Finanzen

Skandal um Risiko-Bewertung: „Rechenfehler“ bei Bank of America

Lesezeit: 2 min
30.04.2014 00:11
Wegen eines angeblichen Rechenfehlers muss die Bank of America einen Aktienrückkauf abblasen. Die Kapital-Ausstattung der Bank ist deutlich schwächer, als offiziell bekannt. Der Vorgang stellt auch die Sicherheit aller anderen Banken infrage. Denn bei einem Stresstest fallen solche massiven Probleme in den Bilanzen offenbar niemandem auf.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Bank of America (BoA), eine der größten US-Banken, hat einen geplanten Aktienrückkauf und eine geplante Dividendenerhöhung abgeblasen. Denn die Bank ist unzureichend kapitalisiert. Angeblich hatte ein Rechenfehler diese Erkenntnis bisher verborgen.

Noch ist unklar, ob es sich wirklich um einen Rechenfehler oder um vorsätzliche Handlungen mit Betrugsabsicht handelt.

Im März hatte die BoA angekündigt, Stammaktien im Umfang von 5 Milliarden Dollar zurückkaufen zu wollen. Die Bank verfüge über mehr Kapital als nötig und könne das übermäßige Kapital an die Aktionäre zurückgeben. Der Aktienkurs der BoA war daraufhin massiv gestiegen.

Nun hat die US Notenbank Federal Reserve überraschend verfügt, den Aktienrückkauf zu stoppen. Zudem sagte BoA die geplante Erhöhung der Dividende im vierten Quartal ab.

Hintergrund dieses Rückzugs ist angeblich ein Rechenfehler. BoA ist offenbar viel schlechter kapitalisiert, als sie bisher angegeben hat. Das heißt, in der Bilanz der Bank schlummern höhere Gefahren als bisher bekannt. Grotesk: Seit 2009 rechnet die Bank mit dem Fehler, ohne dass es der Bank oder der Aufsicht aufgefallen wäre.

Das überraschende Auftauchen des angeblichen Rechenfehlers, den niemand bemerkt haben soll, stellt sowohl die Sicherheit aller anderen Banken als auch den Sinn von Stresstests infrage. Denn noch vor wenigen Wochen war BoA unter den vielen Banken, die den Stresstest der Federal Reserve bestanden.

Der Rechenfehler zeigt, auf welch dünnen Säulen die Banken-Landschaft ruht. Die Finanzwissenschaftlerin Anat Admati hatte im Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vor einigen Monaten auf das Problem mit der von der Bank selbst durchgeführten Risikobewertung hingewiesen. Admati sagte: "Die Risiken kommen von der Undurchsichtigkeit und Vernetzung und den extrem niedrigen Kapitalquoten. Abgesehen von der Wahrscheinlichkeit einer vermuteten Insolvenz und Ansteckungseffekten sind hoch verschuldete Banken, wie alle großen Schuldner, ineffektiv bei ihren Investitions-Entscheidungen und vermeiden möglicherweise besonders die Vergabe von relativ sicheren Unternehmenskrediten, weil diese nicht genug Gewinnpotential haben. Ein solches Verhalten zusammen mit der Jagd nach Rendite, die das Eingehen übermäßiger Risiken beinhalten kann, gefährdet und schädigt die Wirtschaft. Ich kann die Risiken und den Schaden nicht beziffern, aber sie sind erheblich und sie dauern an."

Admati weiter: Die "Regulierer müssen sicherstellen, dass keine Risiken entstehen oder versteckt werden. Und sie müssen sicherstellen, dass die Banken sich auf deutlich mehr Kapitalfinanzierung stützen. Ein stabiles Finanzsystem kann die Wirtschaft besser und beständiger unterstützen, ohne so viele Boom-Phasen und Krisen und mit weniger Verzerrungen. Die Regulierer müssen auch die Art und Weise überdenken, wie Regulierungen versuchen, mit Risiken umzugehen. Das System zur Risikobewertung ist extrem problematisch. Anzunehmen, dass das Kapital so „knapp“ ist, nur weil die Banken sich nicht auf diese Art der Finanzierung stützen wollen, ist vollkommen falsch."


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...