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Innovative Gründer in der EU haben keine Chance gegen Silicon Valley

Lesezeit: 4 min
13.06.2014 02:16
Innovative Unternehmen profitieren in den USA von den Milliarden, die die Notenbank in die Märkte pumpt. In der EU sind dagegen nur die Geldgeber im Vorteil. Der Erfolg von Internet-Unternehmen aus dem Silicon Valley bleibt für die meisten Gründer in der EU ein Traum. Sie bekommen meist nicht einmal vernünftige Förderungen.

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Während die Fed massiv Geld in die Startups und in die neuen Technologien pumpt, kennen viele EU-Staaten keine direkte Förderbeiträge für den Ausbau innovativer Produktionsstätten und Ideen. In Italien, wo es viele Kreative und innovative Unternehmer gibt, gibt es so gut wie keine direkte Finanzhilfen an Unternehmen. Das Gesetz vom März diesen Jahres sieht nur steuerliche Vorteile für die Investoren vor, nicht aber für die Gründer selbst.

Geld spielt demnach auch in der EU eine wichtige Rolle.

Doch nicht diejenigen profitieren, die eine gute Idee haben, sondern jene, die auf den Durchbruch der guten Idee mit möglichst hohen Summen wetten.

Startups sind laut dem Gabler-Wirtschaftslexikon „junge, noch nicht etablierte Unternehmen, die zur Verwirklichung einer innovativen Geschäftsidee (häufig in den Bereichen Electronic Business, Kommunikationstechnologie oder Life Sciences) mit geringem Startkapital gegründet werden und in der Regel sehr früh zur Ausweitung ihrer Geschäfte und Stärkung ihrer Kapitalbasis entweder auf den Erhalt von Venture-Capital beziehungsweise Seed-Capital (Business-Angels) oder auf einen Börsengang (IPO) angewiesen sind.“

In anderen Worten bringt eine gute Idee nur dann Gold ein, wenn ein Dritter, der Geld hat, an die Idee glaubt und bereit ist, zu investieren. Der Ideenlieferer bräuchte demnach nur einen guten Business-Plan. Ganz so leicht ist es nicht, denn obwohl Startups in der Regel ein überdurchschnittlich großes Wachstumspotential haben und somit die nationale Wirtschaft extrem ankurbeln könnten (Arbeitsplätze, Produktion, Innovation), werden sie vom Staat vernachlässigt. Nicht so in den USA.

In den USA wird die Liste der Startups, deren Wert auf über eine Milliarde geschätzt wird, immer länger. Jedes Jahr gründen schätzungsweise mehr als zehn Millionen Menschen ein Startup. Natürlich überleben nicht alle die harte Konkurrenz der freien Marktwirtschaft, doch immerhin wird ihnen die Gründung nicht durch Regeln und Kreditverweigerung schwer gemacht. Denn in den USA pumpt die Federal Reserve (Fed) zunehmend Geld in die neuen Technologien.

Seit 2008 hält die Fed die Zinsen auf kurzfristige Kredite nahezu bei null Prozent. Gerade jungen Unternehmern wird es somit leicht gemacht, an das nötige Geld zu kommen, um ein Startup aufzubauen, ohne dabei extrem hohe Zinsen zurückzahlen zu müssen. Trotz anziehender Konjunktur hat die US-Notenbank im September 2013 entschieden, weiterhin Geld in die Wirtschaft zu pumpen und der Umfang der monatlichen Ankäufe von Staatsanleihen und Immobilienpapieren bleibt bei 85 Milliarden Dollar. Nach Ansicht der Fed sei 2015 der richtige Zeitpunkt, eine Wende einzuführen, auch bezüglich des Leitzinses, der auf einem historischen Niedrigstand von null bis 0,25 Prozent steht.

Der faktische Nullzins sei angemessen, solange die US-Arbeitslosenquote höher sei als 6,5 Prozent, hieß es in der Fed-Mitteilung. Die Idee der Fed liegt klar auf der Hand, werden die Zinsen für Kredite niedrig gehalten, können Startup-Unternehmen billig Geld leihen, und nicht nur. Auch private Investoren überlegen, in rentable Geschäftsideen zu investieren. Die Fed bezweckt mit ihrer Geldschwemme also, dass alle billiger an Kredit kommen können, für alle soll die Schuldenlast leichter tragbar werden. Und gerade hier unterscheidet sich die USA von Europa. Denn im Gegensatz zu ihren deutschen und europäischen Politikern, bei denen eine „schuldenfreie Wirtschaft“ das A und O ist, geht die US-Zentralbank davon aus, dass im heutigen Kapitalismus alles auf Schulden beruht. Am Anfang steht der Kredit, der eine Investition finanziert. In Europa geht diese Rechnung nicht auf.

