Wer jetzt vom Energiehunger der KI profitiert
Die weltweite Nachfrage nach Strom wächst rasant – vor allem durch Investitionen in KI-Infrastruktur und stromintensive Rechenzentren. Gleichzeitig steigt die Beliebtheit von Elektroautos, was die Stromversorgung zusätzlich belastet. Diese Entwicklung schafft Chancen für Anleger, die auf Unternehmen setzen, die von der Elektrifizierung profitieren.
Schon jetzt fließen gigantische Summen in die Branche: Das von OpenAI angeführte „Stargate“-Projekt plant Investitionen von rund 500 Milliarden Dollar in vier Jahren. Auch Alphabet und Microsoft investieren jeweils 80 Milliarden Dollar jährlich, während Meta Platforms rund 70 Milliarden Dollar für Infrastruktur und KI-Entwicklung ausgibt. Diese Ausgaben konzentrieren sich nicht nur auf die USA, sondern zunehmend auch auf Europa und Asien. In Europa rechnet man damit, dass der Strombedarf bis 2030 um ein Volumen wächst, das dem gesamten Verbrauch Japans entspricht. Das im Juni verabschiedete EU-Programm „European Grid“ sieht Investitionen von 584 Milliarden Euro in den Ausbau der europäischen Stromnetze bis 2030 vor. Selbst wenn sich an den Aktienmärkten eine KI-Blase abzeichnen sollte, bleibt die steigende Nachfrage nach Elektrizität eine langfristige Realität – auch bei schwankenden Preisen. Die klassische „Hacke-und-Schaufel“-Strategie empfiehlt daher, auf Energieerzeuger und Netzlieferanten zu setzen. Die folgenden Unternehmen könnten von diesem Trend profitieren – mit soliden Fundamentaldaten und attraktiven Dividenden.
Europas Technologieriesen profitieren von der Elektrifizierung
Ein zentraler Gewinner im Segment der KI-Aktien ist ABB. Der Schweizer Technologiekonzern erzielt rund die Hälfte seiner Einnahmen im Bereich Elektrifizierung. Das Unternehmen produziert Systeme für Stromnetze, Energieumwandlung und elektrische Antriebstechnik für Fahrzeuge. Nach den Krisenjahren Anfang der 2000er hat ABB sein Geschäftsmodell erfolgreich gestrafft und zählt heute zu den stabilsten Industriewerten Europas. Seit über 21 Jahren hat ABB die Dividende nicht gesenkt – ein starkes Signal für Langfristanleger. Auch der schwedische Technikkonzern Sweco überzeugt: Seit 26 Jahren hält oder erhöht das Unternehmen seine Dividende jährlich. Ein Viertel der Einnahmen stammt aus der Energiebranche. Ähnlich ist die Lage bei Addtech, das Komponenten und Produkte für Stromnetze vertreibt – allerdings mit geringerem Umsatzanteil in diesem Bereich.
Ein spannender Spezialfall ist Munters, ein Anbieter von Klimatisierungssystemen für Rechenzentren. Zwar drücken aktuell sinkende Bestellungen im Batteriemarkt auf die Ergebnisse, doch langfristig sind die Aussichten positiv. Nach Kursrückgängen im vergangenen Jahr scheint die Aktie den Boden gefunden zu haben. Wenn die Nachfrage wieder anzieht, dürfte auch der Gewinn steigen. Im Rohstoffsektor zählt Lundin Mining zu den aussichtsreichsten Titeln. Das schwedisch-kanadische Unternehmen profitiert direkt vom weltweiten Bedarf an Kupfer, einem Schlüsselrohstoff der Elektrifizierung. Steigende Kupferpreise verbessern die Gewinnmargen erheblich, da die Kosten kaum vom Metallpreis abhängen. Für konjunkturoptimistische Anleger ist Lundin Mining eine interessante, wenn auch zyklische Ergänzung im Depot.
Globale Energieversorger mit stabilen Dividenden
Der finnische Stromkonzern Fortum hat nach schwierigen Jahren, insbesondere nach dem Rückzug aus Russland, sein Geschäftsportfolio neu ausgerichtet. Trotz Herausforderungen im Bereich Offshore-Windkraft bleibt Fortum ein bedeutender Energieproduzent in Nordeuropa mit stabilen Erträgen. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei hohen 8,7 Prozent, wobei einige Analysten mit Kürzungen rechnen. Noch solider zeigen sich nordamerikanische Versorger. Der kanadische Konzern Brookfield Renewable und der US-Konzern Nextera Energy gelten als Vorreiter im Bereich nachhaltiger Energie. Nextera überzeugt mit 22 Jahren ununterbrochener Dividendenerhöhungen, durchschnittlich um 9 Prozent pro Jahr. Brookfield Renewable expandiert weltweit und steigert seine Ausschüttung jährlich um etwa 5 bis 6 Prozent. Beide Unternehmen könnten jedoch unter der politischen Unsicherheit in den USA leiden, wo Förderprogramme für erneuerbare Energien zuletzt gekürzt wurden. Dennoch bleibt die bestehende Stromproduktion profitabel, da die Nachfrage durch KI, Rechenzentren und Elektromobilität weiter steigt.
Bedeutung für Deutschland: Energiebedarf der KI auch hier im Fokus
Auch in Deutschland wird der steigende Energiebedarf durch KI-Investitionen zu einem Schlüsselfaktor für Wirtschaft und Politik. Laut Bundesnetzagentur wächst der Stromverbrauch von Rechenzentren jährlich um rund 10 Prozent, insbesondere im Raum Frankfurt, München und Berlin. Unternehmen wie Siemens Energy und RWE investieren massiv in Netzinfrastruktur und Speicherlösungen, um die Digitalisierung zu unterstützen. Zwar gibt es derzeit keine deutschen Konzerne mit der globalen Dominanz von ABB oder Nextera, doch der Trend ist eindeutig: Die Energieversorgung wird zur strategischen Grundlage der KI-Wirtschaft. Anleger, die auf KI-Aktien mit Fokus auf Energieproduktion und Netzausbau setzen, könnten langfristig überdurchschnittlich profitieren.



