Politik

Für Steuer-Millionen: Nigel Farage schließt Pakt mit polnischen Rassisten

Lesezeit: 2 min
23.10.2014 23:21
Um an Steuermillionen und mehr Redezeit zu kommen, hat sich der britische UKIP-Chef Nigel Farage auf einen Pakt mit einer eindeutig rassistischen Partei eingelassen. Der Fall zeigt: Auch die Euro-Skeptiker im EU-Parlament sind käuflich. Sie profitieren schamlos von dem System, welches abzuschaffen sie eigentlich gewählt wurden.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Wenn es ums Geld geht, kennen auch die Euro-Skeptiker im EU-Parlament keine Hemmungen. Den Beweis für die Gesinnungslosigkeit der UKIP-Truppe hat in dieser Woche Nigel Farage angetreten, der, um seinen Fraktionsstatus nicht zu verlieren, kurzerhand einen Pakt mit einer rassistischen Splitterpartei aus Polen geschlossen hat,

Zuvor hatte die UKIP-Gruppe von Farage eine Abgeordnete verloren. Es ist unklar, ob sie von den anderen Parteien Avancen bekommen hat, um die UKIP entscheidend zu schwächen. Mit dem Ausscheiden der Politikern drohte Farage der Verlust des Fraktionsstatus im EU-Parlament.

Um jedoch weiter in den Genuss von weiteren Steuermillionen und mehr Redezeit zu kommen, hat sich Nigel Farage den falschen Verbündeten gesucht: Er paktiert mit einer Partei, die sogar dem Front National zu rechtsextrem gewesen war.

Der polnische EU-Abgeordnete Robert Iwaszkiewicz ist Nigel Farages Parteienbündnis „Europa der Freiheit und der direkten Demokratie“ (EFDD) beigetreten. Iwaszkiewicz gehört der polnischen Partei Kongress der Neuen Rechten (KNP) an. Die KNP ist eine rechtsextreme und rassistische Partei.

Der Direktor des des Simon Wiesenthal Centers in Jerusalem, Efraim Zuroff, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten zu dem bemerkenswerten Schritt Farages:

„Nigel Farages Aufnahme eines Abgeordneten des polnischen KNP in die EFDD sendet eine sehr gefährliche Botschaft an die Öffentlichkeit, nämlich, dass die extremistischen Ansichten der polnischen Partei legitim und akzeptabel sind. Angesichts der Tatsache, dass KNP-Chef Janusz Korwin-Mikke die historischen Fakten des Holocaust in Frage stellt – er sagt, dass Hitler vom Massenmord an den Juden nichts gewusst haben soll – in Kombination mit der Aufnahme eines derartigen Parteimitglieds, begibt sich die UKIP substantiell an den Rand der legitimen europäischen Politik. Gleichzeitig wirft UKIP einen düsteren Schatten auf die Euroskeptiker. Verzweifelte Politik führt offensichtlich dazu, dass man sich gefährliche Bettgenossen aussucht.“

Jüdische Organisationen in Großbritannien kritisieren den Vorstoß Farages ebenfalls scharf. Der Vize-Chef der Organisation Board of Deputies of British Jews (BOD), Jonathan Arkush, schreibt in einer Mitteilung:

„Robert Iwaszkiewicz gehört einer extremistischen Partei an, deren Chef eine Geschichte der Holocaust-Leugnung, rassistischen Äußerungen und frauenfeindlichen Kommentaren hat.“

Die rassistischen Aussagen der KNP sind hinlänglich bekannt. Im Juli hatte der KNP-Chef Korwin-Mikke im EU-Parlament erklärt:

„Mindestlohn muss zerstört werden. Als Folge des Mindestlohns haben vier Millionen Nigger in den USA ihren Job verloren. Nun sind 20 Millionen junge Menschen die Neger Europas.“

Zuletzt hatte der österreichische FPÖ-Politiker Andreas Mölzer ähnlich rassistische Töne von sich gegeben und war von seinem Parteichef umgehend zum Rücktritt gezwungen worden. 

Robert Iwaszkiewicz ist ein Vertrauter und Gefolgsmann von Korwin-Mikke. Rechtsextreme Parteien sind ihrer Natur nach sehr auf einen einzelnen - oft charismatischen - Führer focussiert. Dieser sendet seine Gefolgsleute dann in entsprechende Positionen. Einen innerparteilichen Widerstand gegen die Linie der Partei gibt es nicht. Nicht selten überbieten die einfachen Parteisoldaten ihre Führer mit abstrusen Sprüchen.  So sagte Iwaszkiewicz in einem Interview mit der polnischen Zeitung Gazeta Wroclawska, dass er das Schlagen von Frauen für angemessen hält, um den Frauen dabei zu helfen, „zurück auf die Erde zu finden.“ Später behauptete er, er habe die Aussage scherzhaft gemeint.

Sogar die Vorsitzende der Front National, Marine Le Pen, hatte eine Kooperation mit der KNP nach den EU-Wahlen 2014 abgelehnt. „[Korvin-Mikkes] Äußerungen und seine politischen Ansichten stehen in Kontrast zu unseren Werten“, zitiert der Guardian Le Pen.

Farage will an Iwaszkiewicz festhalten. Er habe nichts im Lebenslauf des Polen gefunden, das ihn als „politischen Extremisten“ entlarven könnte, zitiert ihn die Huffington Post.

Farage macht damit klar, dass er seine eigenen politischen Vorteile über eine Politik stellt, die sich klar gegen Extreme abgrenzt. Farage hatte sich in seinen hehren Zielen bereits diskreditiert, als er seine Frau auf EU-Steuerkosten als Sekretärin beschäftigt hatte. 


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...