Politik

Österreich: Rekord-Schulden wegen Bankenrettung für Hypo Alpe Adria

Österreich verabschiedet sich wegen der Rettung der Skandal-Bank Hypo Alpe Adria von den Maastricht-Kriterien: In den kommenden Jahren wird der Schuldenstand explodieren. Ob die Reduzierung der Schulden danach gelingt, steht in den Sternen. Finanzminister Michael Spindelegger hat in seiner Budget-Rede bereits angedeutet: Alle Zahlen stehen unter dem Vorbehalt, dass es keine Krise mit Russland und der Ukraine gibt.
29.04.2014 11:14
Lesezeit: 1 min

Österreich reiht sich wegen des Banken-Desasters um die Hypo Alpe Adria bei den südeuropäischen Schuldenstaaten ein: Mit den Zahlen überholt Österreich bei der Staatsverschuldung (in % des BIP) Deutschland (2013: 78,4%) sowie Ungarn (2013: 79,2%) und liegt nur mehr knapp unter dem EU-Durchschnitt (2013: 87,1%). Schlechter sind nur mehr GB und dann die Krisenstaaten Frankreich, Spanien, Belgien, Zypern, Irland, Portugal, Italien und Griechenland.

Die verstaatlichte Bank Hypo Alpe Adria lässt den Schuldenstand Österreichs auf einen Rekordwert hinaufschnellen. Die Verschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt wird im laufenden Jahr auf 79,2 Prozent von 74,5 Prozent Ende 2013 steigen, gab das Finanzministerium am Dienstag bekannt. Das Budgetdefizit wird sich laut Maastricht-Kriterien 2014 auf 2,7 Prozent von zuletzt 1,5 Prozent erhöhen. Damit liegt Österreich über dem Durchschnitt der Europäischen Union, für die ein Budgetdefizit von 2,6 Prozent prognostiziert wird. "Dahinter steckt nur ein Grund mit vier Buchstaben und der heißt Hypo", sagte Finanzminister Michael Spindelegger.

Österreich will die Ex-BayernLB -Tochter mit Hilfe einer Bad Bank abwickeln, in der unverkäufliche Teile gebündelt und dann über Jahre hinweg abgebaut werden sollen. Die Gründung dieses Vehikels und die chronische Kapitalknappheit des Instituts belasten jedoch die Staatsfinanzen. "Hätten wir die Hypo-Zahlungen nicht, dann würde die Schuldenquote in diesem Jahr um 4,6 Prozent besser liegen", sagte Spindelegger.

2015 soll das Defizit dann auf 1,4 Prozent sinken. Für 2016 erwartet Österreich ein strukturelles Nulldefizit - ein um Konjunktureffekte bereinigtes Defizit von maximal 0,45 Prozent. Das ist ein Jahr später als von der EU-Kommission vorgesehen. "Wir haben eine Vorschrift, dass wir eigentlich schon 2015 ein strukturelles Nulldefizit erreichen müssten. Das tun wir nicht, daher müssen wir mit einer entsprechenden Rüge der EU-Kommission rechnen", sagte Spindelegger.

Österreich erfüllt damit die in der EU geltenden Kriterien nur teilweise. Laut Maastricht-Vertrag darf das Defizit maximal bei drei Prozent und der Schuldenstand höchstens bei 60 Prozent des Bruttoinlandprodukts liegen.

Die Folgen sind evident: Um die Schulden bei den Banken zu bedienen, muss der österreichische Staat an anderer Stelle sparen. So können die Mittel für die Behinderten-Förderung nicht angemessen erhöht werden. Das wäre jedoch eine klassische Staatsaufgabe, der Österreich wegen der Banken-"Rettung" nicht mehr nachkommen kann.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vattenfall übernimmt Nordlicht-Projekt – BASF zieht sich überraschend aus deutscher Windenergie zurück
17.04.2025

Ein unerwarteter Rückzieher sorgt für Unruhe im europäischen Energiemarkt: Der Chemiekonzern BASF verkauft seinen Anteil am...

DWN
Politik
Politik Kontrollstaat: digitale Identität mit Bürgerkonto wird im Koalitionsvertrag Pflicht – Hacker kritisieren Überwachung
16.04.2025

Ende der Freiwilligkeit? Im Koalitionsvertrags setzen CDU, CSU und SPD auf eine verpflichtende digitale Identität der Bürger in der BRD....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schlimmer als Finanzkrise oder Dotcom-Blase: Finanzexperte warnt vor einem globalen Beben
16.04.2025

Ulrik Ross, Ex-Banker bei Merrill Lynch, Nomura und HSBC, warnt vor einer Krise historischen Ausmaßes. Der globale Handelskrieg sei nur...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
16.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...

DWN
Panorama
Panorama „Tag des Sieges“ in Russland: Mehr als 20 Staatschefs stehen auf Putins Gästeliste
16.04.2025

Gedenken zum Ende des Zweiten Weltkriegs: Langsam zeichnet sich ab, wer am 9. Mai mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den Sieg...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Whistleblowerin erhebt schwere Vorwürfe: Meta soll Nutzerdaten mit China geteilt haben
16.04.2025

Ein neuer Skandal erschüttert den US-Techgiganten Meta. Die ehemalige Facebook-Managerin Sarah Wynn-Williams, früher Director of Global...

DWN
Politik
Politik Taser statt Pistole: Kann die Elektrowaffe Gewalt verhindern?
16.04.2025

In Deutschland wird die Polizei immer häufiger mit Taser, auch bekannt als Distanzelektroimpulsgeräte, ausgestattet, um Gewalt zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bitcoin überrascht mit starkem Wochenplus – geopolitische Spannungen treiben Anleger in digitale Zufluchtsorte
16.04.2025

Während die etablierten Finanzmärkte angesichts von Handelszöllen, geopolitischen Unsicherheiten und einem wachsenden Vertrauensverlust...