Der 43-jährige Sajjad Karim ist der erste britische Muslim, der ins Europaparlament gewählt wurde. 2004 wurde der Politiker pakistanischer Abstammung für die Liberaldemokraten ins Europaparlament berufen. 2007 wechselte er aus Bewunderung für den Parteivorsitzenden David Cameron zur Konservativen Partei der Tories.
Den Ausgang der EU-Wahlen interpretiert Karim als „klare Botschaft, dass die Wähler neue Gesichter, neue Namen, neue Ideen“ haben wollten. Um als Präsident gewählt zu werden, müssten die anderen Abgeordneten visionär und mutig sein. Genau dies verlangten die Wähler.
Seine Chancen sieht der Jurist im Widerstand Camerons, Jean-Claude Juncker als neuen EU-Kommissionspräsidenten zu ernennen. Dessen Fraktion, die Europäische Konservative und Reformisten (EKR), ist derzeit die drittstärkste Kraft im Parlament. Der Präsident des Parlaments wird auf Vorschlag des Europäischen Rates vom Europaparlament gewählt.
Derzeit herrsche im Europäischen Rat keine Einigkeit um Juncker. Ein möglicher Kompromiss mit der EU-kritischen Fraktion könnte zur Präsidentschaft Karims führen. Letztendlich liege die Entscheidung jedoch beim EU-Parlament, zitiert ihn der EUObserver.
Die beiden größten Fraktionen verhandeln gerade über eine große Koalition. Diese könne dazu führen, dass der Parlamentspräsident jeweils zu Hälfte der Amtszeit von den Sozialdemokraten und den Konservativen gestellt würde. Karim glaubt, dass dies nicht dem Wählerwillen entspräche, so das Blatt weiter.
In einem Gespräch hätten auch rechte Parteien Karim versichert, dass ihre anti-islamistische Sicht in der Vergangenheit liege. Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie hätten in der Fraktion keinen Platz. Morten Messerschmidt von der rechten Dänischen Volkspartei lobte Karim als einen hart arbeitenden und qualifizierten Kollegen. Er unterstütze seine Kandidatur zum Amt des Präsidenten.
Karims früherer Kollege Adrew Duff glaubt jedoch nicht an dessen Präsidentschaft. Davon geht auch der rumänische Parlamentarier Sebastian Bodu aus. Er glaubt, die Sozialdemokraten und die Konservativen würden erneut das Amt unter sich aufteilen.