Unbekannte Superhelden: Ohne Finanzchefs droht Unternehmen der Stillstand

Finanzchefs: CFOs werden zu strategischen Schlüsselfiguren

Die Rolle des Finanzchefs befindet sich in rasanter Veränderung. Von der traditionellen Verantwortung für Berichterstattung, Budget und Risikomanagement hin zu einer breiteren, strategischen und zunehmend visionären Funktion. Dies zeigen drei aktuelle Studien – von PWC, Deloitte/SEB und Egon Zehnder.

Ein klarer Wandel ist, dass Finanzchefs immer stärker als proaktive strategische Berater gefordert sind. In der PWC-Studie CFO Survey 2025 geben viele an, heute einen größeren Teil ihrer Zeit mit strategischer Arbeit zu verbringen. Egon Zehnders globale Untersuchung zeigt, dass 84 Prozent der Finanzchefs ihre Rolle in den vergangenen Jahren als komplexer erlebt haben – und dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Es geht nicht mehr nur darum, Zahlen zu liefern, sondern die Ausrichtung des Unternehmens aktiv mitzugestalten. Fähigkeiten wie Veränderungsmanagement, Talententwicklung und strategischer Einfluss werden als entscheidend für die Zukunft bewertet.

Praxis-Tipp: CFOs sollten sich aktiv in die Strategie einbringen. Ein bewährtes Mittel ist, vierteljährlich Strategie-Workshops mit anderen Führungskräften durchzuführen, um die Finanzperspektive frühzeitig einzubinden. So entsteht Einfluss weit über Zahlen hinaus.

Digitalisierung hat Vorrang – KI hinkt hinterher

Digitalisierung und Automatisierung stehen ganz oben auf der Prioritätenliste. Dennoch zeigt die PWC-Umfrage, dass Schweden Gefahr läuft, zurückzufallen: 59 Prozent der Befragten haben noch nicht begonnen, KI in den Finanzfunktionen einzusetzen. Egon Zehnder bestätigt, dass künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen künftig den größten Einfluss auf die Finanzarbeit haben werden. Doch oft fehlt Vertrauen in die Technologie und klare Erwartungen von der Unternehmensführung – was den Fortschritt bremst.

Statt lange auf umfassende KI-Projekte zu warten, lohnt es sich, kleine Automatisierungen in Angriff zu nehmen – etwa bei Rechnungsprüfung oder Forecasts. Diese „Quick Wins“ schaffen Akzeptanz und öffnen den Weg für größere Transformationen.

Nachhaltigkeitsberichterstattung bringt neue Anforderungen

Der Finanzchef rückt zunehmend in den Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsarbeit. Über die Hälfte der Teilnehmer an Egon Zehnders globaler Studie hat Verantwortung für ESG-Themen übernommen. In Schweden weist die PWC-Studie auf erhebliche Herausforderungen im Vorfeld der CSRD-Berichterstattung hin. Datenqualität, Datenerhebung und Mitarbeiterkompetenzen gelten als verbesserungsbedürftig. Deloitte und SEB zeigen gleichzeitig, dass Klimainvestitionen gestiegen sind und Nachhaltigkeit inzwischen als strategischer Treiber verstanden wird – nicht mehr nur als regulatorische Pflicht. Die Geschwindigkeit der Investitionen variiert jedoch stark zwischen den Branchen.

Ein Nachhaltigkeits-Dashboard mit klaren Kennzahlen – etwa CO₂-Emissionen, Lieferkettenrisiken und Investitionen – macht ESG-Themen greifbar. CFOs sollten diese Zahlen regelmäßig ins Management tragen, um Nachhaltigkeit zu einem echten Erfolgsfaktor zu machen.

