Unternehmen

Kaum Kapital: Deutsche Biotech-Branche schrumpft

Investoren haben im vergangenen Jahr ein Viertel weniger in die Biotech-Branche gesteckt als zuvor. Zudem ist die Zahl der Biotech-Unternehmen in Deutschland weiter gesunken. Seit 2006 hat es in der Branche hierzulande keinen Börsengang mehr gegeben.
14.04.2014 17:41
Lesezeit: 1 min

Die deutsche Biotechbranche ist im vergangenen Jahr weiter zurückgefallen. Der Branchenumsatz schrumpfte um 7 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro, die Forschungsausgaben fielen um sechs Prozent auf 671 Millionen Euro, wie aus dem am Montag veröffentlichten Biotechnologie-Report 2014 der Beratungsgesellschaft EY (ehemals Ernst & Young) hervorgeht.

Die deutsche Biotechbranche zählte im vergangenen Jahr 409 Unternehmen. Im Jahr 2012 waren es noch 414 gewesen. Die schwierige Finanzierungssituation vieler Unternehmen bremst nach Einschätzung des Leiters des deutschen Life-Science-Geschäfts von EY, Siegfried Bialojan, zunehmend die Branchenentwicklung. „Die Schere im Vergleich zu den USA öffnet sich weiter.“

Während es in Deutschland seit 2006 keinen einzigen Börsengang eines Biotech-Unternehmens gab, schafften in den USA allein im vergangenen Jahr 41 Unternehmen den Sprung aufs Parkett.

Bei der Risikofinanzierung von Biotech-Unternehmen ist Deutschland inzwischen sogar das Schlusslicht im Ländervergleich. Der Zufluss an Risikokapital in die Branche sank im vergangenen Jahr um 50 Millionen Euro auf 164 Millionen Euro.

Vor allem vermögenden Privatinvestoren wie den Gründern des Generika-Herstellers Hexal, Andreas und Thomas Strüngmann, ist es der Studie zufolge zu verdanken, dass die Kapitalzufuhr nicht völlig austrocknete. Aus solchen Family Offices stammten 2013 rund 80 Prozent des Wagniskapitals für Biotechunternehmen. Mit klassischen Finanzierungsrunden sammelten Unternehmen 2013 lediglich 35 Millionen Euro ein.

Auch bei den Medikamenten-Neuentwicklungen sieht es in der deutschen Biotech-Branche aktuell mager aus. Lediglich acht Wirkstoffe befanden sich der Studie zufolge 2013 in der Phase III der klinischen Entwicklung, der letzten großen Testphase am Menschen vor einer Zulassung. 2012 waren es noch zehn, 2011 noch 13 gewesen.

Mit staatlicher Hilfe brächten deutsche Firmen zwar neue Wirkstoffe hervor. Marktreif entwickelt würden sie aber vor allem im Ausland, wo es genügend Investoren gebe. Bei den Wirkstoffen in klinischen Testphasen sei Deutschland im europäischen Vergleich inzwischen von Platz zwei auf Platz drei nach Großbritannien und der Schweiz abgerutscht.

Um wieder mehr Finanzierungsanreize für Investoren zu schaffen, fordert die Beratergesellschaft, dass Investoren von der Kapitalertragssteuer befreit werden, wenn sie 1 Prozent ihres Vermögens in Hochrisiko-Fonds anlegen. Durch die Begrenzung auf 1 Prozent der Investments bleibe das Risiko für Anleger überschaubar. Für Versicherungen, die vorsichtiger anlegen müssten, sollen nach den Vorstellungen von EY Ausnahmeregelungen greifen.

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