Politik

Forscher warnen vor größtem Tiersterben in der Geschichte des Planeten

Lesezeit: 2 min
01.09.2014 00:53
Forscher warnen vor einem massenhaften Tiersterben durch den verantwortungslosen Umgang der Menschen mit der Natur. Mehr als tausend Arten sind akut bedroht. In der Geschichte des Planeten wurden Tierarten sonst nur durch große Naturkatastrophen derart schnell ausgelöscht.
Forscher warnen vor größtem Tiersterben in der Geschichte des Planeten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der rasante Verfall verschiedener Tierpopulationen findet in alarmierender Geschwindigkeit statt. Forscher warnen jetzt vor einem erneuten Massen-Aussterben. Es wäre das sechste Mal in der Geschichte des Planeten, dass derart schnell einzelne Spezies ausgelöscht würden.

Wissenschaftler von der Standford University warnen, dass dieser Trend im Endeffekt auch den Menschen schweren Schaden zufügen werde. Professor Rodolfo Dirzo und seine Kollegen haben die Reduzierung der Spezies analysiert und mit dem generell üblichen Tempo verglichen – das Ergebnis war schockierend.

So sind seit dem Jahr 1500 mehr als 320 Landwirbeltiere ausgestorben. Die verbleibenden Spezies zeigen einen durchschnittlichen Abfall in ihrer Population von 25 %. Aber auch für wirbellose Tiere sieht die Situation ähnlich düster aus. In zwei Drittel der Fälle schrumpft die Bevölkerung dieser Arten im Durchschnitt um 45 %.

Selbst wenn die unterschiedlichen biologischen Arten auf der Erde zur Zeit sehr vielfältig sind – es wird geschätzt, dass die sogenannte Biodiversität nie höher war – sehen die Forscher dunkle Wolken am Horizont. Bei ihren Aufzeichnung haben die Biologen festgestellt, dass es im Laufe der Geschichte üblich war, wenn ein bis fünf Spezies pro Jahr aussterben.

Heutzutage spielt der Faktor Mensch die entscheidende Rolle. So hat sich diese übliche Rate auf mehr als 1.000 ausgerottete Spezies pro Jahr erhöht, berichtet National Geographic. Eine weitere Ursache wird hierbei auch genannt: die Klimaänderung. Somit kann das erhöhte Aussterben auch als Frühwarnsystem angesehen werden. Laut den Forschern wird diese Warnung aber viel zu sehr ignoriert.

In der Historie der Erde wurden keine Spezies vor einem Massenaussterben gewarnt. Es wäre das sechste Mal, dass der Planet extrem viele Arten in sehr kurzer Zeit verlieren würde. Dank der fossilen Aufzeichnungen können die Wissenschaftler gut nachvollziehen, welche Unterschiede es zwischen den einzelnen Massenaussterben gibt.

Früher waren gewaltige Vulkanausbrüche oder Asteroideneinschläge die Hauptursache für derartige Events. Heute hat der Mensch einen ähnlichen Einfluss auf die Natur und ist damit quasi eine andauernde Naturkatastrophe.

Bei den Wirbeltieren sind geschätzte 33 % vom Aussterben bedroht. Insbesondere große Tiere leben besonders gefährlich. Das zeigen auch die vergangenen Massenaussterben. Große Tiere haben üblicherweise niedrige Wachstumsraten in ihrer Population, weil sie wenige Nachkommen zeugen. Außerdem benötigen sie große Lebensräume, um ihre Anzahl aufrechterhalten zu können.

Ein einfaches Beispiel erklärt, wie gefährlich dieses Aussterben auch für den Menschen sein kann: Eine Studie in Kenia hat Landstriche untersucht, in denen keine großen Tiere wie Zebras oder Elefanten mehr lebten. Das Gebiet wurde sehr schnell von Schädlingen bevölkert, weil es ausreichend Nahrung und Schutz anbot. Dadurch breiteten sich schneller Krankheiten aus, die von den Schädlingen übertragen werden. Die Folge für den Menschen: ein erhöhtes Risiko sich an diesen Krankheitserregern zu infizieren.

Aber nicht nur große Tiere haben einen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen. Genauso wertvoll sind verschiedene Insekten wie beispielsweise Bienen als Pollenträger. Laut einer Studie der Cornell University  sind Insekten für einen Umsatz von $ 29 Milliarden pro Jahr in der Landwirtschaft verantwortlich.

Ohne diese winzigen Tiere wäre es unmöglich, so viele Pflanzen zu bestäuben und damit die Menschen mit gesunder Nahrung zu versorgen. Die Studie unterschied sogar zwischen direkt und indirekt bestäubten Pflanzen. Speziell wurde auch die Leistung der Bienen berechnet. So sorgten die Honigbienen für $ 12,4 Milliarden Umsatz bei direkt bestäubten und für $ 6,8 Milliarden Umsatz bei indirekt bestäubten Pflanzen.

Darüber hinaus leisten Insekten auch auf anderen Wegen einen Beitrag für die Gesundheit der Menschen. Sie sind immens wichtig für ein funktionierendes Ökosystem. Insekten sind Bestandteil der funktionierenden Nähstoffkreisläufe. Sie sorgen außerdem für eine rasche Zersetzung von Abfällen.

Professor Dirzo hofft, dass er mit diesem Studienergebnis vor den Gefahren warnen kann. Die Aufmerksamkeit der Menschen sollte seiner Meinung nach mehr auf dieses drohende Massenaussterben gerichtet sein. Er gibt allerdings auch zu, dass es keine Musterlösung für dieses weltweite Problem gibt. Je nach Situation und Gebiet muss die individuelle Lage analysiert werden. Nur so kann das Massenaussterben verhindert werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

 

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...