Politik

Trotz Sanktionen: Mecklenburg-Vorpommern hält an Russland-Tag fest

Lesezeit: 1 min
15.09.2014 00:22
Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern hält an dem geplanten Russland-Tag Ende September fest. Mehrere Bundespolitiker versuchten, eine Absage der Veranstaltung zu erwirken. Die Wirtschaftsverbände begrüßen das Festhalten an der Veranstaltung, wagen jedoch kaum Kritik an den politischen Versuchen, die über Jahre gewachsenen Wirtschafts-Beziehungen zu torpedieren.

Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern will trotz der Wirtschaftssanktionen zwischen Russland und der EU den „Russland-Tag“ in Rostock wie geplant durchführen. Zu der Veranstaltung lädt Ministerpräsident Sellering trotz Kritik aus der Bundespolitik russische Handelspartner nach Mecklenburg-Vorpommern ein, um die Wirtschaftsbeziehungen mit Russland zu vertiefen. Sellering habe „eindeutige Rückmeldungen“ aus der Wirtschaft erhalten, um an der Veranstaltung festzuhalten.

Der Sprecher der Vereinigung der Unternehmensverbände in Mecklenburg-Vorpommern (VUMV), Jens Matschenz, begrüßte die Möglichkeit, bewährte und langfristige Kontakte zu russischen Partner zu halten.

Den Deutschen Wirtschafts Nachrichten sagte Matschenz, dass ein großter Teil der Exporte aus Mecklenburg-Vorpommern nach Russland gehe, insbesondere in der Ernährungswirtschaft. „Wir spüren die Sanktionen, auch wenn der Schaden noch nicht zahlenmäßig ausdrückbar ist.“ so Matschenz weiter. Von dem russischen Embargo sei besonders die Milchwirtschaft betroffen. „Aber nicht nur die Exporteure haben sich beklagt, auch die anderen spüren, dass der Markt enger wird, der Wettbewerb schärfer und die Preise sinken. In einigen Unternehmen wird es dadurch bereits sehr schwierig.“

Dennoch betont Matschenz, sich nicht in die politischen Entscheidungen einmischen zu wollen. Dafür sei die Landespolitik zuständig, auf deren Entscheidungsqualität die Unternehmerverbände vertrauten.

Die Unternehmer sind unmittelbar betroffen und daher natürlich nicht glücklich mit der Situation, weil sie wichtige Partner und Märkte verlieren.“ Dennoch könnte Matschenz auch eine Absage des Russland-Tags akzeptieren, wenn sie gut begründet wäre. „Es wäre unverantwortlich, um jeden Preis einen Russland-Tag zu wollen.“ Das Abwägen der Vor- und Nachteile gehöre aber in den politischen Raum, „es ist deren Aufgabe, sich da Gedanken zu machen.“ so der Unternehmervertreter.

Der VUMV-Sprecher will das „Primat der Politik anerkennen“, auch wenn er den Schaden einräumt, den die politischen Konflikte den langjährigen guten Wirtschafts-Beziehungen mit den russischen Partnern zufügen: „Wir merken schon, dass die Beziehungen erschwert werden durch die politische Einflussnahme, aber wir sind trotzdem weiterhin an guten Kontakten interessiert.“ Auch was seine russischen Partner angeht, will Matschenz  bisher keine anti-deutsche Stimmung bemerkt haben. „Die halten sich eher zurück mit Äußerungen und diejenigen, die zugesagt haben, stehen auch weiterhin dazu.“

In den vergangenen Wochen hatte es erhebliche Kritik aus der Bundespolitik an der Veranstaltung gegeben, an der auch der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder teilnehmen will. Mehrere CDU-Bundestagsabgeordnete hatten erklärt, der Russland-Tag im Ostsee-Hafen passe angesichts des russischen Vorgehens in der Ukraine nicht in die Zeit. Der baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Kiesewetter hatte gar die CDU in Mecklenburg-Vorpommern aufgefordert, ihren Einfluss geltend zu machen, um die Veranstaltung noch zu verhindern.

Bisher blieben alle Einmischungsversuche vergebens. Laut Ministerpräsident Sellering liegen bereits mehr als 250 Anmeldungen für den Russland-Tag vor.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Panorama
Panorama Länder drängen Bund zur Handlung bezüglich des Deutschlandtickets
18.04.2024

Verkehrsminister erhöhen den Druck auf Bund und Länder in Finanzierungsstreit um Deutschlandticket.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Tarifverhandlungen 2024 könnten Preisanstieg befeuern - es droht Inflationsspirale
18.04.2024

Die anstehenden Tarifverhandlungen in den großen Industrien bedrohen die Preisstabilität in Deutschland: Eine IW-Studie sieht das...

DWN
Politik
Politik Festnahmen in Bayern: mutmaßliche Agenten mit Russlandverbindungen
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel bedroht Mittelstand mehr als teure Energie
18.04.2024

Ein Mangel an geeignetem Personal ist für viele Firmen in Deutschland Alltag. Im Mittelstand ist der Fachkräftemangel laut einer neuen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes trotzt dem Trend: Jetzt soll sogar ein Maybach-Van die Besserverdiener locken
18.04.2024

Das Interesse an Elektro-Fahrzeugen in Deutschland ist verhalten. Während VW und Tesla das bei den Zulassungszahlen bemerken, nutzen die...

DWN
Politik
Politik Warum Kürzungen in der Flüchtlingspolitik nicht hilfreich sind
18.04.2024

Immer mehr Politiker und Wirtschaftsexperten fordern eine Neuanpassung der Asylpolitik. Aktuell finden kontroverse Maßnahmen wie...