Finanzen

EU-Bankenaufsicht: Konflikt mit Großbritannien droht

Der Entwurf für eine europäische Bankenunion zeigt, dass die EZB die nationalen Aufsichtsbehörden weitgehend ersetzen wird. In der europäischen Bankenaufsicht wird sie künftig für alle Euroländer stimmen. Dies wirft nicht nur bei EU-Staaten außerhalb des Euros Bedenken auf.
11.09.2012 00:45
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Rückversicherer rechnen mit Zerfall des Euros

Die Europäische Zentralbank wird im Zuge der geplanten europäischen Bankenunion mit mehr Kompetenzen ausgestattet und damit zumindest teilweise die Europäischen Bankenaufsicht (EBA) verdrängen. Dies geht aus den Entwürfen für die Bankenunion hervor. Ursprünglich wollte Kommissionspräsident, Jose Manuel Barroso, die Entwürfe am Mittwoch präsentieren. Nun ist das Papier durch mehrere Medien (u. a. die Nachrichtenagentur Reuters) vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangt.

Eine der Änderungen wird sein, dass die EZB bei Entscheidungen innerhalb der EBA künftig mit einer einzigen Stimme für alle Euroländer stimmen wird. Damit würde die Eurozone unter den aktuellen Abstimmungsregeln immer eine Mehrheit bei den Entscheidungen der EBA haben. Dies gefährdet vor allem die Interessen der britischen Aufsichtsbehörde. Wie die Euroländer die interne Entscheidungsfindung neu regeln will, ist noch nicht klar. Außerdem wird die EZB alle Banken in der Eurozone überwachen.

Die EBA soll allerdings weiterhin die Leitlinien für die Bankenaufsicht gestalten. Für den Fall, dass sich die EZB nicht an diese Vorgaben halten sollte, werden der EBA Rechte eingeräumt, welche die EZB zu einem einlenken zwingen sollen.

Zusätzlich wird die EZB mit den Aufsichtsbehörden von Drittstaaten Vereinbarungen treffen können. Sie kann sich so mit Staaten außerhalb Europas direkt abstimmen. Dieser mögliche Alleingang könnte Interesse der EU-27 schaden. Der britische Thinktank OpenEurope befürchtet, „die breitere Position der EU in Bezug auf internationale Standards wie die Basel III Kapitalregeln und ähnliche Angelegenheiten“ könnte dadurch untergraben werden.

Weil die EU-Kommission die Bankenunion auch an eine Vertiefung des gemeinsamen Marktes knüpfen will, verschwimmen die Grenzen zwischen der Regulierung innerhalb der Eurozone und der gesamten EU. Große internationale Banken fürchten, eine Bankenunion innerhalb der Eurozone könnte die gemeinsamen Regeln der Europäischen Union beschädigen.

Mehr Themen:

Die Wandlung des IWF: Vom Helfer der Bedrängten zur globalen Wirtschafts-Polizei

George Soros spekuliert auf Euro-Austritt von Deutschland

Banken brauchen mehr Geld: Irland vor nächster Sparrunde

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...