Finanzen

VW-Aktie stürzt ab: Gewinnwarnungen von Porsche und Volkswagen belasten

Porsche überrascht mit einer drastischen Kehrtwende bei seiner Modellstrategie – und Volkswagen bekommt die Folgen sofort zu spüren. Milliarden-Belastungen, sinkende Margen und Kursverluste setzen die VW-Aktie massiv unter Druck. Droht dem Konzern nun eine tiefere Vertrauenskrise am Kapitalmarkt?
22.09.2025 11:02
Aktualisiert: 22.09.2025 11:02
Lesezeit: 3 min
VW-Aktie stürzt ab: Gewinnwarnungen von Porsche und Volkswagen belasten
Das VW-Kraftwerk auf dem Gelände vom Volkswagen Stammwerk: Die VW-Aktie leidet unter den Gewinnwarnungen von Porsche und Volkswagen (Foto: dpa). Foto: Julian Stratenschulte

VW-Aktie im Minus: Gewinnwarnungen erschüttern den Markt

Die VW-Aktie steht massiv unter Druck, nachdem sowohl Porsche als auch Volkswagen ihre Gewinnprognosen deutlich nach unten korrigiert haben. Der Stuttgarter Sportwagenbauer verschiebt die Einführung neuer Elektrofahrzeuge und setzt stattdessen stärker auf Verbrenner- und Hybridmodelle. Diese Entscheidung wirkt sich unmittelbar auf den VW-Konzern aus, der 75,4 Prozent der Porsche-Anteile hält. Anleger reagieren verunsichert: Die VW-Aktie verliert im Xetra-Handel zeitweise 6,7 Prozent und notiert bei 90,74 Euro, während die Porsche-Aktie parallel 6,2 Prozent auf 32,96 Euro einbüßt.

Milliarden-Belastungen durch Porsche

Die Neuausrichtung von Porsche belastet das operative Ergebnis von Volkswagen um insgesamt 5,1 Milliarden Euro. Konkret ergibt sich für den VW-Konzern eine nicht zahlungswirksame Wertberichtigung von rund 3 Milliarden Euro. Hinzu kommt ein einmaliger Effekt von 2,1 Milliarden Euro auf das operative Ergebnis. Damit liegt die operative Umsatzrendite für Volkswagen nur noch zwischen 2 und 3 Prozent – zuvor waren 4 bis 5 Prozent erwartet worden. Analysten von Jefferies senkten daraufhin ihre Prognose für das Konzern-Ebit um 35 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro, was einer Marge von lediglich 3,1 Prozent entspricht.

Schwache Nachfrage und geopolitische Hürden

Porsche begründet die Verschiebung der geplanten EV-Modelle mit einer schwächeren Nachfrage, besonderen Herausforderungen auf dem wichtigen Markt China sowie höheren US-Zöllen. Ursprünglich hatte der Sportwagenbauer eine operative Umsatzrendite von 5 bis 7 Prozent in Aussicht gestellt, nun rechnet das Unternehmen lediglich mit maximal 2 Prozent. Auch das mittelfristige Margenziel wurde gekappt: Statt bis zu 17 Prozent sind nur noch 15 Prozent realistisch. CEO Oliver Blume erklärte, dass die Neuausrichtung notwendig sei, um auf die sich massiv verändernden Marktbedingungen zu reagieren. Dazu gehören insbesondere der deutliche Nachfragerückgang bei exklusiven Elektrofahrzeugen und die verschärften internationalen Handelsbedingungen.

Auswirkungen auf den VW-Konzern

Die Probleme bei Porsche treffen Volkswagen hart. Für den Automobilbereich des VW-Konzerns wird der Netto-Cashflow nun bei 0 Milliarden Euro erwartet – nach zuvor prognostizierten 1 bis 3 Milliarden Euro. Auch die Nettoliquidität sinkt von bisher 33 Milliarden Euro auf rund 30 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz soll zwar auf Vorjahresniveau bleiben, doch die Belastungen aus der Porsche-Strategie wiegen schwer. Die VW-Aktie spiegelt diese Unsicherheit wider und steht stellvertretend für die Herausforderungen des gesamten Konzerns.

Anpassungen bei der Modellpalette

Porsche verschiebt nicht nur den Launch neuer vollelektrischer SUV-Modelle oberhalb des Cayenne, sondern verlängert auch die Produktionslaufzeit bestehender Verbrenner- und Hybridmodelle wie des Panamera bis in die 2030er-Jahre. Damit weicht das Unternehmen deutlich von seiner ursprünglichen Elektro-Strategie ab. Für den VW-Konzern bedeutet dies einen erheblichen Kurswechsel, da die Erwartungen an die Transformation hin zu elektrischen Antrieben hoch waren. Die Entscheidung signalisiert eine deutliche Abkehr von den ambitionierten E-Mobilitätszielen und stellt die Glaubwürdigkeit der langfristigen Strategie infrage.