Fokus auf Resilienz und Cashflow in unsicherer Weltlage

Das aktuelle makroökonomische Umfeld ist geprägt von geopolitischen Spannungen, US-Zöllen und schwacher Konsumnachfrage. In der Deloitte/SEB-Umfrage gibt eine Mehrheit an, hohe externe Unsicherheit zu spüren. Engere Margen und geopolitische Risiken dominieren die Risikolandschaft. Folglich priorisieren Finanzchefs Maßnahmen zur Stärkung des Cashflows, zum Schuldenabbau und zur Schaffung finanzieller Spielräume. Organisches Wachstum hat wieder Vorrang als strategische Priorität, doch auch Kostensenkungen bleiben zentral.

Praxis-Tipp: Resilienz entsteht durch Vorbereitung. CFOs sollten einen Liquiditäts-Notfallplan entwickeln, Kostenblöcke regelmäßig überprüfen und Finanzierungsalternativen bereithalten. Das verschafft Handlungsspielräume, wenn Märkte plötzlich ins Wanken geraten.

Kampf um Talente macht CFO zum Personalentwickler

Trotz der erweiterten Rolle führt der Weg des Finanzchefs nicht automatisch in den Chefsessel. Vielen fehlt ein starkes externes Netzwerk und Sichtbarkeit. Gleichzeitig war es selten so schwierig, Spitzenkräfte im Finanzbereich zu gewinnen – besonders in der Industrie. CFOs müssen deshalb zunehmend die Rolle des Talentförderers übernehmen. Egon Zehnder zeigt, dass Rotationsprogramme, Sichtbarkeit von Talenten und gezielte Entwicklungsprogramme immer wichtiger werden, um starke Teams aufzubauen.

Statt nur nach neuen Fachkräften zu suchen, sollten CFOs interne Talente gezielt entwickeln. Rotationsprogramme, Trainingsangebote und regelmäßiges Feedback helfen, die besten Köpfe zu halten – und machen die Finanzabteilung zu einem attraktiven Karrierepfad.

CFOs: Vom Zahlenhüter zum Visionär

Mit den neuen EU-Regeln zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD), wachsender geopolitischer Unsicherheit und steigenden Digitalisierungserwartungen stehen CFOs in DAX- und Mittelstandsunternehmen vor ähnlichen Herausforderungen. Während große Konzerne bereits KI-gestützte Systeme in der Finanzabteilung testen, hinkt der deutsche Mittelstand oft noch hinterher. Für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland wird es entscheidend sein, dass Finanzchefs nicht nur Zahlenhüter bleiben, sondern zu strategischen Transformationsgestaltern werden.

Finanzchefs sind längst mehr als Verwalter von Budgets und Risiken. Sie sind zu strategischen Gestaltern, Digitalisierungstreibern und Talententwicklern geworden – und damit zu echten „Superhelden“ ihrer Organisationen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob es gelingt, diese erweiterte Rolle auch in Deutschland so umzusetzen, dass Unternehmen resilienter, innovativer und nachhaltiger werden.

5 Schritte, mit denen CFOs ihre Rolle erfolgreich gestalten können

1. Strategie aktiv mitprägen
   
   Nicht nur Zahlen liefern, sondern regelmäßig Management-Workshops anstoßen und die Finanzperspektive in jede zentrale Entscheidung einbringen.

2. Digitalisierung Schritt für Schritt vorantreiben
   
   Mit kleinen Automatisierungsprojekten starten (z. B. Rechnungsprüfung, Forecasts) und so Vertrauen für größere KI-Einsätze schaffen.

3. Nachhaltigkeit messbar machen
   
   Ein ESG-Dashboard mit klaren Kennzahlen (CO₂, Lieferkettenrisiken, Investitionen) aufbauen und ins Reporting integrieren.

4. Resilienz durch Vorbereitung stärken
   
   Einen Liquiditäts-Notfallplan erstellen, Kostenblöcke regelmäßig überprüfen und Finanzierungspartner pflegen.

5. Talente entwickeln statt nur suchen
   
   Interne Fachkräfte fördern durch Rotationsprogramme, Weiterbildung und transparente Karrierepfade in der Finanzabteilung.