Unternehmen

Die einsame Kanzlerin: Musste Merkel Tausende Facebook-Likes im Ausland kaufen?

Bundeskanzlerin Angela Merkel gewinnt zwar alle Umfragen und Wahlen. Auf Facebook ist sie jedoch offenbar nicht sonderlich beliebt. Eine Analyse der Likes zeigt: Fast die Hälfte ihrer Fans kommt aus dem Ausland - vornehmlich aus Albanien, Rumänien, Serbien und Tunesien. In diesen Ländern kann man Facebook-Freundschaften günstig kaufen. Auch Verschwörungs-Theoretiker, Russen und Islamisten bevölkern die FB-Seite der Bundeskanzlerin.
09.06.2014 01:42
Lesezeit: 3 min

Die Facebook-Seite von Angela Merkel hat 581.000 Likes. Doch nur gut die Hälfte der Merkel-Likes kommt aus Deutschland. Fast genauso viele Fans hat sie im Ausland. In Albanien ist die Bundeskanzlerin ganz besonders beliebt. Nirgends auf der Welt ist die Bundeskanzlerin so beliebt wie in der albanischen Hauptstadt Tirana.

Offenbar ist Angela Merkel trotz der Wahlerfolge eine einsame Frau geblieben. Die Struktur der Facebook-Likes legt jedenfalls den Verdacht nahe, dass sich in Deutschland nicht genug Fans gefunden haben.

In Deutschland hat die Facebook-Seite von Angela Merkel 283.757 Likes, rechnet die Seite sterntv-experimente.de. Das sind knapp 0,35 Prozent aller Deutschen. Mit 45,4 Prozent kommt fast die Hälfte von Merkels Facebook-Fans aus dem Ausland.

In Albanien, einem Land mit 3,2 Millionen Einwohnern, hat sie 12.699 Fans. Somit liegt der Anteil ihrer dortigen Fans mit 0,4 Prozent deutlich höher als in ihrem Heimatland. Nach Angaben von Facebook ist Angela Merkel nirgends auf der Welt so beliebt wie in der albanischen Hauptstadt Tirana.

Der Ökonom Dietrich von Hase hat Merkels Seite analysiert und kommt zu einem seltsamen Ergebnis:

 „Wenn Sie z.B. damit Facebook-Seite von Ex-Kanzler Helmut Schmidt mit der von Kanzlerin Merkel vergleichen, werfen die Ergebnisse Fragen auf. Auf der Seite von Schmidt stehen deutsche Likes auf Platz 1 (über 91% aller Fans), Österreich folgt auf Platz 2, dann die Schweiz auf Platz 3. Erst dann kommen die Fans aus anderen Staaten. Für Besucherstatistiken deutschsprachiger Webseiten ist das eine typische Verteilung. Bei der Fanpage der Kanzlerin  dagegen ist Deutschland nur mit 64% aller Fans auf Platz 1. Albanien dagegen liegt mit nur 2,8 Millionen Einwohnern auf Platz 5 und Österreich mit 8,5 Millionen deutschsprachigen Einwohnern nur auf Rang 9. In der Like-Länderliste von Helmut Schmidts Fanpage taucht Albanien hingegen gar nicht auf. Und Rumänien liegt beim Altkanzler auf Platz 35, bei der Kanzlerin jedoch auf Platz 3 gleich nach den USA auf Platz 2. Und selbst aus Serbien oder Tunesien kommen bei der Kanzlerin mehr Likes als aus Österreich.“

Der Ankauf von Likes und die Erstellung von Fake-Profilen ist ein bekannten Geschäftsmodell, das sich um Facebook herum gebildet hat: Beobachter wie die Investorin Janet Tavakoli glauben sogar, dass ein Großteil des Facebook-Geschäfts auf solch manipulativen Aktionen aufbaut. Tavakoli vermutet, dass mehr als die Hälfte der Facebook-Profile gefälscht sind (mehr dazu hier).

Die Qualität der Posts auf Merkels Seite liefert Hinweise, dass die Seite der Bundeskanzlerin kein seriöses Publikum gefunden hat.  So kann man sich an Pfingsten einen Link zur verschwörungstheoretischen Alex-Jones-Show ("Info-Warrior) ansehen, gepostet von Мила Кирьякова. Auch فاروق کتابی liefert immer wieder Likes zu speziellen Aussagen der Kanzlerin, etwa am Sonntag zu ihrer wichtigen Botschaft „Frieden, Freiheit und Wohlstand festigen“. Ob فاروق کتابی das verstanden hat, kann man nicht beurteilen.