Kritik von Analysten

Die Anpassungen stoßen bei Marktbeobachtern auf Skepsis. UBS-Analyst Patrick Hummel erklärte, dass eine operative Marge von 2 Prozent "nicht den Erwartungen an ein Luxusprodukt entspricht". Investoren äußern zudem Zweifel an der Doppelrolle von Oliver Blume, der gleichzeitig Vorstandsvorsitzender von Porsche und Volkswagen ist. Viele fordern eine klarere Trennung, um die Markenstrategie eindeutiger zu gestalten und Interessenkonflikte zu vermeiden. Auch die Reaktion der VW-Aktie verdeutlicht, dass Anleger den eingeschlagenen Kurs kritisch hinterfragen.

Auswirkungen auf Anleger

Für Investoren bedeutet die aktuelle Entwicklung bei Porsche und Volkswagen ein deutlich höheres Risiko. Die VW-Aktie hat in kurzer Zeit massiv an Wert verloren, und auch die Porsche-Aktie gerät unter Druck. Damit geraten beide Automobilwerte ins Visier von Analysten. Während kurzfristig hohe Verluste verbucht werden, sehen manche Experten längerfristig dennoch Chancen. Die Deutsche Bank etwa hat ihr Kursziel für Volkswagen zwar von 125 auf 120 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf "Buy" belassen. Analyst Tim Rokossa passte seine Schätzungen der veränderten Prognose von Porsche an und stellte die Frage, ob dies nun die letzte Gewinnwarnung gewesen sei.

Signal für die Automobilindustrie

Die Entwicklungen rund um die VW-Aktie zeigen exemplarisch die Probleme der europäischen Automobilindustrie. Der Wandel hin zu elektrischen Antrieben verläuft holprig, gleichzeitig setzen geopolitische Risiken und schwankende Nachfrage die Hersteller unter Druck. Volkswagen und Porsche stehen stellvertretend für eine Branche, die sich in einem schwierigen Transformationsprozess befindet. Für Anleger bedeutet dies erhöhte Unsicherheit – und für die VW-Aktie bleibt die Frage offen, ob die aktuellen Verluste nur ein kurzfristiger Schock sind oder ein langfristiger Trend eingeläutet wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Wegwerftrend mit Folgen: Politik will Einweg-E-Zigaretten stoppen
10.11.2025

Sie sehen schick aus, leuchten bunt und sind sofort einsatzbereit – Einweg-E-Zigaretten liegen vor allem bei jungen Menschen im Trend....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungsindustrie in Europa: 10 Unternehmen mit stabilen Renditen
09.11.2025

Europäische Verteidigungsunternehmen profitieren von stabilen Aufträgen und steigenden Investitionen. Technologische Kompetenz und lokale...

DWN
Technologie
Technologie Dunkle Wolke aus den USA: Die digitale Gefahr des US CLOUD Acts
09.11.2025

Ein US-Gesetz erlaubt amerikanischen Behörden Zugriff auf Daten in europäischen Clouds – ohne Wissen oder Zustimmung der Betroffenen....

DWN
Finanzen
Finanzen Contrarian Thinking: Wie falsche Narrative unsere Wahrnehmung verzerren – und was das für Anleger bedeutet
09.11.2025

In einer Welt voller Empörung, Filterblasen und ideologischer Schlagzeilen lohnt sich ein zweiter Blick. Wer immer nur der öffentlichen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Verjährung von Urlaubsansprüchen: Wann Resturlaub verfällt – und wann nicht
09.11.2025

Urlaub verfallen? Von wegen. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat klargestellt: Ohne klare Belehrung bleibt der Urlaubsanspruch bestehen –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Zukunft der Chefetage: Warum mittleres Management an Bedeutung verliert
09.11.2025

Das mittlere Management verliert in vielen Unternehmen an Bedeutung. Wirtschaftliche Unsicherheit, neue Technologien und veränderte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wirtschaft unter Druck: Im Spannungsfeld zwischen China und USA
09.11.2025

Globale politische Spannungen und Handelskonflikte belasten derzeit Europas Wirtschaft. Militärische Krisen in der Ukraine und im Nahen...

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren in Europa: Pony AI testet Robotaxis mit Stellantis
09.11.2025

Europa steht vor einem neuen Kapitel der urbanen Mobilität. Technologische Entwicklungen und internationale Kooperationen treiben die...