Die Europäische Zentralbank tut sich mit derartigen Käufen von Anleihen noch schwer. Vor ein paar Jahren musste sie sich für ihr Vorhaben rechtfertigen, unter Umständen irgendwann in absoluten Krisenzeiten und unter strengen Auflagen einmal Anleihen von Euro-Staaten zu kaufen, um die Schuldenlast zu entkräften. Doch während diese Rechnung in den USA und in Japan aufzugehen scheint, ist die Wirtschaft gerade in Südeuropa in einer Stagnation oder Rezension. Die Lust am Investieren ist vielen schon vergangen, Klein- und Mittelstandunternehmen kämpfen ums Überleben, Kredite an den ohnehin überschuldeten Unternehmen werden kaum noch von den Banken vergeben, schon gar nicht an Startups. Da werde auch die Niedrig-Leitzins-Politik von EZB-Chef Mario Draghi nichts nützen, meinen daher viele Kritiker. Fakt ist, zurzeit sieht es um die Startup-Szene in Europa nicht so gut aus, auch wenn gerade in Deutschland positive Zahlen zu sehen sind. Nach Angaben des KfW-Gründungsmonitor gab es für 2013 insgesamt 868.000 neue Gründer, da die Anzahl der Nebenerwerbsgründer angestiegen ist (Nebenerwerbsgründer 2013: 562.000; 2012: 460.000) und 419.000 vollzeitäquivalente Stellen geschaffen wurden geschaffen.

Nicht fehlende Erwerbstätigkeiten, sondern explizite Geschäftsideen wurden mit 53 Prozent der Hauptgrund für Gründungen (2011: 35%) angegeben. An Ideen und Geld scheint es vor allem den Deutschen Startups nicht zu fehlen: Immerhin 11 Prozent aller Gründer brachten überregionale Marktneuheiten an den Start (dreimal so viele wie 2009), 83 Prozent nahmen keine Finanzierungsschwierigkeiten wahr, bei 37 Prozent bestand kein Finanzierungsbedarf, 46 Prozent konnten problemlos eigene oder externe Finanzmittel beschaffen. Von den knapp 10 Milliarden Euro Finanzmittel (2012: 8,4; 2011: 7,7), die eingesetzt wurden, waren 52 Prozent externe (2009: 31%). Trotz dieser positiven Zahlen sieht der Report der Global Entreprenuership Monitor (GEM) von 2013 noch keinen richtigen „Aufschwung“ der Startups: Deutschland belegt unter den innovationsbasierten Ländern mit einer Gründungsquote von 5,0 Prozent lediglich Rang 22. Die meisten Länder dieser Gruppe wiesen allerdings statistisch signifikant (5%-Niveau) höhere Quoten auf als Deutschland auf, das seinerseits 2013, anders als noch 2012, eine statistisch signifikant höhere Gründungsquote als Italien und Japan hat. Auffällig sei laut dem GEM-Report der große Rückstand Deutschlands etwa gegenüber den USA, Kanada, Singapur oder Israel, deren Anteil der Gründer an der 18-64-jährigen Bevölkerung 2013 mehr als doppelt so hoch ist.

Während Deutschland zumindest direkte Fördermittel für Startups bereits ausprobiert hat (Ich-AG für Arbeitslose) und zurzeit mal wieder über Steuererleichterung für Startups nachdenkt, gibt es in Italien gibt es so gut wie keine direkte Finanzhilfen an Unternehmen. Das Gesetz vom März diesen Jahres sieht nur steuerliche Vorteile für die Investoren vor, nicht aber für die Gründer selbst, das heißt vor allem junge Menschen, die kein eigenes Startkapital haben, schauen daher in die Röhre. Die Zahlen sprechen für sich: 2013 gab es in Deutschland 868.000 neue Gründer, in Italien nur 1.792.

Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) den Leitzins zu senken, sollte für Italien ein Weg aus der Rezession sein. Doch so einfach ist es nicht, aus zweierlei Gründen. Gerade in Italien sind die Banken historisch gesehen nicht so risikofreudig. Das Kreditsystem basiert auf dem Wunsch, keine Risiken einzugehen, sondern nur Geld zu verleihen, das mit großer Sicherheit zurückgezahlt werde. Des Weiteren kommt hinzu, dass wegen dem großen Schuldenberg, den Italien zurückzahlen muss, die Banken sich derzeit im Visier der europäischen Aufsichtsbehörde befinden und deswegen verstärkt auf solide Kapitalreserven achten müssen. Der Versuch der EZB, indirekt Geld in die schwachen Wirtschaften der Südländer zu pumpen, könnte daher, zumindest in Italien, weitgehend verpuffen.

 


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