Polen warnt, dass die laufenden Militärübungen in Belarus eine Vorbereitung auf die Besetzung des Suwalki-Korridors sein könnten – jener nur 65 Kilometer breiten Landbrücke zwischen Kaliningrad und Belarus, die als „gefährlichster Ort der Welt“ gilt. Politico verweist auf die enorme strategische Bedeutung dieser Region.
„Meine Frau und ich haben zwei Rucksäcke gepackt – für den Fall, dass Russland angreift oder wir nicht mehr in der Lage sind, unsere Rechnungen zu bezahlen“, erzählte mir ein junger Lette im Januar 2023. Während in Slowenien die russische Bedrohung abstrakt wirkt, ist sie in den baltischen Staaten allgegenwärtig.
Militärübungen mit politischer Botschaft
Die gemeinsamen Manöver Russlands und Belarus – Zapad 2025 – enden in Belarus. Schon 2021 hatte Moskau nach den Übungen Truppen nicht zurückgezogen, sondern sie für den Angriff auf die Ukraine genutzt. Minsk betont zwar Transparenz, doch die Erinnerung an 2022 wiegt schwer. 13.000 Soldaten nehmen teil, deutlich weniger als die 200.000 vier Jahre zuvor. Dennoch vermuten polnische Behörden, dass die Übung auf die Einnahme des Suwalki-Korridors abzielt. Polen reagierte mit Grenzschließungen und stationierte 40.000 Soldaten.
Die russische Exklave Kaliningrad spielt eine Schlüsselrolle. Raketen von dort können bis zu sechs NATO-Länder erreichen, der Hafen ist militärisch unverzichtbar.
Deutschlands Perspektive
Für Deutschland hat der Suwalki-Korridor eine unmittelbare sicherheitspolitische Bedeutung. Sollte Russland diese Landbrücke besetzen, wären die baltischen Staaten von der NATO auf dem Landweg abgeschnitten. Damit stünde auch die Ostflanke des Bündnisses infrage – ein Szenario, das direkte Konsequenzen für die Bundeswehr hätte, die im Rahmen der NATO-Verteidigung in Litauen stationiert ist. Zudem ist Kaliningrad historisch eng mit Deutschland verbunden: Als Königsberg war es über Jahrhunderte eine deutsche Stadt, bevor es 1945 zur Sowjetunion kam.
„Gefährlichster Ort der Welt“
Der Suwalki-Korridor gilt als Schwachpunkt der NATO. Ein Angriff würde die Verteidigung des Baltikums erheblich erschweren. Transporte zwischen Kaliningrad und dem russischen Kernland sind heute stark eingeschränkt, Züge fahren nur noch direkt nach Moskau. Flüge nach Minsk müssen weite Umwege nehmen, Landtransporte sind fast völlig blockiert.
2019 besuchte ich Kaliningrad selbst. Der Grenzübertritt war streng, die Straßen grau und sowjetisch, zwischen Lenin-Statue und McDonald’s, zwischen Kant-Grab und Ostseestränden. Gefährlich wirkte es damals nicht – doch die geopolitische Realität hat sich seitdem dramatisch verschoben. Für Polen, die Balten und nun auch Deutschland bleibt der Suwalki-Korridor ein Pulverfass.

