Unternehmen

Anti-IWF: Schwellenländer proben den Aufstand gegen die USA

Die Brics-Länder statten ihre Entwicklungsbank mit 100 Milliarden Dollar aus. Die fünf Länder leisten Zahlungen in unterschiedlicher Höhe. Das könnte sich zu einem internen Machtkampf um die Führung zuspitzen. Zudem fehlt den Ländern eine vernünftige Finanz-Infrastruktur.
18.07.2014 01:11
Lesezeit: 1 min

Die Motivation der Brics-Länder, eine Entwicklungsbank zu gründen, liegt nach eigenen Angaben in der Gefahr, dass der größte Teilhaber des IWF ausfallen könnte: die USA.

Die Regierungschefs der Brics seien „enttäuscht und besorgt über die Nicht-Umsetzung der IWF-Reformen von 2010“. Dies wirke sich negativ auf die Legitimität, die Glaubwürdigkeit und die Effektivität des IWF aus.

Die Entwicklungsbank soll mit umgerechnet 100 Milliarden Dollar ausgestattet werden. Als Startkapital verwenden die Brics-Staaten ihre Dollar-Reserven (mehr hier).

China zahlt 41 Milliarden Dollar in den Fonds, so eine Erklärung der chinesischen Notenbank. Brasilien, Indien und Russland werden jeweils 18 Milliarden Dollar und Südafrika 5 Milliarden Dollar.

Das stellt die Mitglieder vor die Frage, wer in der Entwicklungsbank die Führungsrolle übernehmen wird.

Diese Summe sei nicht sehr viel, so Investment-Manager und Ex-IWF-Mann Ousmene Mandeng: „Die Bedeutung der Institution war nie für alle ihre Mitglieder gleich groß. Der IWF kann heute keine glaubwürdige Unterstützung für große Länder bieten, aber er kann es für die kleinen. Dieselbe Philosophie gilt für die Entwicklungsbank“, sagte er zu CentralBanking.com.

Die gemeinsame Entwicklungsbank der Brics-Staaten soll vor allem Projekte finanzieren, für welche die internationalen Finanzinstitute nicht genügend Geld bereitstellen oder im Gegenzug politische Zugeständnisse verlangen (mehr hier).

Doch der Markt ist nicht einfach: „Die Chancen für eine weitere Entwicklungsbank ist ziemlich schwach. Sie werden sich schwer tun, die Nische, die ihre Existenz rechtfertigt, zu finden“, so Mandeng.

Ein Bereich, indem die Entwicklungsbank eine Rolle spielen könnte, sei die finanzielle Infrastruktur. „Diese Länder fehlt eindeutig eine Finanzinfrastruktur, die die Schwellenländer miteinander verbindet.“

Die Entwicklungsbank könnte eine nützliche Rolle bei dem Aufbau der Finanz-Infrastruktur übernehmen. Es fehle noch eine vernünftige Verbindung zwischen den fünf Ländern, denn künftig sollen die Transaktionen in den eigenen Währungen abgewickelt werden.

Zum Handlungsspielraum der Brics-Bank gibt es noch einige offenen Fragen. Geklärt ist hingegen, dass die Bank ihren Sitz in Schanghai haben wird und der erste Präsident ein Inder sein wird. Den Vorsitz des Vorstands übernimmt Russland. Das „Africa Regional Center“ wird in Südafrika angesiedelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...