Politik

Energiewende: Bundesregierung will private Selbstversorger schröpfen

Lesezeit: 1 min
02.04.2014 15:20
Die von Sigmar Gabriel und den Ministerpräsidenten verhandelte Energiewende muss von den privaten Selbstversorgern finanziert werden. Bürger, die sich mit Sonnekollektoren oder Biomasse unabhängig gemacht haben, werden zugunsten der Industrie mit der EEG-Umlage belegt. Massive Lobbyarbeit legte den Grundstein zur Umverteilung.

Konsumentenschützer rechnen mit zusätzlichen Stromkosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro durch die geplante Reform der Ökostrom-Förderung. "Das würde dann für einen durchschnittlichen Haushalt noch einmal 14 Euro mehr pro Jahr bedeuten", sagte der Energieexperte des Bundesverbandes der Verbraucherschutzzentralen, Niels Schnoor, am Mittwoch Reuters. "Das wird wahrscheinlich auch ein Problem für die Akzeptanz der Energiewende werden."

Besonders betroffen seien Haushalte, die sich selbst mit Strom versorgen würden, erklärte Schnoor. Die müssten demnächst auch eine EEG-Umlage zahlen. "Gerade diese Leute verhalten sich im Sinne der Energiewende und die sollen jetzt bestraft werden." Das sei nicht nachvollziehbar.

Bund und Länder hatten sich am Dienstagabend darauf geeinigt, sowohl die Ausbauziele für Windkraft zu erhöhen und auch Standorte in Binnenländern stärker zu fördern als anfangs vorgesehen. Bei den Windparks auf hoher See sollen die Fördersätze moderater gesenkt und mehr Anlagen genehmigt werden können. Bayern und Thüringen setzten zudem Verbesserungen für Biogas-Anlagen durch.

Aus Sicht der Konsumentenschützer ist die geplante Förderung der im küstennahen Meer überzogen. "Windenergie an Land ist im Verhältnis wesentlich günstiger", sagte Schnoor. Man könnte bis 2020 rund 3,5 Milliarden Euro pro Jahr sparen, wenn man die Förderung für Offshore-Anlagen halbiere und im Gegenzug die Mittel für Onshore-Anlagen und Photovoltaik um je 20 Prozent aufstocke. "Das würden wir für den sinnvolleren Weg halten."

Mit Unverständnis reagiert die Zentrale auch auf die Überlegungen, den Schienenverkehr von den Ausnahmen von der Umlage für den Ökostrom zu streichen. Dadurch werde der Fehlanreiz gesetzt, von der Schiene auf das Auto zu wechseln.

Der Fall zeigt, wie staatlicher Zentralismus abläuft: Die Regierung schließt einen Pakt mit der mächtigen Stromlobby (zur Erinnerung: Sigmar Gabriel war vor einigen Jahren als Lobbyist für VW in Brüssel tätig) und lässt die Privatleute über die Klinge springen. Es wird vor allem jene treffen, die das einzig richtige gemacht hatten - nämlich den individuellen Ausstieg aus einem System, das von einer Umverteilung zur nächsten hechelt.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...