Die Braunkohle-Kraftwerke von Vattenfall in Ostdeutschland und der zugehörige Tagebau in der Lausitz gehen aller Voraussicht nach an den tschechischen Versorger EPH. Er habe sich gegen das deutsch-australische Konsortium von Steag und Macquarie durchgesetzt, das eine Stiftungslösung für das verlustreiche Geschäft geplant hatte, sagten drei mit den Verhandlungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. EPH hat sich für den Kauf einem Insider zufolge mit dem tschechischen Finanzinvestor PPF Investments zusammengetan. Der dritte Bieter Vrsanska Uhelna sei schon zuvor aus dem Rennen gewesen. Der Braunkohleförderer gehört der tschechischen Czech Coal.
Für den schwedischen Versorger dürfte am Ende ein niedriger positiver Kaufpreis übrig bleiben. Alle Bieter hatten finanzielle Zugeständnisse für die Übernahme gefordert, die von Stadtwerken in Nordrhein-Westfalen dominierte Steag und der Infrastruktur-Investor Macquarie wollten laut Insidern von Vattenfall einen Beitrag von zwei Milliarden Euro für die Stiftung. EPH-Verwaltungsratschef Daniel Kretinsky hatte im März erklärt, man sei sich bewusst, dass das Geschäft in den nächsten Jahren Geld verbrennen werde und man keine Dividende zahlen können werde.
Für Vattenfall arbeiten in der Lausitz rund 8000 Menschen. Die Verträge sollen in der kommenden Woche unterzeichnet werden, sagten die Insider. Der Aufsichtsrat der schwedischen Vattenfall soll den Verkauf in etwa zehn Tagen abnicken. Der bisherige Eigentümer und die genannten Bieter wollten sich zu den Informationen nicht äußern.
Schwedens Innovationsminister Mikael Damberg sagte Reuters, Vattenfall habe der Regierung noch keinen Käufer genannt. Die Opposition im Bundestag mahnte, dass der neue Eigentümer für die Sanierungskosten geradestehen müsse. Bisher sei EPH dazu vage geblieben. „Bund und Länder müssen sicherstellen, dass EPH diese Rücklagen aufbringen kann und wird, und dürfen vorab keine neue Betriebsgenehmigung ausstellen“, sagte die klimapolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Annalena Baerbock. „Allen Beteiligten muss klar sein, dass es hier nicht um schnelles Geld, sondern um die Übernahme von Verantwortung gehen muss.“ Die Bundesregierung hatte vergangenes Jahr beschlossen, alte Braunkohlekraftwerke Zug um Zug vom Markt zu nehmen, um die CO2-Ziele bis 2020 zu erreichen. Die Meiler dienen bis dahin als Reserve, die Betreiber erhalten dafür Ausgleichszahlungen.
Vattenfall hatte den Verkauf Ende 2014 angestoßen, um seine CO2-Bilanz zu verbessern. Der Wert des Braunkohlegeschäfts ist seither aber deutlich gesunken, die Strom-Großhandelspreise sind durch den Ausbau von Solar- und Windkraft im freien Fall. Die Schweden hatten bereits im vergangenen Jahr 1,6 Milliarden Euro auf ihre Braunkohle-Aktivitäten abgeschrieben. In seiner Heimat Skandinavien setzt der Stromkonzern vor allem auf Wasserkraft und Atomstrom, in Deutschland und den Niederlanden betreibt er auch Gas- und Steinkohle-Kraftwerke. DieBraunkohle-Kraftwerke machen fast ein Viertel seiner fossilen Erzeugungskapazität aus. Im vergangenen Jahr hatte Vattenfall noch 84 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen, bis 2020 soll die CO2-Bilanz auf 21 Millionen Tonnen sinken.