Finanzen

Goldman führt Griechenland zurück auf den Kapitalmarkt

Griechenland gibt erstmals seit vier Jahren Staatsanleihen aus. Die Platzierung der Anleihen wird von internationalen Großbanken organisiert, darunter auch Goldman Sachs und die Deutsche Bank. Beim Eintritt Griechenlands in den Euro hatte Goldman den Griechen geholfen, seine Zahlen zu frisieren.
10.04.2014 10:54
Lesezeit: 2 min

Erstmals seit Ausbruch der Schuldenkrise vor mehr als vier Jahren wagt sich Griechenland wieder mit einer Anleihe an den Kapitalmarkt. Internationale Banken seien mit der Platzierung des Papiers mit fünfjähriger Laufzeit beauftragt worden, teilte das Finanzministerium in Athen am Mittwoch mit. Einem Insider zufolge soll das Geschäft schon am Donnerstag über die Bühne gehen - einen Tag vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Athen. Dort protestierten erneut Tausende Menschen gegen den Sparkurs, den die Regierung mit EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) im Gegenzug für milliardenschwere Hilfen vereinbart hatte.

Die Regierung in Athen wagt zum ersten Mal seit Beginn der Schuldenkrise wieder den Schritt an den Kapitalmarkt. Mit der Anleihe will sich das Land bis zu 2,5 Milliarden Euro leihen und das Interesse der Anleger testen, bevor sich der Staat wieder vollständig über den Markt refinanziert (mehr hier). In den vergangenen Jahren wurde Griechenland mit zwei internationalen Kreditpaketen vor der Pleite bewahrt.

Die Emission der Anleihe wird von der Bank of America Merrill Lynch, der Deutschen Bank, Goldman Sachs, HSBC, JP Morgan und Morgan Stanley organisiert.

„Wir streben Einnahmen von bis zu 2,5 Milliarden Euro an“, erfuhr Reuters von einem ranghohen Regierungsmitarbeiter. Das Interesse der Anleger sei sehr groß, die Nachfrage liege bereits bei über 17 Milliarden Euro, sagte ein Manager aus dem Kreise der Banken, die die Emission begleiten. Zudem hoffe die Regierung, die Investoren nicht mit einer höheren Rendite als 5,0 bis 5,25 Prozent ködern zu müssen.

Der Marktzins für Hellas-Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit rutschte nach Bekanntwerden der Pläne erstmals seit rund vier Jahren auf unter sechs Prozent. 2012 - als private Anleger bei einem Schuldenschnitt 130 Milliarden Euro verloren - waren es rund 40 Prozent. „Noch vor einem Jahr war es undenkbar, dass Griechenland den Kapitalmarkt anzapft“, sagte Analyst Alessandro Giansanti von der Bank ING. „Jetzt ist es Realität.“

Griechenland hat sich zuletzt im März 2010 an den Bondmarkt gewagt - damals ebenfalls mit einer fünfjährigen Anleihe. Um seinen Finanzbedarf zu decken, ist das Land seither auf Hilfen des IWF und seiner Euro-Partner angewiesen. Daher ist derzeit privates Geld vom Kapitalmarkt kein Muss. Die Regierung will aber das Interesse der Anleger testen, bevor sich der Staat wieder vollständig über den Markt refinanziert.

Allerdings bleibt die wirtschaftliche Lage vieler Griechen angespannt. Mit einem landesweiten Streik stemmten sich am Mittwoch viele Bürger gegen das harte Sparprogramm. Schulen und Apotheken blieben geschlossen, Schiffe in den Häfen. In Athen kam der Nahverkehr zum Erliegen. In Krankenhäusern gab es nur eine Notbesetzung. Der Streik richtet sich der Gewerkschaft GSEE zufolge auch gegen Merkel, die von Ministerpräsident Antonis Samaras am Freitag empfangen wird. Mehr als 20.000 Menschen zogen friedlich durch Athen. „EU, IWF - nehmt die Hilfen und verschwindet von hier“, riefen sie. Griechenland wird seit 2010 mit zwei Hilfspaketen von zusammen 240 Milliarden Euro gestützt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-Kurs legt kräftig zu: Woran das liegt und was Anleger jetzt wissen müssen
16.06.2025

Der Ripple-Kurs zeigt sich oft von seiner volatilen Seite. Doch zum Auftakt in die neue Handelswoche klettert der XRP-Coin kräftig –...

DWN
Politik
Politik SPD drängt auf gemeinsame Linie bei AfD-Verbotsverfahren
16.06.2025

Soll die AfD verboten werden? Während einige Bundespolitiker ein AfD-Verbotsverfahren fordern, mahnen andere zur Vorsicht. Im Raum steht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Blackstone setzt auf Europa – Anleger an der Wall Street uneins über US-Ausblick
16.06.2025

Das Vertrauen der Wall Street in Europa wächst weiter. Mit Blackstone signalisiert nun ein weiteres Schwergewicht der Finanzwelt seine...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel in Kanada: Zerrissene Wertegemeinschaft vor Bewährungsprobe
16.06.2025

Der G7-Gipfel in Kanada steht vor enormen Herausforderungen: Konflikte, Uneinigkeit und globale Krisen prägen das Treffen. Wie finden die...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzprofis zeigen: So bauen sich Studenten ihre Geldmaschine
16.06.2025

Sie zeigen jungen Anlegern, wie man es richtig macht: Zwei schwedische Börsenprofis legen Musterportfolios auf – und erklären, warum...

DWN
Panorama
Panorama Rundfunkbeitrag: Was sich ändert – und was passiert, wenn man nicht zahlt
16.06.2025

Der Rundfunkbeitrag sorgt regelmäßig für Ärger – sei es wegen der Pflichtzahlung oder neuer Regeln. Millionen Bürger sind betroffen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum zum Teufel investieren Unternehmen nicht mehr?
16.06.2025

Warum investieren Unternehmen nicht mehr – obwohl das Geld billig ist und die Gewinne sprudeln? Dieser Artikel geht der...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel in Kanada: Trump konfrontiert Verbündete mit Nahost-Konflikt und Zollandrohungen
16.06.2025

Trump kehrt auf die globale Bühne zurück – mit Zollandrohungen, Lob für Israels Angriffe auf den Iran und Konflikten mit G7-Partnern....