Wirtschaft

Neue Studie: KI nimmt jungen Menschen die Jobs weg

Künstliche Intelligenz entzieht der jungen Generation die Perspektive: Während Ältere profitieren, verlieren Berufseinsteiger massenhaft ihre Jobs – und das schon jetzt.
10.09.2025 05:59
Lesezeit: 2 min
Neue Studie: KI nimmt jungen Menschen die Jobs weg
KI beschleunigt den Strukturwandel: Vor allem junge Beschäftigte verlieren in exponierten Branchen ihre Jobs. (Foto: dpa | Matthias Bein) Foto: Matthias Bein

Stanford-Studie zeigt: KI verdrängt vor allem Berufseinsteiger

Frisch examinierte Programmierer hatten historisch selten Schwierigkeiten, eine Anstellung zu finden. Doch nun brechen neue Zeiten an – KI-Zeiten – und für junge Menschen in KI-exponierten Berufen sinkt die Beschäftigung. Dies ist eine der Schlussfolgerungen einer aktuellen Studie der Stanford University.

Wie sich KI auf den Arbeitsmarkt auswirken wird, gehört seit dem Durchbruch der Technologie mit der Einführung von Chat GPT im November 2022 zu den großen Fragen. Seither hat die Entwicklung ein rasantes Tempo eingeschlagen. Die Forschung konnte damit nicht Schritt halten. „Empirische Belege haben Mühe, mit den technologischen Fortschritten Schritt zu halten, was viele grundlegende Fragen unbeantwortet gelassen hat“, schreiben die Stanford-Ökonomen Erik Brynjolfsson, Bharat Chandar und Ruyu Chen in der Studie Canaries in the Coal Mine. Sie stützten sich auf hochfrequente Daten des größten US-amerikanischen Lohnabrechnungsunternehmens ADP, das die Gehaltszahlungen von 25 Millionen Amerikanern abwickelt.„Indem wir die Statistik mit etablierten Messgrößen zur KI-Exponierung und anderen Variablen verknüpfen, können wir quantifizieren, wie sich die Beschäftigung seit dem Durchbruch der generativen KI verändert hat.“

Die Studie kommt zu markanten Ergebnissen:

1. Die Beschäftigung junger Menschen in KI-exponierten Berufen ist zurückgegangen. Zwei Beispiele sind Softwareentwicklung und Kundenservice. Am stärksten ist der Effekt in der Altersgruppe 22–25, wo die Zahl der Beschäftigten in KI-Branchen zwischen Ende 2022 und Juli dieses Jahres um 6 Prozent sank. In älteren Altersgruppen stieg die Beschäftigung im selben Zeitraum dagegen um 6–9 Prozent. Das deutet darauf hin, dass KI in erster Linie Berufsanfänger ersetzt hat. In gering exponierten Bereichen, etwa im Gesundheitswesen, zeigt sich dieser Altersunterschied nicht. Der Rückgang der Beschäftigung junger Menschen in KI-Sektoren führte dazu, dass die Gesamtzahl der Jobs für 22- bis 25-Jährige stagnierte und im Juli 2025 nahezu identisch mit Ende 2022 war.

2. Wie KI eingesetzt wird, ist entscheidend für die Beschäftigung. Ganz intuitiv ist der Rückgang dort am größten, wo KI Arbeitsaufgaben automatisieren kann. Wird KI hingegen als Hilfsmittel oder Ergänzung genutzt, treten solche Effekte kaum auf.

3. Arbeitsmarkteffekte zeigen sich stärker bei der Beschäftigung als bei den Löhnen. Das Vordringen der KI hat bislang nicht zu einer schlechteren Lohnentwicklung junger Menschen geführt.

Die Forscher haben eine Erklärung dafür, warum vor allem die Beschäftigung junger Menschen von KI betroffen ist. „KI ersetzt kodifiziertes Lehrbuchwissen, das den Kern formaler Ausbildung bildet. Doch KI hat größere Schwierigkeiten, informelle Fähigkeiten zu ersetzen, die sich mit wachsender Erfahrung entwickeln. Da bei jungen Menschen formale Kenntnisse relativ stärker wiegen als informelle, sind sie stärker gefährdet, von KI verdrängt zu werden.“ Dass KI zu dauerhaften Problemen speziell für junge Menschen führt, halten die Forscher jedoch für unwahrscheinlich. „Neue Technologie führt typischerweise zu ungleichen Auswirkungen auf Arbeitnehmer beim Durchbruch, gefolgt von einer Anpassungsphase, in der Arbeitskräfte aus Bereichen, in denen die Technik Aufgaben ersetzt hat, in neue Felder wechseln, in denen die Nachfrage nach Arbeitskraft wächst.“ Ein frisches Beispiel sei die Verbreitung von Computern und Internet vor einigen Jahrzehnten. „Die IT-Revolution führte letztlich zu einem robusten Wachstum von Beschäftigung und Reallöhnen, sobald sich Humankapital und Sachkapital angepasst hatten – mit manchen Arbeitnehmern, die stärker profitierten als andere.“

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