„Von Enteignung zu sprechen ist übertrieben“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger Anfang Juli in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. „Wir verfolgen mit dem niedrigen Zinssatz unser Mandat, für Preisstabilität zu sorgen.“
Mario Draghi drückte es bei der Pressekonferenz im Juni anders aus: Enteignung der Sparer? – „Nicht unser Problem“. Die Weitergabe der Zinsen an die Sparer entscheide ja nicht die EZB, sondern die Banken.
Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Politik des billigen Geldes der EZB nicht zu den gewünschten Ergebnissen führte (mehr hier).
Der IWF fordert eine massive Geldschwemme von der EZB - und das immer drängender (hier mehr). Die Experten von Christine Lagarde sagen, dass der Ankauf von Staatsanleihen kein Rechtsbruch ist, und fordern von Draghi daher Aktionen.
Die LTRO-Programme in den Jahren 2011 und 2012 (mit rund einer Billion Euro) konnten weder das Wirtschaftswachstum anschieben, noch konnten sie die „unvermeidlich“ niedrige Inflation erhöhen. Die Banken der Krisenländer kauften mit dem „Tender“ lediglich die Staatsanleihen ihrer Regierungen auf, statt Kredite an Unternehmen zu vergeben.
Auch mit dem angekündigten TLTRO-Programm (zielgerichtete langfristige Refinanzierungsgeschäfte) mit dem die EZB erneut rund 700 Milliarden Euro in den Markt pumpen will, ist dies nicht ausgeschlossen. „Die EZB hat keine Klarheit geschaffen, wie die Banken daran gehindert werden sollen, das Geld zum Kauf von Staatsanleihen zu verwenden“, sagte Silvia Merler von Brüsseler Thinktank Bruegel.
Den Preis für die Geldschwemme bezahlen die Sparer. Sie verlieren nicht erst seit der Leitzinssenkung der EZB im Juni auf 0,15 Prozent, davor waren es noch 0,25 Prozent, mit dem sich die Banken frisches Geld aus der Notenpresse von der EZB leihen können.
Experten nennen es Finanzrepression – das Enteignen des Sparers durch eine quasi Nullzinspolitik zum Wohle von überschuldeten Staaten.
Indessen fiel die Sparquote der Deutschen Ende 2013 auf 10 Prozent.
Dazu Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon: Die Sparer seien „zutiefst verunsichert, ob sich das Sparen noch lohnt“. Sinke die Sparquote noch weiter, sei die Altersvorsorge der Deutschen in Gefahr.
Elwin de Groot, Volkswirt bei Rabobank in Utrecht, Niederlande, sagte Bloomberg: „Wir glauben, dass die EZB dabei bleiben wird, an der Niedrigzins-Politik bis 2016 festzuhalten“.
Derzeit erhalten Sparer bei ihren Banken einen durchschnittlichen Zinssatz von 0,04 bis 1,4 Prozent (Tagesgeld). Bei einer Beispiel-Anlagesumme von 1.000 Euro und einer angenommenen Laufzeit von zwei Jahren sind das laut Tagesgeldvergleich im „Höchstfall“, also bei 1,4 Prozent Zinsen, gerade einmal 24,28 Euro, bei 10.000 Euro Spargeld im selben Zeitraum lediglich 242,78 Euro.
Auch der Konto-Testsieger listet ähnliche Zinssätze auf.
Ein Festgeld-Vergleich bei einer Laufzeit von drei Jahren ergibt einen Zinssatz von 0,25 bis 2,1 Prozent, jeweils unterschiedlich in Relation zur Höhe der Einlage.
Bei einem Zinssatz von durchschnittlich drei Prozent, die deutsche Sparer bisher gewohnt waren, (angenommen ist in der Modellrechnung eine Laufzeit von zwei Jahren) würden bei einem Sparbetrag von 1.000 Euro pro Jahr 60 Euro anfallen. Hochgerechnet auf 10.000 Euro beträgt die Differenz bei diesem Beispiel 358 Euro.
Wenn die Niedrigzins-Politik anhält, bleibt der Sparer also auch in den nächsten beiden Jahren der Verlierer.
Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland ist auf 4.939 Milliarden Euro angewachsen, davon betragen 41 Prozent Bargeld und Einlagen bei den Banken, das sind 2.025 Milliarden Euro.
Dieses Sparvermögen von rund 2 Billionen will angelegt sein, und selbstverständlich scheuen die Sparer im Grunde die Aktienmärkte, da dies kein sicherer Hort ist für ihre Ersparnisse. Demnach leiden sie auch in Zukunft unter den niedrigen Guthabenzinsen.
Inzwischen wurde bekannt, dass Reiche noch reicher sind, als gedacht. In Deutschland besitzen die reichsten 5 Prozent sogar über die Hälfte des Vermögens, wie die FAZ berichtet.
Der Internationale Währungsfonds forciert indessen seine Forderung nach einem „Quantitative Easing“ (QE) in der Eurozone, wie centralbanking.com berichtet. Diese sogenannte „lockere Geldpolitik“ kommt zum Einsatz, wenn der Zinssatz einer Zentralbank bereits auf null oder fast auf null gesetzt wurde und weiterhin eine expansive Geldpolitik gefordert ist.
In diesem Fall kauft die Zentralbank Staatsanleihen oder auch Kredite auf (ABS) um weiterhin die Wirtschaft und den jeweiligen Staat mit mehr Geld zu versorgen. Im Ergebnis nehmen die Bilanzsumme (Aktiva/Passiva) der Zentralbank zu.
Eine weitere Folge ist die Gefährdung der Finanzmarktstabilität durch die Bildung von Spekulations-Blasen auf Aktien- und Anleihemärkten. Doch hier hat Draghi bereits vorgesorgt: Die EZB sei nicht zuständig, Blasen zu verhindern (mehr hier).
Der Slogan: Weg mit den Sparbüchern! Free lunch für die Banken.
Die Party kann beginnen.
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DWN-Herausgeber Michael Maier hat in seinem neuen Buch die Methoden der Finanz-Eliten aus Politik, Wirtschaft und Banken beschrieben. Er kommt zum Ergebnis, dass es die modernen Netzwerke die Finanz-Eliten weltweit begünstigen. Eine zentrale Rolle bei der Umverteilung spielen der IWF und die Zentralbanken. Gemeinsam mit anderen globalen Institutionen sorgen sie dafür, dass die Interessen der Regierungen gewahrt werden - und nicht die der Bürger und Sparer. Diese werden – wie immer in der Geschichte - die Rechnung bezahlen, wenn sie nicht rechtzeitig erkennen, wie sie ihr Erspartes sichern und bewahren können.
Michael Maier, „Die Plünderung der Welt. Wie die Finanz-Eliten unsere Enteignung planen“.
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