Bei den Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei vor der EZB in Frankfurt hat es am Mittwochmorgen mehrere Verletzte auf beiden Seiten gegeben. Die Polizei berichtete zudem von mehreren Festnahmen.
Bei den Ausschreitungen sind nach Polizeiangaben mindestens 88 Polizisten verletzt worden. 8 Beamte seien durch Steinwürfe verletzt worden, weitere 80 durch eine ätzende Flüssigkeit oder durch Reizgas. Unterschätzt habe die Polizei die Lage nicht, es seien aber weitere Übergriffe von Gewalttätern zu erwarten. „Ich denke, wir müssen auch im Laufe des Tages mit weiteren gewalttätigen Aktionen rechnen.“ Ein Blockupy-Sprecher berichtete, beim Einsatz von Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken durch die Polizei seien auch viele Demonstranten verletzt worden.
Die Polizei war massiv gegen die Protestierer vorgegangen, nachdem im Umkreis des abgesicherten EZB-Geländes mehrere Brände gelegt wurden. Aus der Menge der Demonstranten wurden Steine und Böller gegen Wasserwerfer geworfen. Die Polizei hat nach eigenen Angaben rund 350 Aktivisten in der Innenstadt festgesetzt. Sie hätten zuvor an verschiedenen Stellen der Stadt Straftaten begangen und randaliert. Von einem Kessel wollte die Polizei nicht sprechen, sagte aber nichts über das konkrete Vorgehen.
„Die Atmosphäre ist aggressiv“, sagte Polizeisprecherin Claudia Rogalski am Mittwochmorgen der dpa. Im Frankfurter Ostend, wo die EZB ihren Sitz hat, gab es kaum eine Straßenkreuzung, an der nicht Mülltonnen, Autoreifen oder Fahrzeuge brannten. Demonstranten versuchten, das weiträumig abgesperrte Gelände der EZB zu stürmen, wurden aber von der Polizei gestoppt.
Am Vormittag eröffnet die EZB ihre neue Zentrale - die sie bereits seit mehreren Monaten nutzt - mit einem kleinen Festakt offiziell. Bei der Eröffnung des neuen, vom Steuerzahler bezahlten Büroturm glich die EZB einer Festung. Augenzeugen berichten sogar von Radpanzern, die vor dem Gebäude positioniert wurden.
Die Polizei rechnet im Tagesverlauf mit mindestens 10.000 Demonstranten. Am Nachmittag sind mehrere Demonstrationszüge geplant.
Es habe an mehreren Stellen Angriffe auf Polizisten gegeben, sagte die Sprecherin weiter. Die Demonstranten attackierten auch Feuerwehr und Straßenbahnen mit Steinen. Die Feuerwehr sei dadurch am Löschen gehindert worden. Mindestens zwei Polizeiautos wurden in Brand gesetzt. Vermummte Demonstranten wurden beim Weglaufen gesehen. Die Polizei hielt sich an den Rändern der Sperrzone zunächst zurück und konzentrierte sich auf den Schutz der EZB.
Die Demonstranten blockierten laut Polizei die zentrale Flößerbrücke über den Main und den Ratswegskreisel, einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt im Osten der Stadt.
Vor dem EZB-Gelände hatte eine Mahnwache von Kapitalismusgegnern am Morgen zunächst ruhig begonnen. Demonstranten berichteten aber von einem Tränengaseinsatz der Polizei. Von Angriffen auf Beamte wisse man nichts, sagte eine Blockupy-Sprecherin.
„Wir haben mit Gewalt gerechnet, wir haben ausreichend Kräfte im Einsatz“, sagte die Polizeisprecherin. „Dass es so schnell kommt - ich hätte auch gewünscht, dass es anders gekommen wäre.“