Politik

Siemens hilft Frankreich, den Preis für Alstom in die Höhe zu treiben

Lesezeit: 2 min
27.04.2014 17:53
Siemens bietet einen Asset-Swap für Alstom: Die Deutschen übernehmen das profitable Energietechnik-Geschäft, die Franzosen bekommen die etwas angeschlagene Zugtechnik-Sparte. Es ist allerdings denkbar, dass Siemens vor allem den Preis für Alstom in die Höhe treiben will, um seinem US-Konkurrenten GE zu schaden.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Siemens will sich am Bieten um Alstom beteiligen: Bloomberg berichtet, dass es um einen Asset-Swap gehet. Siemens bekommt die Energiesparte von Alstom. Der Transportbereich von Siemens würde zu Teilen an Alstom übertragen, plus einer Cash-Zahlung.

Damit würde in Europa ein neuer Energietechnik-Konzern und ein Unternehmen für Zugtechnik entstehen. Die französische Regierung ist besorgt, das Energietechnik-Geschäft an GE zu verkaufen, weil es 70 Prozent des Umsatzes ausmacht. Der Regierung in Paris möchte lieber einen großen nationalen Konzern.

Die Münchener erklärten am Sonntag, sie hätten dem Alstom-Verwaltungsrat "Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit" signalisiert. Damit könnte Siemens die Pläne des US-Mischkonzerns General Electric durchkreuzen, der der französischen Regierung zufolge mit Alstom über einen Kauf der Sparte für Energietechnik verhandelt. Die Pariser Politik hat aber Bedenken gegen einen solchen Verkauf. Die Zeitung "Le Figaro" hatte berichtet, die Regierung habe Siemens daher um eine Gegenofferte gebeten (mehr hier).

Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg erklärte am Sonntag, beide Vorschläge sollten geprüft werden. Eine "hastige" Entscheidung, die nicht im Einklang mit nationalen Interessen sei, werde aber nicht akzeptiert. Von der GE-Offerte habe er am Donnerstag erfahren, vom Siemens-Vorschlag am Sonntag. "Le Figaro" zufolge, die sich auf den Siemens-Brief berief, könnte die Münchener einen Teil ihres Zuggeschäftes plus Barzahlung an Alstom geben und dafür das Turbinengeschäft erhalten.

Siemens könnte damit die Rolle des "Weißen Ritters" spielen. So wird ein Unternehmen genannt, das einem Übernahmekandidaten zu Hilfe kommt und die Kaufpläne des ursprünglichen Bieters durchkreuzt. Aber auch die eigenen Interessen dürfte Siemens im Blick haben: Würden sich GE und Alstom verbünden, entstünde ein noch mächtigerer Konkurrent. GE wird von der französischen Regierung nicht mit offenen Armen empfangen: "Die Regierung bringt ihre patriotische Besorgnis und Wachsamkeit zum Ausdruck", hatte Montebourg "Le Monde" am Freitag gesagt.

Alstoms Energiesparte, die Kraftwerksturbinen baut, macht drei Viertel des Geschäfts des Konzerns aus. Das Unternehmen ist abhängig von staatlichen Aufträgen, es stellt unter anderem die TGV-Hochgeschwindigkeitszüge für die Staatsbahn SNCF her und beliefert den Kraftwerksbetreiber EdF. 18.000 Beschäftigte - rund ein Fünftel der Belegschaft - arbeiten in Frankreich. Alstom kämpft mit sinkenden Aufträgen vor allem von Versorgern.

Siemens ist nicht zum ersten Mal bei Alstom im Gespräch. Die Franzosen waren schon 2004 in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und wurden vom Staat gerettet. Damals wurde in Verhandlungen mit EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti ein Verkauf der Energie-Sparte an Siemens erwogen. Der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy sorgte aber dafür, dass daraus nichts wurde.

Zudem sickerten Details der neuen Siemens-Strategie durch, die Konzernchef Joe Kaeser am 7. Mai vorstellen will. So soll Finanzkreisen zufolge die österreichische Anlagenbau-Tochter Siemens VAI an Mitsubishi Heavy Industries aus Japan verkauft werden. Ein Insider sagte Reuters am Sonntag, Mitsubishi habe den Zuschlag für 70 Prozent an dem Spezialisten für Hütten- und Walzwerktechnik erhalten. Zuvor hatten schon die "Oberösterreichischen Nachrichten" aus Linz, dem Sitz von VAI, darüber berichtet.


Mehr zum Thema:  

DWN
Panorama
Panorama Musk-Weidel-Live-Interview: Handelt es sich bei der Übertragung von Elon Musk und Alice Weidel um eine unzulässige Parteispende?
09.01.2025

Tech-Milliardär Elon Musk spricht bei einer Liveübertragung auf X (ehemals Twitter) mit AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel - für...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rekord-Krankenstand nach Corona-Pandemie schwächt Wirtschaft: Kommen jetzt Teilzeit-Krankmeldungen oder Karenztage?
09.01.2025

Deutschlands Wirtschaft zahlt Milliarden für hohen Krankenstand nach den Corona-Maßnahmen: Politik und Wirtschaft fordern jetzt...

DWN
Politik
Politik Trump und die Nato-Ausgaben
09.01.2025

Trump müsse bei Nato-Ausgaben vorlegen, fordert der britische Außenminister David Lammy. Während Trump von den Nato-Mitgliedern...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitalwirtschaft in Deutschland: Wachstum trotz Konjunkturschwäche
09.01.2025

Die Digitalwirtschaft boomt trotz Konjunkturflaute in Deutschland - und schafft immer mehr Arbeitsplätze. 2025 sagen Experten ein weiteres...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Exporte steigen wegen USA
09.01.2025

Im November stiegen die deutschen Ausfuhren auf ein Jahreshoch. Das US-Geschäft erlebte dabei ein kräftiges Plus, während die EU-Märkte...

DWN
Politik
Politik Deutschland-Flugabwehr: Bundeswehr darf nicht mit neuen Luftabwehrraketen IRIS-T SLM üben - peinlich statt einsatzfähig!
09.01.2025

Die Bundeswehr übt Stillstand, die Kritik am Kanzler wird immer lauter: Mit markigen Worten verschleiert Olaf Scholz, dass die...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die aktuelle XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
09.01.2025

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 relativ stabil - und legt...

DWN
Politik
Politik Migration: Deutschland bleibt Spitzenreiter bei Asylanträgen in der EU
09.01.2025

Migration: Die Zahl der Asylanträge in Deutschland ist 2024 drastisch zurückgegangen. Mit knapp 230.000 Erstanträgen verzeichnete das...

[DWN] Alles wird teurer! Wir halten dagegen! Sparen Sie satte 80 Prozent und bestellen Sie noch heute Ihr Premium-Monatsabo für 2,50 Euro plus 3 Print-Magazine >> HIER abschließen >>