Deutschland

Stuttgart: Steuerzahler muss städtisches Weingut subventionieren

Die Stadt Stuttgart bewirtschaftet ein kommunales Weingut. Doch die Weinberge der Landeshauptstadt Baden-Württembergs rentieren sich nicht. Der deutsche Steuerzahler muss seit Jahren für den Erhalt des Weinguts einspringen. Die Stadt verteidigt sich mit dem kulturellen Erbe.
13.05.2014 00:27
Lesezeit: 1 min

Die Landeshauptstadt Baden-Württembergs besitzt ein eigenes Weingut mit Weinkeller. Rund 150.000 Euro hat die Modernisierung der Verkaufsstelle von 1886 gekostet. Gewinn hat das Gut bis heute keinen erbracht, allein im Jahr 2012 musste eine halbe Million Euro an Steuergeldern in das Weingut investiert werden. Bis mindestens 2015 wird Stuttgart das Weingut noch subventionieren müssen.

„Aus Sicht der Steuerzahler ist die Unterhaltung des städtischen Weinguts ein Desaster. Um das Defizit des Weinguts langfristig zu senken, ist ein alternatives Betreibermodell die einzig richtige Lösung. Die Weinproduktion ist keine kommunale Aufgabe“, so Karolin Herrmann vom Deutschen Steuerzahlerinstitut.

Einst machten die Einnahmen aus dem Stuttgarter Weinbau den Reichtum der Stadt aus. Heute jedoch lastet das städtische Weingut auf den Schultern der Steuerzahler.

„Dem Doppelhaushaltsplan der Stadt Stuttgart zufolge, hatte das Weingut 2012 einen Nettoressourcenbedarf von 656.461 Euro. Auch in den kommenden Haushaltsjahren 2013, 2014 und 2015 geht die Stadt von einem sechsstelligen Negativergebnis aus. Um es auf den Punkt zu bringen: Das städtische Weingut bleibt mindestens bis zum Jahr 2015 stark zuschussbedürftig. In mehreren Gutachten wird bereits seit Jahren darüber gestritten, ob das städtische Weingut verkauft oder verpachtet werden soll. Bislang hat sich aber nicht viel getan. Das Weingut schreibt tiefrote Zahlen“, so Herrmann.

Der Betriebsleiter des städtischen Weinguts, Bernhard Nanz, sieht die Lage auf Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten naturgemäß ganz anders. Die Wirtschaftspläne der Jahre 2012 bis 2014 des Stadtweinguts weisen eher eine sinkende Tendenz der Kosten auf, so Nanz.

„Der Zuschuss 2012 ist mit 196.231 €, im Jahr 2013 mit 181.439 € festgestellt und 2014 werden 149.820 € erwartet. Ein Betrag den der Gemeinderat der Stadt für vertretbar hält angesichts der Leistung für Pflege und Erhalt der historischen Mauer-Terrassenweinberge, die in der ganzen Stadt verteilt als kulturelles Erbe zu erhalten sind.“

So sehr wir für das kulturelle Erbe sind: Das Weingut beschäftigt neun Personen und einige Azubis. Allein mit dem Zuschuss könnte man sechs weitere Leute bezahlen.

Alles, was der Staat ausgibt, muss vom Bürger erwirtschaftet werden.

Weingüter gehören in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht zum Kerngeschäft des Staates.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...