Neues Goldpreis-Rekordhoch: Wie sollten Anleger reagieren?
Der Goldpreis setzt seine beeindruckende Rekordjagd unvermindert fort. Am Mittwoch erreichte die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) einen Höchststand bei rund 3.545 US-Dollar. In Euro gerechnet kostete die Feinunze 3.039 Euro. Dieses Goldpreis-Rekordhoch wird vor allem von der Suche nach sicheren Häfen getrieben. Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed sowie die angespannte Haushaltslage in wichtigen Industrieländern, wie etwa die hohe Staatsverschuldung Frankreichs, belasten die Märkte und treiben den Kurs des gelben Edelmetalls.
Politische Unsicherheiten und Zinssenkungserwartungen befeuern die Nachfrage
Aktuell wird der Goldpreis von mehreren Faktoren angetrieben. Neben den geopolitischen Risiken profitiert die Krisenwährung Gold auch von der gestiegenen Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank am 17. September die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken wird. Das FedWatch-Tool der CME Group taxiert diese Wahrscheinlichkeit auf fast 90 Prozent. Niedrigere Zinsen machen Gold, das keine Zinsen abwirft, im Vergleich zu verzinslichen Anlagen attraktiver.
Zusätzlich sorgt die Politik von US-Präsident Donald Trump für Verunsicherung. Seine Angriffe auf die Fed, die geplante Entlassung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook sowie die Unsicherheit um die Zollpolitik, nachdem ein US-Berufungsgericht global verhängte Zölle für illegal erklärte, verstärken die Nachfrage nach dem sicheren Hafen Gold. "Investoren stocken ihre Goldbestände auf, insbesondere da Zinssenkungen der Fed bevorstehen – das treibt die Preise weiter nach oben", erklärte Joni Teves, Stratege bei der UBS Group AG.
Neue Käufer strömen hinzu, doch Gewinnmitnahmen bremsen
Die Serie neuer Rekordpreise für Gold zieht eine hohe Zahl neuer Käufer an. Die Zahl der in Deutschland ansässigen Personen, die im August ein neues Konto beim Edelmetallmarktplatz BullionVault eröffneten, stieg um 140,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Allerdings gleichen Gewinnmitnahmen bestehender Besitzer diese Nachfrage aus. Die Goldnachfrage insgesamt, nach Abzug der Verkäufe, war um 20 Kilogramm negativ.
"Der unaufhaltsame Bullenmarkt für Gold ist noch lange kein Goldrausch", sagt Adrian Ash, Director of Research bei BullionVault. "Die Zuflüsse an neuem Geld sind zwar stark, liegen aber deutlich unter den Anstiegen während der Finanzkrise oder der Corona-Pandemie und werden durch bestehende Anleger ausgeglichen, die sich entscheiden, bei den neuen Rekordhochs von Gold zu verkaufen." Dies führte zu einem Rückgang des Gold-Investor-Index Deutschland (GII DE) um 1,0 Punkte auf 55,0.
Kurzfristige Impulse und die Rolle anderer Edelmetalle
Die Märkte erwarten kurzfristig wichtige Konjunktursignale. Ein absolutes Top-Event ist der für Freitag angekündigte Monatsbericht des US-Arbeitsministeriums. Ein schwacher Bericht könnte die Fed veranlassen, die Leitzinsen möglicherweise deutlicher oder zügiger zu senken als derzeit erwartet, was den Goldpreis weiter stützen würde.
Nicht nur Gold profitiert von der Unsicherheit. Auch Silber hat sich deutlich verteuert und überschritt erstmals seit 2011 die Marke von 40 Dollar je Unze. Die industrielle Nachfrage, besonders aus der Solarbranche, und anhaltende Angebotsdefizite verstärken die Edelmetall-Rally und stützen indirekt auch den Goldpreis.
Wie nachhaltig ist die Rally und wie sollten Anleger reagieren?
Die jüngste Goldpreisentwicklung krönt eine Rally, mit der die monatelange Seitwärtsbewegung zwischen 3.200 und 3.400 Dollar durchbrochen wurde. Seit Ende 2024 legte der Goldpreis um rund ein Drittel zu. Doch wie nachhaltig ist dieses Goldpreis-Rekordhoch?
"Unser Basisszenario ist, dass Gold in den kommenden Quartalen weiter neue Höchststände erreicht. Niedrigere Zinsen, schwächere Wirtschaftsdaten und anhaltend hohe geopolitische Risiken stärken seine Rolle als Portfolio-Diversifikator", so Teves. Auch Stephen Innes von SPI Asset Management verweist auf umfangreiche Goldkäufe von Zentralbanken, etwa durch Indien, China und Brasilien, die ihre Reserven aufstocken und unabhängiger vom US-Dollar werden wollen.
Anleger, die bereits investiert sind, könnten die aktuellen Höchststände für Gewinnmitnahmen nutzen, wie es aktuell beobachtet wird. Für langfristig orientierte Investoren bleibt Gold eine wichtige Diversifikationskomponente im Portfolio. Die zugrundeliegenden treibenden Kräfte – politische Unsicherheit, geldpolitische Wende und globale geopolitische Spaltungen – dürften den Goldpreis auch mittelfristig stützen. Kurzfristige Rücksetzer, wie sie im frühen Dienstagshandel zu beobachten waren, sind möglich, doch der Trend bleibt intakt. Die Frage ist nicht ob, sondern wie lange der Goldpreis auf seinem Höhenflug bleibt.