Unternehmen

RWE: Niedrige Strompreise hinterlassen „Blutspur“ in Bilanz

Lesezeit: 2 min
14.05.2014 15:14
RWE leidet nach eigenen Angaben unter der Energiewende. Durch den Ausbau des Ökostroms werden die Kohle- und Gaskraftwerke aus dem Markt gedrängt. „Die niedrigen Strompreise hinterlassen ihre Blutspur in unserer Bilanz“, so das Unternehmen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Essener Versorger RWE leidet nach eigenen Angaben unter der Energiewende. Nach dem Rekordverlust im vergangenen Jahr kam der Konzern auch im ersten Quartal nicht in die Spur. Der Nettogewinn brach um ein Viertel auf 995 Millionen Euro ein. „Die niedrigen Strompreise hinterlassen ihre Blutspur in unserer Bilanz“, sagte Finanzchef Bernhard Günther am Mittwoch während einer Telefonkonferenz. RWE machen wie auch E.ON und zahlreichen Stadtwerken die Verwerfungen des Marktes zu schaffen. Durch den Ausbau des Ökostroms werden die Kohle- und Gaskraftwerke aus dem Markt gedrängt, an den Strombörsen fallen die Preise. RWE erwartet auch im Gesamtjahr schrumpfende Erträge.

Das schwache Ergebnis der Stromproduktion verhagelte dem Konzern das Geschäft. „Hinzu kam, dass die Wintertemperaturen - nach der extremen Kälte im Vorjahr - dieses Mal ungewöhnlich mild waren“, erklärte Vorstandschef Peter Terium in einem Brief an die Aktionäre. Dies habe der Versorger vor allem im Gasgeschäft zu spüren bekommen. Mit seinen konventionellen Kraftwerken erzielte RWE von Januar bis Ende März einen operativen Gewinn von 780 Millionen Euro - ein Minus von 23 Prozent. Im Konzern fiel der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 15 Prozent auf 2,6 Milliarden. „Die Zahlen waren mau“, sagte Heino Ruland von Ruland Research. Die RWE-Aktie gab am Mittwoch zeitweise fast zwei Prozent nach und war damit größter Verlierer im Dax.

Der Energieriese hatte bereits das vergangene Geschäftsjahr nach hohen Abschreibungen auf seine ausländischen Kraftwerke mit einem Minus von fast drei Milliarden Euro abgeschlossen - der höchste Verlust eines börsennotierten Versorgers in Deutschland überhaupt. Die Anleger mussten sich mit einem Euro Dividende begnügen nach zwei Euro im Vorjahr. RWE passte nun wegen des geplanten Verkaufs seiner Öl- und Gasfördertochter Dea seine Jahresprognose an. So soll ohne operativen Beitrag von Dea der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 6,4 bis 6,8 Milliarden Euro liegen. Bislang hatte RWE inklusive Dea 7,6 bis 8,1 Milliarden veranschlagt.

Der größte deutsche Stromerzeuger leidet allerdings nicht nur an den Folgen der Energiewende. Einige Probleme sind hausgemacht. Teriums Vorgänger Jürgen Großmann und Harry Roels setzten noch auf Kohle- und Kernkraftwerke, als der ursprüngliche Atomausstieg schon längst beschlossen was. Sie hofften, diesen umkehren zu können. 2005 hatte RWE ein milliardenschweres Programm zum Bau neuer konventioneller Kohle- und Gaskraftwerke in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien gestartet. Diese Anlagen werfen wegen der Konkurrenz durch den Ökostrom kaum noch Gewinn ab.

Eine eigene Ökostromtochter gründete der Konzern erst 2007. Diese gehörte nun zu den wenigen Sparten, die ihren operativen Gewinn im ersten Quartal steigern konnte. RWE drücken zudem Schulden von über 31 Milliarden Euro. Vorstandschef Terium kündigte an, diese vor allem mit dem rund fünf Milliarden Euro teuren Dea-Verkauf bis Ende des Jahres auf 26 Milliarden Euro zurückfahren. Dies ist dringend nötig, kommen die Schulden RWE wegen der Zinslast doch teuer zu stehen. 2013 musste das Unternehmen Finanzaufwendungen von 2,7 Milliarden Euro stemmen.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schnelle Übersetzungen per DeepL: Das deutsche Einhorn der Künstlichen Intelligenz
16.09.2024

Lichtblicke am deutschen Technologie-Horizont schimmern immer wieder mal durch - und oftmals ganz unverhofft. Das Startup „DeepL“ ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Größere Summe anlegen: Wie investiert man 100.000 Euro in Aktien?
15.09.2024

Trotz der Bedeutung von Aktien für den langfristigen Vermögensaufbau investieren die meisten Deutschen immer noch nicht in Einzelaktien...

DWN
Panorama
Panorama Virtuelle Wiesn: Ohne Bier, aber mit Karussell-Gefühl - mehr als ein Spiel
15.09.2024

Am 21. September startet in München wieder das Oktoberfest. Viele möchten gern dorthin, können es aber nicht schaffen. Für diese...

DWN
Politik
Politik Fahrlässige Sicherheitspolitik? Aufrüstung der Bundeswehr laut Experten viel zu langsam
15.09.2024

Die Bestände der Bundeswehr sind bis 2021 stetig gesunken und steigen seitdem nur sehr langsam. Deutschland steht vor großen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weniger Verkäufe, zu wenig Innovation: Demontiert sich Deutschlands Automobilbranche selbst?
15.09.2024

Werksschließungen, Stellenabbau und die Angst vor China: Deutschlands Autobauer scheinen in der Krise zu stecken. Doch warum hat die einst...

DWN
Immobilien
Immobilien Mehr Druck auf den Büromarkt: Firmen reduzieren Flächen wegen Homeoffice
15.09.2024

Keine Entlastung für den ohnehin schon sehr angespannten Büroimmobilienmarkt: Unternehmen verkleinern ihre Büroflächen aufgrund des...

DWN
Politik
Politik OECD: Deutschland überzeugt bei Investitionen in frühkindliche Bildung
15.09.2024

Jährlich vergleicht eine OECD-Studie die Bildungssysteme der Industriestaaten. Deutschland ist bei frühkindlicher Bildlung vorne mit...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Vier-Tage-Woche: Revolution der Arbeitszeit oder Risiko für die Wirtschaft?
15.09.2024

Im zweiten Quartal dieses Jahres erlaubten 11 % der deutschen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern kürzere (Vier-Tage-)Arbeitszeiten, so eine...