keine laufenden Erträge abwirft, bleibt die Kombination mit anderen Anlageklassen entscheidend. Experten empfehlen, Gold als Teil einer breiteren Diversifikation zu sehen. Die Prognosen von Goldman Sachs und Citi deuten darauf hin, dass Gold mittelfristig weiteres Potenzial hat. Kurzfristig jedoch sollten Anleger die Datenlage und die politische Entwicklung in den USA im Auge behalten.