Unternehmen

Bundesregierung plant Zwangs-Versicherung gegen Hochwasser

Lesezeit: 1 min
03.06.2014 17:42
Die Bundesregierung will eine Pflichtversicherung gegen Schäden von Hochwasser und Erdrutschen einführen. Auch wenn das Grundstück nicht in einer Hochrisikozone steht, muss ein Schutz abgeschlossen werden. Die Versicherer hingegen sehen den Zwangs-Police kritisch.

Die Bundesregierung plädiert gegen den Willen der Versicherer für eine Pflichtversicherung gegen Schäden von Naturkatastrophen.

„Wir würden gut damit fahren, wenn wir eine bezahlbare Elementarschutzversicherung für alle einführen“, sagte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Florian Pronold, am Dienstag in Berlin. Dies sei auch ein Symbol für die Solidarität der Gesellschaft.

Die Versicherer hingegen sehen einen Zwangsschutz gegen Schäden von Hochwasser, Erdrutschen, Stürmen und anderen Naturkatastrophen eher kritisch. „Ich halte eine Pflichtversicherung allenfalls für eine ultima ratio und würde davor warnen, jetzt schon mit diesem Instrument zu kommen“, sagte der Präsident des Versicherungsverbandes GDV, Alexander Erdland.

Denn eine Pflichtversicherung verhindere nicht die zunehmende Gefahr von Hochwasser in diesem Jahrhundert. Sie demotiviere aber den Staat und die einzelnen Versicherten, weiter Vorsorge zu treffen, mahnte Erdland auf einer Branchenkonferenz. „Dann kommen wir in eine Spirale von immer höheren Schäden und immer höheren Prämien.“

Wichtig sei, das Bewusstsein der Bevölkerung für die Risiken von Naturkatastrophen zu schärfen. Denn 85 Prozent aller Schäden des Hochwassers von Mitte 2013 seien in Gebieten entstanden, die nicht als Hochrisikozonen gelten. Die Flut kostete die Versicherungsbranche 1,8 Milliarden Euro, betroffen waren vor allem Ost- und Süddeutschland. Der Staat legte Hilfsprogramme von rund acht Milliarden Euro auf – insbesondere für die Infrastruktur der öffentlichen Hand.

Die Versicherer forderten jedoch, dass es Grenzen für die staatliche Hilfe im Schadenfall geben müsse. Denn sonst könnten sich diejenigen, die sich nicht gegen Naturkatastrophen absicherten, auf staatliche Hilfe verlassen, betonte Erdland. „Das kann einfach nicht sein.“

Wer einen Versicherungsschutz ablehne, müsse vielmehr auch die finanziellen Folgen vom Schadenfall tragen. Denn 99 Prozent aller Gebäude seien privat auch versicherbar, sagte der GDV-Präsident. Er appellierte an die Kommunen etwa in gefährdeten Regionen finanzschwächere Versicherte beim Selbstbehalt höherer Prämien zu unterstützen.

Verbraucherschützer Lars Gatschke hält eine Pflichtversicherung prinzipiell für sinnvoll. Wichtig sei, dass ein solcher Schutz bezahlbar sei und dass es zudem weitere Schutzmaßnahmen gegen Naturkatastrophen gebe, sagte der Experte des Bundesverbands Verbraucherzentrale zu Reuters.

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...