Verarbeitete Lebensmittel in den USA
In den USA haben Coca-Cola, Kraft Heinz und Mondelez einen Prozess gewonnen, in dem ihnen vorgeworfen wurde, süchtig machende verarbeitete Lebensmittel herzustellen. Das Verfahren galt als Lackmustest, inwieweit Hersteller für Gesundheitsfolgen verantwortlich gemacht werden können. Kläger Bryce Martinez machte die Konzerne für seine Diabetes- und Fettleberdiagnose im Jugendalter verantwortlich.
Er argumentierte, die Konzerne hätten ähnliche Strategien genutzt wie die Tabakindustrie: Produkte seien trotz bekannter Risiken gezielt auf Abhängigkeit ausgelegt. Anteilseigner der Tabakkonzerne Philip Morris und RJ Reynolds waren zuvor an den Firmen beteiligt, aus denen Kraft Heinz und Mondelez hervorgingen. Ein Gericht in Philadelphia wies die Klage jedoch ab, da Martinez nicht präzise genug nachweisen konnte, welche Produkte seine Erkrankungen verursacht hätten. Zwar listete die Beschwerde über hundert Marken auf, doch konkrete Beweise fehlten, wie Retail Detail berichtete.
Politische Dimension und wissenschaftliche Befunde
Der Anwalt des Klägers kündigte weitere Schritte an und verwies auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Unter Donald Trump rückt das Thema zunehmend in den Fokus. US-Gesundheitsminister Robert Kennedy Jr. erklärte im Mai, die staatlichen Institute NIH und FDA würden künftig die Forschung zu verarbeiteten Lebensmitteln, Zucker und Zusatzstoffen verstärken. Seine Kommission verwies zudem auf Zusammenhänge zwischen Ernährung, Chemikalien, Stress, Medikamentengebrauch und chronischen Krankheiten bei Kindern.
Eine in JAMA Neurology veröffentlichte Studie belegt, dass verarbeitete Lebensmittel die Gehirnfunktion beeinträchtigen. Laut CNN zeigten Männer und Frauen, die viele hochverarbeitete Produkte konsumierten, einen um 28 Prozent schnelleren kognitiven Abbau sowie eine um 25 Prozent schnellere Verschlechterung der exekutiven Funktionen. Präventivmediziner David Katz bestätigte, die Ergebnisse stützten zumindest teilweise die Annahme, dass verarbeitete Lebensmittel die geistige Leistungsfähigkeit beschleunigt abbauen lassen.
Die Studie begleitete über zehn Jahre mehr als 10.000 Brasilianer, durchschnittlich 51 Jahre alt und überwiegend mit Hochschulabschluss. Die Teilnehmer absolvierten zu Beginn und am Ende Tests zu Erinnerungsvermögen, Sprachflüssigkeit und Worterkennung. Natalia Goncalves von der Universität São Paulo stellte fest, dass Personen mit mehr als 20 Prozent täglicher Kalorien aus verarbeiteten Lebensmitteln deutlich stärkere Leistungsverluste erlitten als Vergleichsgruppen.
Bedeutung für Deutschland
Auch in Deutschland wird über die gesundheitlichen Folgen verarbeiteter Lebensmittel gestritten. Studien verweisen auf steigende Fälle von Adipositas und Diabetes, insbesondere bei Jugendlichen. Kritiker fordern strengere Regulierung und Warnhinweise ähnlich wie bei Tabakprodukten. Für die deutsche Lebensmittelindustrie könnte dies erhebliche Folgen haben, da große Konzerne ähnlich wie in den USA mit Klagen oder verschärften Auflagen rechnen müssten. Der Fall zeigt, dass die Debatte um verarbeitete Lebensmittel längst nicht nur ein amerikanisches, sondern auch ein europäisches Problem ist.



