Erstmals seit Ausbruch der Schuldenkrise vor mehr als vier Jahren wagt sich Griechenland wieder mit einer Anleihe an den Kapitalmarkt. Internationale Banken seien mit der Platzierung des Papiers mit fünfjähriger Laufzeit beauftragt worden, teilte das Finanzministerium in Athen am Mittwoch mit. Einem Insider zufolge soll das Geschäft schon am Donnerstag über die Bühne gehen - einen Tag vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Athen. Dort protestierten erneut Tausende Menschen gegen den Sparkurs, den die Regierung mit EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) im Gegenzug für milliardenschwere Hilfen vereinbart hatte.
Die Regierung in Athen wagt zum ersten Mal seit Beginn der Schuldenkrise wieder den Schritt an den Kapitalmarkt. Mit der Anleihe will sich das Land bis zu 2,5 Milliarden Euro leihen und das Interesse der Anleger testen, bevor sich der Staat wieder vollständig über den Markt refinanziert (mehr hier). In den vergangenen Jahren wurde Griechenland mit zwei internationalen Kreditpaketen vor der Pleite bewahrt.
Die Emission der Anleihe wird von der Bank of America Merrill Lynch, der Deutschen Bank, Goldman Sachs, HSBC, JP Morgan und Morgan Stanley organisiert.
„Wir streben Einnahmen von bis zu 2,5 Milliarden Euro an“, erfuhr Reuters von einem ranghohen Regierungsmitarbeiter. Das Interesse der Anleger sei sehr groß, die Nachfrage liege bereits bei über 17 Milliarden Euro, sagte ein Manager aus dem Kreise der Banken, die die Emission begleiten. Zudem hoffe die Regierung, die Investoren nicht mit einer höheren Rendite als 5,0 bis 5,25 Prozent ködern zu müssen.
Der Marktzins für Hellas-Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit rutschte nach Bekanntwerden der Pläne erstmals seit rund vier Jahren auf unter sechs Prozent. 2012 - als private Anleger bei einem Schuldenschnitt 130 Milliarden Euro verloren - waren es rund 40 Prozent. „Noch vor einem Jahr war es undenkbar, dass Griechenland den Kapitalmarkt anzapft“, sagte Analyst Alessandro Giansanti von der Bank ING. „Jetzt ist es Realität.“
Griechenland hat sich zuletzt im März 2010 an den Bondmarkt gewagt - damals ebenfalls mit einer fünfjährigen Anleihe. Um seinen Finanzbedarf zu decken, ist das Land seither auf Hilfen des IWF und seiner Euro-Partner angewiesen. Daher ist derzeit privates Geld vom Kapitalmarkt kein Muss. Die Regierung will aber das Interesse der Anleger testen, bevor sich der Staat wieder vollständig über den Markt refinanziert.
Allerdings bleibt die wirtschaftliche Lage vieler Griechen angespannt. Mit einem landesweiten Streik stemmten sich am Mittwoch viele Bürger gegen das harte Sparprogramm. Schulen und Apotheken blieben geschlossen, Schiffe in den Häfen. In Athen kam der Nahverkehr zum Erliegen. In Krankenhäusern gab es nur eine Notbesetzung. Der Streik richtet sich der Gewerkschaft GSEE zufolge auch gegen Merkel, die von Ministerpräsident Antonis Samaras am Freitag empfangen wird. Mehr als 20.000 Menschen zogen friedlich durch Athen. „EU, IWF - nehmt die Hilfen und verschwindet von hier“, riefen sie. Griechenland wird seit 2010 mit zwei Hilfspaketen von zusammen 240 Milliarden Euro gestützt.