Der Berteslmann-Konzern will sich aus dem deutschsprachigen Buchclub-Geschäft zurückziehen und schließt dafür auch seinen Call-Center Standort Nordhorn. Der Entscheidung fallen nun rund 70 Arbeitsplätze zum Opfer. Die Gemeinde trifft es doppelt: Denn auch der Lautsprecher-Hersteller Bose will gehen. Insgesamt fallen dadurch 160 Arbeitsplätze weg.
Der Nordhorner Rat ist über die Informationspolitik der beiden Unternehmen verärgert. Beschäftigte und Öffentlichkeit wurden gleichzeitig informiert. Die Stadt erfuhr zuvor nichts. Von Seiten der Politik bestünden erzeit kaum Möglichkeiten, die bedrohten Arbeitsplätze zu retten, heißt es aus Nordhorn. Man könne „kaum mehr tun als bei den Unternehmen auf gute Sozialpläne zu drängen“, zitieren die Grafschafter Nachrichten SPD-Ratsherr Harald Krebs.
Bürgermeister Thomas Berling signalisierte bereits, mit beiden Unternehmen in den kommenden Wochen Gespräche aufnehmen zu wollen. Unter anderem soll es darum gehen, wie sich Bertelsmann und Bose an möglichen Auffangslösungen beteiligen.
Gerade der Medienrise aus Gütersloh hatte vor seiner Ansiedlung mit ambitionierten Plänen geworben. Mehr als 200 Arbeitsplätze sollten geschaffen werden. Als es 2005 zum Vertragsabschluss kam, war immerhin noch von 132 Vollzeit-Stellen die Rede. Die waren Voraussetzung, um einen Ansiedlungszuschuss in Höhe von 774.000 Euro des Landes Niedersachsens zu erhalten. Der aktuelle Stand sieht aber anders aus: 132 Vollzeit-Stellen wurden nie erreicht. Heute sollen gut 70 Personen in der früheren neuen NINO-Verwaltung an der Bentheimer Straße tätig sein. Wie viele Jobs davon Voll- bzw. Teilzeit sind, ist der Stadt aber offenbar nicht bekannt. Dennoch hätten Stadt und Land auf Rückzahlungsanforderungen verzichtet, so das Blatt.
Bertelsmann will das gesamte deutschsprachige Buchclub-Geschäft bis Ende 2015 schließen. Wie die Bertelsmann-Tochter DirectGroup mitteilte, ziehe man damit die Konsequenz aus der seit Jahren rückläufigen wirtschaftlichen Entwicklung des Buchclubs in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie die Grafschafter Nachrichten berichten, sind nicht nur Arbeiter in Nordhorn betroffen. Am Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück seien es rund 200 Mitarbeiter, weitere 60 in Berlin sowie 120 Mitarbeiter aus den Geschäften.
Erst Ende Januar wurde bekannt, dass Bertelsmann sich von RTL-Anteilen trennt. Und das, obwohl die Fernseh-Tochter zuletzt zwei Drittel zum Konzern-Gewinn beigetragen hatte (mehr hier).