Auch Heiteres findet man, wie den schönen Merkel-Song „Ich will doch nur (ver)dienen!“, aktuell gepostet, obwohl bereits aus dem Jahr 2009 (sie Video am Ende des Artikels).

Andere User posten wieder Dinge wie Walace Aquino. Er schreibt: „Hey Guys - Could you please ADD ME.. Girls or boys. It does not matter... I'm looking for good friends from all over the world! I'm from Brazil and I study English since 2010. So I need to practice this language! Thanks.“

Die Beliebigkeit der Postings deutet darauf hin, dass Merkel tatsächlich der käuflichen Liebe im Internet zuspricht.

Merkel war auffällig geworden, weil Mitglieder des Gelben Forums auf die komische Zusammensetzung der Likes hingewiesen hatten.

Zuvor war die Grüne Jutta von Ditfurth in den den Verdacht des Großeinkaufs gekommen: MMNews hatte Tausende türkische Fans von Ditfurth ausgemacht. Die Ex-Politikern lieferte darauf eine originelle Begründung ihrer wundersamen Like-Vermehrung: Unter der Überschrift  „Gefakte Likes aus dem Umfeld des rechten Anonymous-Kollektivs“ schreibt Ditfurth:

 „Es hat einige Neurechte schwer geärgert, dass wir vor einigen Wochen veröffentlicht haben, dass sie ihre Werbeeinnahmen dank gekaufter, gefakter Likes künstlich hochtreiben. Ein paar Deppen aus dem Umfeld des rechten "Anonymous-Kollektivs" glaubten dann tatsächlich, sie könnten mich ärgern, indem sie mir gekaufte Fakes auf meine Seite laden. Ach wie witzig. Ich habe den Vorgang dokumentiert und kann belegen, dass ich noch nie auch nur ein Like gekauft habe. Was soll ich mit Menschen in Bangladesh oder in der Türkei kommunizieren, die kein englisch (sic) sprechen? Die rechte Kommerzwelt des Anonymous-Kollektivs ist weit weg von meiner Welt und von meinen Werten. - Nun verschwinden die falschen Likes allmählich wieder. Gut so.“

Offenbar sind beide Damen wirklich sehr einsam.

Wir geben ihnen daher einen echten Geheimtipp: Es gibt auch Unternehmen, bei denen man deutsche Fans kaufen kann. Die Namen verraten wir nicht. Sollten sich Frau Merkel und Frau Dirfurth jedoch für Fans aus dem Allgäu, dem Franken-Land, aus der Uckermark oder dem schönen Rheinland interessieren - wir helfen gegen eine geringe Provision gerne weiter.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen BMW-Aktie: Grüner Move beim bayrischen Autobauer – neuer iX3 besteht zu einem Drittel aus Recycling
17.08.2025

Mit dem neuen iX3, dem ersten Elektroauto der neuen Klasse, verfolgt BMW erstmals einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduzierung seines...

DWN
Politik
Politik Tarnung 4.0: Bundeswehr rüstet sich für urbane Einsätze
17.08.2025

Die Bundeswehr stellt ihre Kampfbekleidung auf Multitarn um. Ab 2026 soll der Multitarndruck das alte Flecktarnmuster ablösen. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenturbulenzen? So machen Sie Ihr Wertpapierdepot krisenfest
17.08.2025

Börsenkurse schwanken, politische Unsicherheiten nehmen zu – und das Depot gerät ins Wanken. Wie schützen Sie Ihr Vermögen, ohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitale Erschöpfung: Wie Technologien helfen können, die Überlastung durch Technologien zu lindern
17.08.2025

Müde, obwohl Sie ausgeschlafen sind? Reizbar, obwohl nichts passiert ist? Der Grund könnte digitale Erschöpfung sein – ein stiller...

DWN
Finanzen
Finanzen Gruppeneffekt an der Börse: Wenn Freunde das Portfolio steuern
17.08.2025

Unsere finanziellen Entscheidungen sind oft weniger durchdacht, als wir glauben. Menschen in unserem Umfeld können erheblichen Einfluss...

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...