Russland hat nach Einschätzung der Nato an seiner Grenze zur Ukraine alle für einen Einfall notwendigen Truppen konzentriert. Nato-Oberkommandeur Philip Breedlove sagte am Mittwoch in Brüssel, mit diesen Militärkräften könne Russland alle seine Ziele im Nachbarland in drei bis fünf Tagen erreichen. Die Lage an der Grenze sei „unglaublich besorgniserregend“.
So sollen Kampfflugzeuge, Hubschrauber-Einheiten, Artillerie, Infanterie und Kommandos mit Feldlazaretten und ausreichender Logistik bereitstehen, um einen Einfall in der Ukraine vorzubereiten, so der Nato-Oberkommandeur in der NYT.
Die Nato habe kleinere russische Truppenbewegungen ausgemacht, es gebe aber keine Anzeichen für eine Rückkehr der Soldaten in ihre Kasernen. Am Montag hatte die Regierung in Moskau erklärt, ihre Truppenkonzentration im Grenzgebiet zur Ukraine abzubauen.
Die Nato-Außenminister hatten Breedlove aufgefordert, bis zum 15. April Maßnahmen zu prüfen, wie die wegen der Ukraine nervösen osteuropäischen Nato-Länder gestärkt werden können. Dies würde auch Verstärkungen zu Land, Luft und See einschließen, so Breedlove.
Zuvor warnte Breedlove bereits davor, Moskau könne die von Moldawien abtrünnige Region Transnistrien im Westen der Ukraine annektieren. Deswegen soll ein für den August geplantes Assoziierungsabkommen zwischen EU und Moldawien schleunigst vorgezogen werden. Brüssel müsse Putin zuvorkommen, so Jean-Claude Juncker (mehr hier). Auch die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland seien bedroht (hier).
Die Nato nutzt den Krim-Konflikt für Truppenverlegungen nach Osteuropa (hier). Das westliche Militärbündnis hat seine Patrouillen seit dem Beginn der Krise in der Ukraine verstärkt (hier).
Die Regierung in Moskau warf der Nato im Gegenzug vor, zur Sprache des Kalten Krieges zurückzukehren. Die US-Regierung muss die Aufnahme der Krim in die Russische Föderation akzeptieren, fordert Russlands Vize-Außenminister Riabkow. Die USA habe mit dem Einfrieren der bilateralen Kontakte eine „albernen Situation“ geschaffen (hier).