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Rückkehr der Finanzkrise: Blase bei Auto-Krediten droht zu platzen

Lesezeit: 3 min
27.10.2014 22:18
Auto-Finanzieren haben wegen des billigen Zentralbank-Geldes offenbar massiv Kredite an Kunden mit schlechter Bonität ausgereicht, um ihre Absätze anzukurbeln. Die faulen Kredite wurde gebündelt (ABS), damit Investoren in Zeiten der Null-Zinsen Rendite machen konnten. Die giftigen Papiere sind, wie seinerzeit die US-Subprime-Kredite, weltweit verstreut. Nun droht die Blase zu platzen.

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Die nächste Finanzkrise lauert womöglich nicht am Immobilienmarkt, sondern auf dem Automobilmarkt. Da die Absätze der Automobil-Hersteller in Europa und den USA durch die Wirtschaftskrise stagnieren, versuchen sie die Kunden mit günstigen Krediten zu ködern. Die Kreditwürdigkeit der Schuldner gerät dabei immer mehr in den Hintergund. Im Zweifelsfall werden die faulen Kredite verbrieft und an andere Banken weiterverkauft.

Die FT berichtet beispielsweise von neuen Anbietern wie Flagship Credit Acceptance, welches von der renommierten Private Equity-Firma Perella Weinberg finanziert wurde. Das Unternehmen hatte wegen des billigen Zentralbank-Geldes ein derart hohes Wachstum, dass Kreditverbriefungen (ABS, also jene giftigen Papiere, die zu US-Subprime-Krise geführt hatten, bereits an Investoren verkauft wurden, bevor die Kredite überhaupt an zweifelhafte Schuldner ausgereicht wurden.

In Deutschland ist die Zahl der Neuzulassungen im Jahr 2013 um vier Prozent gefallen. Besonders spürbar war der Absatz-Einbruch bei den gewerblichen Neuzulassungen, also Firmenautos und Fuhrparks von Autovermietungen, wie aus den Zahlen der Autobanken hervorgeht.

Die angeschlossenen Geldinstitute der Automobil-Hersteller wie die Volkswagen Financial Services, die BMW Group Financial Services oder Mercedes-Benz-Bank sind längst die größten Geldgeber, wenn es um die Finanzierung von Autokäufen geht. Zwei Drittel aller Leasingverträge oder Finanzierungskonzepte in Deutschland läuft inzwischen über die Autobanken, wie aus einer Deutsches Institut für Bankwirtschaft hervorgeht.

Acht von zwölf Autobanken verfügen mittlerweile über eine Vollbanklizenz. Sie bieten Girokonten, Kreditkarten und „innovtaive Finanzprodukte“ an. Sie wollen neue Kunden gewinnen, denen sie dann mit gezieltem Marketing und der entsprechenden Finanzierung gleich zu einem Neuwagen verhelfen.

So enstanden Ansparpläne mit Bonuszinsen, die den Kauf eines PKW zum Ziel haben oder die gebührenfreie Möglichkeit bei Termin- oder Festgeldprodukten vor dem Ablauf der Laufzeit zu kündigen, wenn das Geld in ein Fahrzeug investiert wird. Je schwächer der Absatz der Hersteller, desto innovativer und aggressiver gehen die Finanzinstitute dabei vor, um die Absatzzahlen nach oben zu treiben. Das Geldpolitik der Zentralbanken ermöglicht ihnen dabei, die Kunden mit besonders niedrigen Zinsraten zu ködern.

Sobald sich aber das wirtschaftliche Umfeld ändert und die Zinsen steigen, ist ein erheblicher Teil der Autokredite vom Ausfall bedroht. Private als auch gewerbliche Kunden geraten dann schnell in finanzielle Schwierigkeiten und können den vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Die Raten müssen gestundet werden oder bleiben ganz aus.

Die Autobanken mit Vollbanklizenz werden dann vermutlich von ihren Rechten Gebrauch machen und die faulen Kredite als Schuldverbriefungen weiterverkaufen. Die Bundesbank erhebt zwar Zahlen zu notleidenen Konsumkrediten, reicht diese jedoch nur an Bankenaufsichtsbehörden weiter. Somit ist das gesamte Risiko in Deutschland schwer einschätzbar.

In den USA ist das Risiko aufgrund der veröffentlichten Zahlen der Federal Reserve besser einzuschätzen. Die private Verschuldung der US-Bürger – besonders in Form von Studentenkrediten und Autokrediten - nimmt bedrohliche Züge an (mehr hier). Jedem dritten US-Bürger droht inwzischen der Zwangsvollzug durch Inkasso-Unternehmen, weil er mit seinen Tilgungen in Verzug geraten ist (hier).

Die Kreditwürdigkeit eines US-Bürgers wird mit einem komplizierten Punktesystem bestimmt, das vereinfacht gesagt beleuchtet, wie der Kreditnehmer in der Vergangenheit mit seinen Schulden umgegangen ist. Ab etwa 660 Punkten gilt man in der Regel als zuverlässiger Schuldner und wird folglich „Prime“ eingestuft. Alles unter 660 Punkten ist Subprime-Niveau.

Subprime-Kredite waren der Hauptauslöser der US-Immobilienkrise von 2008, die in ihren verheerenden Folgen sogar die Weltwirtschaftskrise von 1929 übertraf. Besonders auf dem US-Automarkt werden wieder vermehrt Kredite an Schuldner mit Subprime-Niveau vergeben, denn Autos können leicht gepfändet werden, sollte der Schuldner seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen.

Auf dem US-Automarkt machen die Ramsch-Kredite inzwischen 35 Prozent aller Finanzierungen aus. Insgesamt, so geht aus Daten der New Yorker Notenbank hervor, machen die Autokredite ein Gesamtvolumen von 875 Milliarden Dollar aus. Sie weisen mit rund 8 Prozent pro Jahr auch das stärkste Wachstum auf. In den vergangenen fünf Jahren haben die Subprime-Autokredite sogar um 130 Prozent zugelegt. Bei diesen Kredite werden für die Schuldner teilweise bis zu 23 Prozent Zinsen fällig.

Etwa 14 Prozent aller Neufahrzeuge wird an Kunden mit fragwürdiger Kreditwürdigkeit vergeben. Damit hat dieses Segment bereits das Vorkrisen-Niveau von 2006/2007 erreicht, warnt die Rating-Agentur Standard & Poor’s und bezeichnet dies bereits als „Vorstufe zur Überhitzung des Marktes“.

Die beiden größten Player im US-Autokredite-Markt sind General Motors Financial und Santander Consumer. US-Behörden haben die beiden Unternehmen kürzlich angeschrieben und Datenauskunft gefordert. Es geht dabei um die Verbriefung der Automobil-Kredite und ihren Weiterverkauf seit 2007. Diese Daten sind laut US-Börsenaufsicht SEC meldepflichtig und die US-Behörden versuchen nun das Gesamtrisiko abzuschätzen.

Doch dafür könnte es bereits zu spät sei, denn die Blase am US-Markt für Autokredite ist gerade dabei, zu platzen. Wie der Finanzblog Zero Hedge berichtet, sind immer mehr US-Bürger nicht in der Lage ihre monatlichen Kreditraten zu bedienen. Dadurch stieg die Zahl der Auto-Pfändungen im zweiten Quartal um 70 Prozent an. Sollten die faulen Kredite schon verbrieft und nach Übersee verkauft worden sein, könnte die Krise schnell Europa erreichen. Dann bleibt für den Steuerzahler nur zu hoffen, dass die deutschen Bankinstitute aus der letzten Krise gelernt haben.


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