Finanzen

Athen verschenkt von Steuerzahlern gerettete Bank an Spekulanten

Lesezeit: 2 min
18.04.2014 00:33
Die griechische Zentralbank hat für die Eurobank neue Anleihen genehmigt: Diese sind ein Schnäppchen für Spekulanten. Die europäischen Steuerzahler mussten die Bank retten, nun bekommen die internationalen Vermögensverwalter 25 Prozent Rabatt für das Investment.
Athen verschenkt von Steuerzahlern gerettete Bank an Spekulanten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die griechische Eurobank emittiert neue Anleihen. Sie teilte mit, dass die Neuemission bis Mai abgeschlossen werden solle. Bisher war der von den europäischen Steuerzahlern stets neu aufgefüllte griechischen Bankenrettungsfonds HFSF (Hellenic Financial Stability Fund) der Mehrheitseigentümer der Bank. Zu dem Fonds gehören die vier größten Banken des Landes – neben der Eurobank die National Bank, Alpha Bank und die Piraeus Bank. Diese waren im vergangenen Sommer mit 25 Milliarden Euro rekapitalisiert worden. Der Fonds erhielt im Gegenzug Aktien der Banken. Eurobank ist nach der Alpha Bank und der Piraeus Bank das dritte Geldhaus, das neue Aktien ausgibt.

Die Kapitalerhöhung mittels der Aktienausgabe wurde genehmigt, um dem eigentlichen Kapitalbedarf von 2,95 Milliarden Euro näherzukommen. Die 2,95 Milliarden Euro wurden von der griechischen Zentralbank BoG (Bank of Greece) angesetzt, nachdem die BoG im März den US-amerikanischen Vermögensverwalter Blackrock – der als der weltweit größte Vermögensverwalter gilt – für einen griechischen Banken-Stresstest engagiert hatte, um die Kapitalbedarfe für alle griechischen Banken zu ermitteln.

Blackrock ging demnach von einer Kapital-Lücke von 6 Milliarden Euro aus. Die Troika berechnete dagegen den fehlenden Finanzbedarf für alle griechischen Banken auf bis zu 20 Milliarden Euro (mehr hier).

Mit der Aktienausgabe von Eurobank sollen offenbar faule Kredite abgefangen werden. Wie hoch sie bei der Eurobank ausfallen, ist jedoch nicht bekannt.

Indessen wurde berichtet, dass der griechische Bankenrettungsfonds HFSF, dem die Eurobank zu 95 Prozent gehört, die kanadische Investorengruppe Fairfax als „Ankerinvestoren“ ausgewählt hat.

Fairfax verpflichtete sich offenbar dazu, 47 Prozent oder 1,33 Milliarden Euro der neuen Aktien-Emissionen zu kaufen. Nach Angaben des HFSF gehören andere große Anleger wie Capital Research and Management, Wilbur Ross, Fidelity, Mackenzie und Brookfield zu den Interessenten.

Bereits im vergangenen Jahr gab die HFSF Aktien für rund 5,9 Milliarden Euro aus, was einem Wert von 1,54 Euro pro Aktie entsprach, um die Eurobank wiederzubeleben.

Investoren könnten jetzt weniger als 0,30 Euro pro Aktie bezahlen, was einem Rabatt von mehr als 25 Prozent entspricht. Der Wert dieser Aktien könnte deutlich steigen, nachdem die Eurobank voll rekapitalisiert ist, berichtet Reuters.

Der Vorgang führte in Griechenland zu heftiger Missbilligung gegenüber der Regierung und dem HFSF. Kritiker sind einhellig der Ansicht, dass die Eurobank mit erheblichem Aufwand und zu Lasten der griechischen Steuerzahler rekapitalisiert werde.

Dank der jüngsten griechischen Gesetzgebung verkauft der Rettungsfonds HFSF Aktien zu einem geringeren Preis als er sie gekauft hat, meldet die griechische Website Macropolis. Damit erhalten die internationalen Investoren einen Rabatt in Höhe von 25 Prozent. Das Geschenk wurde von den europäischen Steuerzahlern finanziert.

Griechenland wird von den Euro-Ländern, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds mit zwei Rettungspaketen im Volumen von 240 Milliarden Euro über Wasser gehalten.

Vor kurzem konnte das Land mit einer fünfjährigen Anleihe drei Milliarden Euro am Kapitalmarkt aufnehmen. Diese Anleihen gelten indessen quasi als „Eurobonds“. Denn wenn Griechenland die Anleihe in fünf Jahren die Bonds nicht aus eigener Kraft bedienen kann, müssen der ESM oder die EZB dafür gerade stehen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...