Finanzen

Crash-Gefahr: US-Aufsicht versperrt Fluchtwege aus Geldmarkt-Fonds

Lesezeit: 1 min
25.07.2014 00:56
Die US-Börsenaufsicht SEC hat neue Regeln für Investmentfonds festgelegt. Diese dürfen Anlegern in Zeiten einer Börsenpanik die Auszahlung verweigern. So will die SEC im Falle eines Crashs einen Run auf die Fonds verhindern - und könnte ihn gerade dadurch auslösen.
Crash-Gefahr: US-Aufsicht versperrt Fluchtwege aus Geldmarkt-Fonds

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die US-Börsenaufsicht SEC hat am Mittwoch neue Regeln für Fondsanleger beschlossen. Demnach können Investmentfonds in Zeiten einer Börsenpanik künftig Ausstiegsgebühren und sogar Auszahlungssperren verhängen und den Anlegern somit den Zugang zu ihrem Kapital verwehren. So soll ein Run auf die Fonds im Falle eines Crashs verhindert werden. Tatsächlich könnten allein diese Regeln einen Ansturm auf die Fondeinlagen auslösen, sagen Kritiker.

Nachdem die Anleger durch die Geldschwemme der Fed in den Aktienmarkt getrieben wurden, wird ihnen nun der Ausweg in andere Vermögensklassen versperrt, wie Zero Hedge berichtet. Die SEC begründet den Schritt damit, dass sie eine erneute Gefährdung des Finanzsystems wie 2008 verhindern wolle. Im September 2008 fand ein regelrechter Run auf den 62,5-Milliarden-Dollar-schweren Reserve Primary Fund statt. Der Fond kollabierte schließlich unter dem Ansturm und löste eine Panik bei weiteren Investmentfonds aus.

Ausstiegsgebühren und Auszahlungssperren seien im Grunde „das falsche Werkzeug, um mit Risiko umzugehen“, sagte SEC-Mitglied Kara Stein, die gegen den Vorschlag votierte.

„Wenn Investoren nicht in Lage sind, Ansprüche zu erheben, bevor die Tore schließen, werden sie Schaden nehmen, da ihnen der Zugang zu ihrem Kapital genommen wird.“ Dadurch würden investoren den Anreiz erhalten, vor anderen an ihr Kapital zu gelangen. Ein branchenweiter Ansturm würde so nicht verhindert, sondern überhaupt erst ausgelöst. „Schlussendlich könnte diese ‚ansteckende Krankheit‘ den Großhandel auf dem Finanzmarkt auf dieselbe Weise einfrieren wie zur letzten Finanzkrise“, zitiert Bloomberg Kara Stein.

Selbst die US-Notenbank warnte im April 2014 vor den Folgen von Ausstiegsgebühren und Auszahlungssperren: „Die Möglichkeit, die Konvertierbarkeit auszusetzen, die Errichtung von Auszahlungssperren oder -gebühren eingeschlossen, kann Anstürme auslösen, die sonst nicht stattfinden würden. […] Regeln, die Finanzvermittlern wie Kapitalmarktfonds die Möglichkeit geben, Auszahlungen zu begrenzen, wenn ihre Zahlungsfähigkeit bedroht ist, gefährden die Finanzstabilität, da sie die Möglichkeit von präventiven Anstürmen schaffen“, zitiert Zero Hedge einen Sprecher der Fed.

Kürzlich diskutierte jedoch auch die US-Notenbank Federal Reserve auf höchster Ebene, ob Rentenfonds ihren Anlegern den Ausstieg erschweren sollten. Die Pensionsfonds sollten künftig hohe Ausstiegsgebühren von den Anlegern verlangen, um einen Run auf die Pensionszahlungen zu verhindern (mehr hier).

Das Problem: Allein diese Ankündigung könnte den genau gegenteiligen Effekt herbeiführen. Anleger könnten ihre Gelder aus Rentenfonds abziehen und in andere Vermögensklassen umschichten. Als Anlagealternative in Zeiten von Niedrigzinsen und negativen Realzinsen bleiben aber praktisch nur Aktien. Und während die Anleger zu Scharen in den Akienmarkt getrieben werden, schließen sich hinter ihnen still und heimlich die Tore.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...