Politik

Bulgarische Corpbank vor der Pleite, Kunden kommen nicht an ihre Einlagen

Lesezeit: 1 min
22.10.2014 20:41
Die bulgarische Corpbank steht vor der Pleite. Die Bank kann die Einlagen der Kunden nicht mehr ausbezahlen. Die EU hatte zuletzt noch eine Kreditlinie verlängert, um die Bank zu retten. Ob im Fall einer Pleite europäische Steuergelder vernichtet werden, ist noch unklar.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) wirft Bulgarien Verstöße gegen das Einlagensicherungsgesetz vor. Kunden des Krisen-Instituts Corpbank können nicht mehr auf ihre Ersparnisse zugreifen.

Internationale Kontrolleure haben dem bulgarischen Krisen-Institut Corpbank nach Angaben der dortigen Zentralbank ein vernichtendes Urteil ausgestellt. Die Überprüfung habe ungewöhnlich schlechte Geschäftspraktiken aufgedeckt, teilte die Notenbank am Mittwoch mit, die die Untersuchung in Auftrag gegeben hatte. So soll das Geldhaus den Aufsichtsbehörden unglaubwürdige Informationen übermittelt und Kredite nicht ordnungsgemäß abgesichert haben. Dabei hätten Manager die zweifelhaften Geschäfte mit ausgefeilten Manövern vertuscht. Nun seien massive Abschreibungen notwendig, die die Zukunft von Bulgariens viertgrößtem Institut infrage stellen könnten.

Die Zentralbank betonte, eine Rettung von Corpbank sei nur noch möglich, wenn die bulgarischen Gesetze geändert würden. Nach geltendem Recht müsse die Notenbank das Geldhaus in die Insolvenz schicken. Bis Ende des Monats müsse Corpbank die Abschreibungen durchrechnen. Die Zentralbank hatte im Juni bei Corpbank das Ruder übernommen, nachdem Kunden in großem Stil Konten geleert hatten. Daraus entwickelte sich die größte Bankenkrise in dem osteuropäischen Land seit den 1990er Jahren.

Die in London ansässige Bankenaufsicht hat der Bulgarischen Zentralbank, die die Corpbank mittlerweile verwaltet, angeraten, den Kunden Zugang zu den Einlagen zu gewährleisten. Laut EU-Gesetz müssen Einlagen bis zu 100.000 Euro spätestens 25 Tage nach Kontenschließung rückerstattet werden. Sollte die Corpbank nicht zahlen, müsse der bulgarischen Einlagensicherungsfonds (BDIF) einspringen, so die EBA.

Die EU-Kommission leitete Ende September ein Verfahren gegen Bulgarien wegen des Umgangs mit der Corpbank ein. Das Geldhaus hatte nach einem Bank Run alle Kunden-Konten gesperrt. Diese Einschränkungen seien übertrieben und müssen sofort aufgehoben werden, heißt es aus Brüssel.

Die EU musste das bulgarische Finanzsystem im Juni mit einem Notkredit stützen. Die EU-Kommission teilte damals mit, man werde der nach einem Bank-Run erschütterten bulgarischen Banken-Branche mit einem Kredit in der Höhe von 1,7 Milliarden Euro „vorsorglich“ und „angemessen“ unter die Arme greifen.

Doch der bulgarische Bankenskandal zieht immer weitere Kreise: Die Corpbank steht vor der Pleite, nachdem die wichtigsten Kredit-Dokumente spurlos verschwunden sind. Daher müssen auch die europäischen Steuerzahler um den Milliarden-Kredit bangen, den Brüssel als Notmaßnahme gewährt hat.

Wenige Tage nach dem Bank Run gab Bulgarien bekannt, als erstes Nicht-Euro-Land der Bankenunion beitreten zu wollen. Mit dem Zugriff auf die europäischen Sicherungssysteme soll die heimische Banken-Krise entspannt werden.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen: Wo die Probleme in Deutschland liegen und was passieren muss
24.11.2024

In Deutschland gab es in den vergangenen Jahren größere Versäumnisse, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft, die das Wachstum...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wegzugsbesteuerung für deutsche Fondsanleger? Neues Hindernis gegen die Abwanderung ins Ausland beschlossen
23.11.2024

Eine geplante Wegzugsbesteuerung bei Investmentfonds soll zunehmende Abwanderung von Geld und Fachkräften aus Deutschland stoppen! Wie die...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
23.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
23.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Panorama
Panorama 2050: Was erwartet Kinder in der Zukunft?
23.11.2024

Klimawandel, technologische Entwicklungen und demografische Veränderungen werden das Aufwachsen von Kindern in der Zukunft prägen, so die...

DWN
Technologie
Technologie Elektrifizierung: Wind und Solar boomen, doch Kohle bleibt der weltweit bedeutendste Energieträger
23.11.2024

Der Ausbau emissionsfreier Energieerzeugungskapazitäten schreitet in Rekordtempo voran. Doch auch die Nutzung von Kohle zur Stromerzeugung...

DWN
Panorama
Panorama Plastikmüll bekämpfen: UN-Abkommen soll globale Umweltverschmutzung eindämmen
23.11.2024

Plastikmüll ist eine wachsende Gefahr für Umwelt und Meere. Forschende aus den USA zeigen, wie vier Maßnahmen den falsch entsorgten...

DWN
Politik
Politik Deutschland prüft Vorgehen nach Haftbefehl für Netanjahu
23.11.2024

Die Bundesregierung steht nach dem Haftbefehl gegen Israels Regierungschef vor einem Dilemma. Noch ist offen, wie sie sich positioniert....