Seit Juli greift die von der spanischen Regierung eingeführte Erhöhung der Selbstbeteiligung an Rezeptgebühren. Statt wie bisher nur 40 Prozent müssen Arbeitnehmer mit einem Jahreseinkommen von mehr als 18.000 Euro nun 50 Prozent der Arzneimittelkosten in Apotheken selbst leisten. Verdient man mehr als 100.000 Euro sind es mehr als 60 Prozent Selbstbeteiligung. Darüber hinaus müssen nun auch Rentner, die bisher von Zuzahlungen ausgenommen waren, je nach Rentenhöhe zwischen 10 und 60 Prozent der Medikamentenkosten selbst tragen. Ausgenommen sind die Personen, die lediglich eine Minimalrente beziehen.
Die spanische Regierung ging davon aus, dass bisher sehr viele Rezepte unnötig an Kunden ausgegeben wurden beziehungsweise der Medikamentenmissbrauch sehr hoch sei. Die erhöhte Selbstbeteiligung zeigt bereits erste Wirkung. Wie Pilar Farjas, die Generalsekretärin für Gesundheit, mitteilte, ist seit Einführung der höheren Selbstbeteiligung die Zahl der Rezepte um 15 bis 20 Prozent zurückgegangen. Diese Zahlen zeigen, wie schnell in der Vergangenheit Rezepte ausgestellt und der Gang zur Apotheke großzügig genutzt wurde.
Doch dies ist nicht die einzige Erkenntnis. Beim Austausch der Daten zwischen den verschiedenen Ministerien vor Einführung der Zuzahlung stellte sich heraus, dass 150.000 Krankenversicherungskarten von verstorbenen Personen noch immer genutzt wurden, wie die spanische Zeitung Diario ABC mit Verweis auf Pilar Farjas berichtet. Etliche dieser Karten wurden höchstwahrscheinlich vor allem genutzt, um Rezepte und Medikamente kostenlos zu erhalten. Immerhin zahlten Rentner bisher nichts für Medikamente. Darüber hinaus gab es 800.0000 Kartenbesitzer, die als scheinbar Gemeldete bei der Sozialversicherung, Vergünstigungen im Gesundheitssystem erhielten, obwohl sie gar nicht bei der Sozialversicherung aufgeführt wurden. 200.000 dieser Kartenbesitzer waren zudem Rentner und haben somit gar nichts für ihre Medikamente gezahlt.