Politik

Mehrere Länder erkennen Palästina an – aber was bedeutet das?

Mehrere Länder treiben die Palästina-Anerkennung voran. Doch während Europa gespalten bleibt, reagiert Israel mit Härte – und Deutschland zögert.
24.09.2025 16:18
Lesezeit: 1 min
Mehrere Länder erkennen Palästina an – aber was bedeutet das?
Die Palästina-Anerkennung gewinnt an Dynamik – doch Israel reagiert mit Härte und Europa bleibt gespalten. (Foto:dpa) Foto: Hadi Daoud

Vier Staaten haben am Wochenende ihre Absicht erklärt, den palästinensischen Staat anzuerkennen, weitere werden in dieser Woche erwartet. Doch welche Folgen hat die Palästina-Anerkennung für den Gaza-Konflikt – und wie reagiert Israel?

Während Israel eine neue Bodenoffensive startet und Bilder verzweifelter Zivilisten um die Welt gehen, erlebt die palästinensische Seite eine neue Welle internationaler Unterstützung. Großbritannien, Kanada, Australien und Portugal signalisierten die Anerkennung, Frankreich und weitere EU-Staaten wollen nachziehen. Gemeinsam mit Saudi-Arabien drängt Paris zudem auf einen UN-Gipfel in New York, der die Zweistaatenlösung neu beleben soll. Dänemark legte Bedingungen vor, darunter die Freilassung von Geiseln und die Entwaffnung der Hamas.

Symbolpolitik und innereuropäische Brüche

Warum jetzt? Für Großbritannien und Frankreich ist die Palästina-Anerkennung ein symbolischer Schritt, der den Druck auf Israel und indirekt auf die USA erhöhen soll. Europas öffentliche Meinung kippt zunehmend, getrieben von Bildern aus Gaza, Hunger, Offensiven und neuen Siedlungsplänen Israels. Mehrere Regierungen stehen zudem unter innenpolitischem Druck, die humanitäre Krise nicht länger tatenlos hinzunehmen.

Doch die EU bleibt gespalten. Deutschland, Italien, Dänemark, die Niederlande und Griechenland blockieren eine gemeinsame Linie. Präsident Macron hatte gehofft, ein starkes Bündnis zu formen, doch die Brüche in Europa sind erneut sichtbar.

Kein Nachgeben Israels

Über 75 Prozent der UN-Mitglieder erkennen Palästina bereits an. Dennoch genießt Israel die Unterstützung der US-Regierung unter Donald Trump. Washington spricht von „seriöser Diplomatie“ statt „symbolischen Aktionen“ und setzt Prioritäten auf Geiselfreilassung, Israels Sicherheit und den Ausschluss der Hamas. Ministerpräsident Netanjahu bezeichnete die Anerkennung als „Belohnung für Terrorismus“ und kündigte Widerstand auf allen diplomatischen Ebenen an.

Deutschland zwischen Zögern und Druck

Deutschland bleibt zurückhaltend. Außenminister Johann Wadephul betonte, eine Palästina-Anerkennung könne nur am Ende eines politischen Prozesses stehen, nicht am Anfang. Berlin setzt weiterhin auf Verhandlungen über eine Zweistaatenlösung. Für die Bundesregierung ist die Anerkennung ein möglicher Abschluss, doch zugleich wächst der Druck aus Europa, schneller zu handeln. Angesichts der engen transatlantischen Bindung und historischer Verantwortung steht Deutschland in einem besonders sensiblen Spannungsfeld.

Was folgt?

Die Szenarien reichen von diplomatischem Druck auf Israel bis hin zu einer Verschärfung des Konflikts durch neue Siedlungen oder Annexionen im Westjordanland. Frankreich und arabische Staaten sehen in der Palästina-Anerkennung einen Hebel, um Hamas und Israel zu Zugeständnissen zu bewegen. Macron warnt vor dem Risiko, die Palästinenser in die Arme der Hamas zu treiben. Netanjahu dürfte nächste Schritte wohl erst nach seinem Treffen mit Donald Trump im Weißen Haus entscheiden.

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelbesteuerung Rente: Ob Sie betroffen sind und was Sie tun können!
25.11.2025

In Deutschland müssen auch Rentner ihre Rente versteuern, weil Renten als Einkünfte gewertet werden, obwohl Arbeitnehmer bereits im...

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...

DWN
Politik
Politik Insa-Umfrage aktuell: AfD bleibt in Sonntagsfrage vor Union
25.11.2025

Die aktuelle Insa-Umfrage zeigt eine AfD auf Rekordkurs - und eine Union, die langsam näher rückt. Gleichzeitig bröckelt das Tabu-Image...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle
25.11.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle, während Exporte sinken und Verbraucher sparen. Ökonomen hoffen zwar auf eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell weiter auf hohem Niveau: Kurs steigt deutlich über 4.100 Dollar – Blick geht zur Fed
25.11.2025

Der Goldpreis zieht weiter an und überschreitet wieder wichtige Marken. Doch hinter dem jüngsten Sprung stehen mehr als nur kurzfristige...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Großprojekt Suedlink: Baubeginn trotz jahrelanger Debatten
25.11.2025

Nach jahrelangen Diskussionen fällt heute im thüringischen Wasungen der offizielle Startschuss für den Bau der Stromautobahn Suedlink,...

DWN
Politik
Politik Putins Risikooffensive: Warum 2027 zum Wendepunkt für Europa werden kann
25.11.2025

Ein zunehmend risikofreudiger Kreml und eine bröckelnde amerikanische Schutzgarantie treffen auf ein Europa, das gefährlich unvorbereitet...

DWN
Politik
Politik G20 in Afrika: Geschlossenheit trotz US-Abwesenheit – Signal für Frieden und Entwicklung
24.11.2025

Beim ersten G20-Gipfel auf afrikanischem Boden bleibt der Platz der USA demonstrativ leer – doch die übrigen Mitglieder setzen ein...