Politik

Sarkozy: Ohne stärkere Rolle der EZB wird Europa sterben

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy verlangt, dass die Europäische Zentralbank nicht bloß die Inflation im Blick hat, sondern für Wachstum in der Euro-Zone sorgt. Damit stellt sich Frankreich in der Frage der Geldpolitik erstmals öffentlich gegen Deutschland.
15.04.2012 23:03
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Im französischen Wahlkampf hat der noch amtierende Präsident Nicolas Sarkozy eine stärkere Rolle der EZB bei der Bekämpfung der Euro-Krise gefordert. Die EZB solle nicht nur die Geldwertstabilität im Blick haben, sondern das Wachstum in Europa fördern. Sarkozy sagte bei einer Kundgebung am Place de la Concorde: „Wenn die EZB das Wachstum nicht unterstützt, dann wird es kein Wachstum geben. Ich kenne die Schwierigkeiten, die es bei diesem Thema gibt. Aber wir haben die Pflicht, darüber nachzudenken, denn hier geht es um ein größeres Problem, das die Zukunft Europas betrifft.“

Sarkozy sagte: „Europa muss seine Schulden abbauen, da haben wir keine andere Wahl. Aber wir haben auch keine Wahl, uns zwischen Deflation und Wachstum zu entscheiden. Wenn sich Europa für die Deflation entscheidet wird es sterben. Wir, die Franzosen, werden die Debatte über die Rolle der EZB bei der Förderung von Wachstum eröffnen.“

Damit nimmt Sarkozy erstmals eine diametral andere Position als Deutschland an. In der deutschen Lesart ist die Aufgabe der EZB ausschließlich die Kontrolle der Inflation. Noch vor Weihnachten vergangenen Jahres hatten sich die Regierungschefs von Frankreich, Italien und Deutschland darauf verständigt, keine öffentliche Diskussion über die Europäische Zentralbank zu führen. Nun bricht Sarkozy ganz bewusst seine Übereinkunft mit Angela Merkel und Mario Monti.

Der Hintergrund sind die anhaltend schlechten Wirtschaftsdaten in Frankreich (mehr zu Sarkozys Bilanz – hier). Offenbar schwenkt nun auch Sarkozy auf den Kurs seiner linken Herausforderer Hollande und Mélenchon ein. Beide habe angekündigt, die Staatsausgaben weiter zu steigern, um das Wachstum zu stimulieren.

Sarkozy, der jedoch die wahren Zahlen am besten kennt, weiß, dass der französische Haushalt durch Sparprogramme saniert werden muss. Sein Ruf nach der EZB entspricht der französischen Tradition der Geldentwertung zur Krisenbewältigung. Zu Zeiten des Franc hat Frankreich mehrfach Währungsreformen durchgeführt, um aufgelaufene Schulden wegzuspülen.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....