Finanzen

Gegen den Dollar: Brics-Staaten gründen Alternative zu Weltbank und IWF

Lesezeit: 2 min
11.07.2014 00:27
Die Brics-Staaten gründen eine eigene Entwicklungsbank und einen Währungsfonds. Die neue Entwicklungsbank soll Kredite für Infrastruktur-Projekte bereitstellen, während der „Mini-IWF“ die Schwellenländer in Krisenzeiten vor Kapitalflucht schützen soll. Für das Startkapital der Institutionen verwenden die Brics-Staaten ihre Dollar-Reserven.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die fünf großen Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (Brics) wollen eine gemeinsame Entwicklungsbank gründen. Die neue Bank soll Kredite für Infrastruktur-Projekte in den Ländern bereitstellen. Zudem kündigten die Schwellenländer die Gründung eines gemeinsamen Entwicklungsfonds an, der den Ländern in Krisenzeiten mit Kapital aushelfen soll. Die Schwellenländer werden ihre Dollar-Reserven verwenden, um die beiden Institutionen mit Startkapital auszustatten.

Somit schaffen die Schwellenländer Alternativen zum Internationalen Währungsfonds (IWF) und zur Weltbank, die vorwiegend die Interessen der USA und Europas vertreten. In der Vergangenheit bemühten sich die Brics-Staaten vergeblich um mehr Mitsprache-Rechte in beiden Institutionen. Bisher wurde jeglicher Versuch den IWF zu reformieren von Seiten der Amerikaner blockiert (mehr hier).

Die Brics-Bank wird kommende Woche auf dem 6. Treffen der führenden Schwellenländer ins Leben gerufen. Das Gipfel-Treffen beginnt am 15. Juli im brasilianischen Fortaleza und endet am 16. Juli in der Hauptstadt Brasilia. Das Institut soll den Namen „New Development Bank“ tragen, wie der russische Finanzminister Anton Siluanow dem Wall Street Journal sagte.

Man sei sich über alle Details zur Finanzierung und zur Struktur der neuen Bank einig. Lediglich der Hauptsitz des Instituts werde noch debattiert. In der engeren Auswahl stünden Schanghai und Neu Delhi. Der leitende Bankgouverneur soll alle fünf Jahre neugewählt werden. Die Bank wird sich auf die Finanzierung von Infrastruktur-Projekten in den Gründungsländern konzentrieren. Doch auch andere Staaten seien eingeladen der Alternative zur Weltbank beizutreten, betonte Siluanow.

Die Entwicklungsbank erhält zunächst ein Startkapital von 50 Milliarden Dollar, wie das Wall Street Journal weiter berichtet. Jedes der fünf großen Schwellenländer wird sich daran mit 10 Milliarden Dollar beteiligen. In fünf Jahren soll das Kapital dann auf 100 Milliarden Dollar verdoppelt werden. Erste Kredite sollen bereits 2016 vergeben werden. Die „New Development Bank“ wird dadurch zum direkten Konkurrenten der Weltbank, die über ein Kapital von rund 222 Milliarden Dollar verfügt.

Der russische Finanzminister bestätigte ebenfalls Pläne, einen alternativen Währungsfonds zu gründen. Die Pläne zum Aufbau eines eigenen Währungsfonds stammen aus dem Jahr 2013, als eine Finanzkrise die Schwellenländer erschütterte und die nötigen Finanzhilfen durch IWF ausblieben.

„Wir haben eine Einigung erzielt, dass es in Zeiten starker Kapitalflüsse wichtig für unsere Länder ist, diesen „Mini-IWF“ als Puffer zu haben – eine finanzielle Organisation, die schnell auf Kapitalflucht reagieren kann, durch die Bereitstellung von Liquidität in harter Währung, besonders in US-Dollar“, zitiert EUObserver den russischen Finanzminister Siluanow.

Der neue Fonds namens Contingency Reserve Arrangement (CRA) soll ein Kapital von 100 Milliarden Dollar erhalten. Um die Reserven des „Mini-IWF“ zu füllen, wollen die fünf Staaten offenbar einen Teil ihrer Dollar-Reserven verwenden. China wird mit 41 Milliarden Dollar den größten Anteil beisteuern. Russland, Indien und Brasilien beteiligen sich mit jeweils 18 Milliarden Dollar. Südafrika wird fünf Milliarden Dollar an den CRA überweisen. Der neue Währungsfonds soll schon 2015 bereitstehen, um den Schwellenländern in Krisenzeiten mit Kapital auszuhelfen.

Die großen Schwellenländer – allen voran Russland und China – verstärken ihre Bemühungen sich von der Dominanz der USA und vom US-Dollar zu lösen. So kündigte die russische Zentralbank kürzlich an, unter den Brics-Staaten ein Währungssystem zu etablieren, das ohne den US-Dollar auskommt (hier). Auch eine eigene Rating-Agentur von Russland und China befindet sich im Aufbau (hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...