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Eisschmelze in der Antarktis verändert Anziehungskraft der Erde

Die Erdanziehungskraft an der Antarktis ist laut der Europäischen Raumfahrtbehörde gesunken. Dies sei eine Folge des Klimawandels. Demnach wirkt sich die Eisschmelze auf die Schwerkraft aus.
15.10.2014 00:24
Lesezeit: 2 min

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Die Europäischen Raumfahrtbehörde ESA hat mitgeteilt, dass insbesondere zwischen 2009 und 2012 geschmolzenes Eis für Veränderung in der Gravitation verantwortlich sei. Analysiert wurde dies unter anderem in München an der Technischen Universität, aber auch in den USA und Holland. Hochauflösende Bilder der Region wurden von Wissenschaftler verglichen.

Dabei stellte sich heraus, dass die Fotos mit den Daten eines Satelliten übereinstimmen – auch wenn dieser gar nicht dafür ins All geschickt worden war. So konnten die Forscher anhand seiner Messungen nachvollziehen, wie die Eisschicht zurückgegangen ist, weil er die Unterschiede in der Erdanziehungskraft aufzeigt.

Für die Daten ist der Satellite GOCE verantwortlich. Er wurde von der ESA in den Weltraum geschossen, um die Schwerkraftfelder und die Ozeane zu erkunden. Ausgeschrieben bedeutet sein Name „Gravity field and steady-state Ocean Circulation Explorer“. Die globalen Veränderungen durch das Klima kann GOCE in besonders hohem Detail wiedergeben, wie auch dieses Video der ESA zeigt.

Hier wird verdeutlicht, wie sich im Laufe von November 2009 bis Juni 2012 die Schwerkraft in einem Bereich der Antarktis verändert hat. Dabei sticht ein Fleck hervor, an dem die Gravitation besonders nachgelassen hat. Natürlich ist der Unterschied in der Anziehungskraft sehr gering. Die Erde wird deshalb nicht aus der Umlaufbahn der Sonne geraten oder den Mond verlieren. Allerdings hat diese Veränderung durchaus messbare Folgen.

So hat auch ein anderes Team von Wissenschaftler dieses Jahr bereits einen unaufhaltsamen Zusammenbruch der Gletscher erkannt, wie Slate.com berichtet Demnach wird der Meeresspiegel in den nächsten hundert Jahren um mehrere Meter steigen.

An den Polen bewegt sich also dermaßen viel Masse, dass die Gravitation abnimmt. Wohl kaum für einen Menschen merklich, der die Antarktis nach Jahren erneut besucht, aber zumindest präzise Satelliten können diese Unterschiede messen.

Dabei stellt sich vermutlich für viele die Frage, wie dies überhaupt möglich ist. In der Schule wurde im Physikunterricht immer mit einer konstanten Anziehungskraft gerechnet. Was einem dabei aber verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass die Gravitation variiert. Unter anderem kann somit die Dichte des Bodens, auf dem die Messung stattfindet, für abweichende Ergebnisse sorgen.

In diesem Fall ist es einfach der Unterschied, ob fester Felsen, Wasser oder Eis den Großteil der Fläche einnimmt. Dadurch können die Daten des Satelliten wiederum ausgewertet werden und anzeigen, in welcher Region das Eis am schnellsten schmilzt. Dort nämlich nimmt die Schwerkraft am meisten ab.

Bisher erstreckt sich diese Analyse aber nur über einen kleinen Teil von der Antarktis. Der nächste Schritt liegt jetzt für die Wissenschaftler darin, das gesamte Areal großflächig per Satelliten messen zu lassen. Aktuelle Hochrechnungen beziehen sich logischerweise nur auf die bekannten Daten. Demnach ist vor allem der westliche Teil der Antarktis von der Eisschmelze betroffen. Doch diese Informationen allein reichen noch nicht, um zuverlässige Aussagen für die Zukunft machen zu können.

Derzeit wird geschätzt, dass bis Ende des Jahrhunderts, also in den nächsten 85 Jahren, der Meeresspiegel um bis zu 125 Zentimeter ansteigen kann. Verantwortlich dafür soll speziell die westliche Antarktis sein. Neue Daten von CryoSat – ebenfalls ein Satellit der ESA – haben gezeigt, wie dramatisch die Lage dort ist. So habe sich die Eisschmelze seit 2009 verdreifacht. Demnach schmelzen derzeit pro Jahr 500 Kubikkilometer Eis in der Antarktis und Grönland zusammen. Das entspricht einem Eisberg mit der Größe von Manhattan, der gut 5,5 km dick ist.

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