Unternehmen

Deutsche Telekom bereitet Einstieg ins Bank-Geschäft vor

Die Deutsche Telekom möchte vom Umbruch im Banken-Geschäft profitieren. In einem ersten Testlauf in Polen setzt die Telekom auf reines Online-Banking. Die Telekommunikations-Konzerne wollen wie Google und Facebook die angeschlagenen Banken angreifen.
23.06.2014 00:09
Lesezeit: 2 min

Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Bereich "Mobile Banking" zum Trend der nächsten Jahre entwickeln wird. Konsumenten haben die Möglichkeit, Überweisungen per Mobilfunk-Gerät zu tätigen. Doch Telekommunikations-Firmen hätten dann auch einen Zugriff auf alle Kontodaten der Nutzer.

Einer neuen Studie von Accenture zufolge ("The Digital Disruption in Banking") denken in Nordamerika bereits 27% der Bankkunden über den Wechsel zu einem "rein digitalen" Bank-Angebot wie Mobile Banking nach.

Sogar 48% wären demzufolge an einer real-time Analyse ihres Ausgabenverhaltens interessiert - auch das könnte eine mobile Bankdienstleistung bieten. Insbesondere die Gruppe der 18-34jährigen zeigte sich Mobile Banking gegenüber sehr aufgeschlossen. Die accenture-Studie nennt diese Gruppe "Millenials" und sieht sie als Kern-Zielgruppe des Mobile Bankings.

Das Anbieten von Bankdienstleistungen auf dem Mobilfunkgerät ist keineswegs eine völlig neue Idee. So wird ein vergleichbares Angebot in Kenia bereits von rund 20 Mio. Menschen genutzt. Dort ist die Situation allerdings nur bedingt vergleichbar: In Kenia ist die Überweisung per Mobilfunkgerät angesichts teilweise fehlender Infrastruktur für zahlreiche Kunden die einzige Möglichkeit, ihren Verwandten Geld zu senden.

Viel interessanter für Carrier für die Deutsche Telekom dürften die großen Märkte innerhalb der EU sowie die USA sein. Ein Testballon könnte es gewesen sein, dass T-Mobile Polska und die polnische Alior Bank bereits im Dezember 2013 ein Kooperationsabkommen unterzeichneten. Die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom (100% Anteil) ist in Polen Marktführer. Beide Partner sprechen von den Vorteilen, die eine Kooperation zwischen einer Bank und einem Mobilfunkunternehmen bringen soll.

Demzufolge sollen T-Mobile Polska-Kunden - laut Unternehmensangaben rund 16. Mio. - Bankdienstleistungen angeboten werden. Die Kooperation soll den Mobilfunkkunden ein Konto inkl. Überziehungsmöglichkeit, eigene Kreditkarte, Spareinlagen sowie weitere Bankdienstleistungen ermöglichen.

Es könnte deshalb nur eine Frage der Zeit sein, bis sich auch in den USA und anderen Staaten der Europäischen Union strategische Allianzen zwischen Mobilfunkunternehmen und Banken bilden. Startups versuchen bereits, vom neuen Trend zu profitieren. Unternehmen wie Square ermöglichen es, dass Kreditkarten auf dem iPhone oder iPad genutzt werden können - mittels eines einfachen Adapters.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Platzhirsche den Startups diesen potenziellen Wachstumsmarkt nicht überlassen möchten. Auch in den USA unternahm die Deutsche Telekom über ihre dortige Mobilfunktochter erste Schritte. Letzten Januar teilte T-Mobile US mit, sich im Bereich "Mobile Money" stärker engagieren zu wollen.

Erstes größeres konkretes Projekt war in Zusammenarbeit mit VISA die Einführung einer Prepaid-Kreditkarte, welche in T-Mobile Stores aufgeladen werden kann. Bei einer entsprechend installierten App können Kunden z.B. Schecks ihrem Konto gutschreiben lassen, indem diese fotografiert und erkannt werden. Weitere große Projekte von T-Mobile US lassen bislang noch auf sich warten.

Kooperationen wie die zwischen T-Mobile Polska und der polnischen Alior Bank könnten ein Versuchsballon sein, um die Möglichkeiten im Bereich "Mobile Banking" auszuloten. Wenn die accenture-Studie Recht behält, haben wir es mit einem neuen Wachstumsmarkt zu tun. Es dürften dann weitere große Carrier folgen, welche in den Markt eintreten möchten.

Für den Kunden kann das Bezahlen oder Konto überziehen per Smartphone komfortabel sein.

Es ist allerdings durchaus fragwürdig, ob dieser neue Trend nicht auch zu neuen Problemen führen wird.

So könnte es im Sinne des Datenschutzes problematisch werden, wenn (halbstaatliche) Mobilfunkunternehmen Zugriff auf die Bankdaten ihrer Kunden erhalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Einigung bei historischem Schuldenpaket: Schwarz-rote Grund­ge­setz­än­de­rungen werden grün
14.03.2025

100 Milliarden Sonderschulden für die Grünen und Klimaneutralität bis 2045 im Grundgesetz: Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Du bist mir eine Marke! Der Erfolg von 130 Jahren Falke-Socken
14.03.2025

Franz-Peter Falke leitet das Familienunternehmen im Sauerland in vierter Generation. Zwischen Wahren der Tradition und Wappnen für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsbedingte Kündigung: Was gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
14.03.2025

Die andauernde Wirtschaftskrise führt in Deutschland zu immer mehr Firmenpleiten und zunehmenden Stellenabbau bei Unternehmen. Damit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik BSW: neues Wahlergebnis zählt 4.277 Zweitstimmen mehr - trotzdem kein Einzug in den Bundestag
14.03.2025

Das BSW scheitert final am Einzug in den Bundestag: 0,02 Prozent fehlten! Während sich an der Sitzverteilung nichts mehr ändert, treten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...