Griechenlands Ex-Finanzminister Yannis Stournaras wird neuer Chef der nationalen Notenbank. Der 57-Jährige gilt als Verfechter des Sparkurses, mit dem Griechenland die Staatspleite abwendete. Er werde Amtsinhaber George Provopoulos ablösen, dessen Vertrag in gut einer Woche auslaufe, teilte die Zentralbank am Mittwoch mit. Damit zieht der Ökonom und frühere Chef einer Geschäftsbank auch automatisch in den Rat der Europäischen Zentralbank ein, der etwa über die Leitzinsen in der Euro-Zone entscheidet.
Stournaras hatte erst vor wenigen Tagen seinen Regierungsposten bei einer Kabinettsumbildung abgegeben. Bekannt wurde er vor allem, als er 2012 Finanzminister wurde und das Land unter den Auflagen des Euro-Rettungsschirms auf strikten Sparkurs trimmte. Geldgeber wie die EU-Kommission, die EZB und der Internationale Währungsfonds (IWF) schnürten Pakete über rund 240 Milliarden Euro.
Unter Stournaras gelang Griechenland, das rund vier Jahre von den Kapitalmärkten abgeschnitten war, im April ein überraschendes Comeback. Begleitet wurde die Rückkehr an die Finanzmärkte ausgerechnet von Goldman Sachs, jener Bank, die Griechenland überhaupt erst den Eintritt in die Euro-Zone ermöglichte (mehr hier).
Viele Kritiker in Griechenland werfen Stournaras vor, er habe einen zu harten Sparkurs gefahren. „Herr Stournaras wird auf seinem neuen Posten weiter die Rettungsschirm-Politik verteidigen“, sagte ein Sprecher des oppositionellen Linksbündnisses Syriza dem Internetportal skai.gr. Erst am Dienstag hatte der IWF gewarnt, dass neue Finanzhilfen für Griechenland nötig sein könnten.
Der bisherige Notenbank-Chef Provopoulos verlässt seinen Posten nicht freiwillig. Er hatte öffentlich eine zweite Amtszeit angestrebt. „Ich habe viele schlaflose Nächte verbracht und wusste nicht, was mich für eine Währung erwartet, wenn ich aufwache“, sagte Provopoulos zu Reportern. Der 63-jährige überwachte die Rekapitalisierung des Bankensystems, die Bedingung für die Milliardenhilfen der Geldgeber war.
Die griechische Regierung suchte bis vor Kurzem fieberhaft einen geeigneten Nachfolger für den Posten des Finanzministers. Doch die Suche gestaltete sich schwierig: Alle gangbaren Kandidaten lehnten zunächst ab, weil sie die finanziellen Leichen im Keller des griechischen Haushalts fürchten (mehr hier). Nun wurde Gikas Hardouvelis zum neuen Minister für Finanzen ernannt. Der 58-jährige Ökonomie-Professor gilt als Technokrat und kündigte bereits eine Fortführung des strikten Sparkurses an.